Keine Bewegung in der Eurozone, Erholung in den USA
Keine Bewegung
Die Eurozone stagniert. Das 2. Quartal brachte Stillstand, Null-Wachstum. Interessant ist die regionale Verteilung: Italien und Deutschland meldeten Rückschritte, die von den anderen Staaten (namentlich Spanien) aufgefangen wurden. Frankreich kommt nicht voran. Die französischen Daten vom aktuellen Rand, wie der von 50 auf 49,1 Punkte in den Kontraktionsbereich gefallene Einkaufsmanager-Index, deuten sogar auf neuerliche Rückgänge. Die Inflation der Eurozone blieb nahe Null (zuletzt 0,4%). Auch das weist auf eine schwache, kaum mehr erkennbare Dynamik hin. Auch der Außenhandel bringt kaum Impulse. Der Überschuss ging von 16,8 Mrd. Euro auf 12,2 Mrd. Euro zurück. Damit blieb er deutlich unter den Erwartungen (Konsens 15,5 Mrd. Euro). Allerdings lieferte die zuletzt leicht gestiegene Industrieproduktion mit +2,2% im Monatsvergleich (Konsens +1,4%) eine kleine positive Überraschung. Sie lag damit auch über dem Vormonat mit +0,2%. Wenigstens blieb der Einkaufsmanager-Index mit 52,3 Punkten trotz seines Rückgangs (zuvor 52,8) klar im Expansionsbereich oberhalb von 50 Punkten. Zudem sind die relativ guten Aussichten Chinas (und damit Asiens insgesamt) ebenfalls ein gutes Vorzeichen für die Eurozone. Denn die europäische Industrie profitiert besonders stark von der Verflechtung mit Asien.
Die Belastungen kommen nach wie vor von der Fiskalpolitik. Kompensation für die hier ausfallende Nachfrage ließe sich nur durch Strukturreformen und daraus folgende neue Dynamik erreichen. Nachhaltige Besserung ist erst zu erwarten, wenn die fiskalischen Probleme soweit bereinigt sind, dass die Dümpel-Staaten der Eurozone wieder stärker investieren können und Strukturreformen neue Wachstumspotenziale frei setzen. Dafür sind die Regierungen zuständig. Die Geldpolitik der EZB hat bereits das ihre getan.
Fazit: Der Euro bleibt unter Druck.
Erholung kommt voran
Trotz einiger Rückschläge kommt die Erholung in den USA voran. Zu den Enttäuschungen zählen sicher die jüngsten Minuszeichen bei der Industrieproduktion (-0,1% im Monatsvergleich, -0,4% bei den gewerblichen Produzenten) sowie die schwachen Orders für dauerhafte Güter. Immerhin: Im Kernbereich – das sind die zivilen Kapitalgüter, was in etwa den Anlageinvestitionen entspricht – gab es ein kleines Plus nach roten Zahlen für den Vormonat. Die schwierige Gemengelage verdeutlichen auch die jüngsten Ausgaben des Einkaufsmanager-Index: Sie liegen mit 58-59 Punkten jeweils klar im Expansionsbereich, aber unter den Erwartungen und den Vormonaten. Auch die Wachstumszahlen zum 2. Quartal geben eine positive „Headline“ mit 4,6%. Andererseits stören Details wie das starke Gewicht der wachsenden Lagerbestände innerhalb der starken Investitionen. Daneben bleibt die offene außenwirtschaftliche Flanke. Das Leistungsbilanzdefizit belief sich im 2. Quartal auf 98 Mrd. Dollar. Es liegt damit im Trend, der darauf hindeutet, dass sich die USA jährlich um etwa 400 Mrd. Dollar neu verschulden. Das schafft Abhängigkeiten.
Fazit: Die Erholung kommt in den USA voran. Sie wird auch den Dollar über anziehende Zinsen stützen. Allerdings bleiben Schwachpunkte erkennbar, die die Aussichten begrenzen.
Impulse verebben
Japans Wirtschaft war in den beiden vergangenen Jahren zwei gegenläufigen Impulsen ausgesetzt. Im letzten Jahr gab es zunächst den expansiven Stoß durch Devisenmarktinterventionen und ein Konjunkturprogramm. Dann kam im April der kontraktive Schlag mit der Mehrwertsteuererhöhung. Beides scheint jetzt langsam zu verebben. Der Einkaufsmanager-Index rutscht ab. Es geht immer näher an die Grenze zum Kontraktionsbereich bei 50 Punkten (zuletzt 51,7 nach 52,4 Punkten). Die Industrieproduktion schrumpft bereits – zuletzt mit -1,6% – auch stärker als erwartet (Konsens -1,1%). Dabei weisen die Monatsdaten auf eine Beschleunigung der Talfahrt hin. Die Konsumparameter liefern ein unklares Bild: Die Umsätze der Einzelhändler legten demnach zu, während die Ausgaben der Haushalte (entspricht dem Konsum) mit -4,7% schneller schrumpfen als erwartet (Konsens -3,6%). Das Handelsdefizit nimmt leicht ab (zuletzt 948 Mrd. Yen per August nach 964 Mrd. Yen im Vormonat). Grund: Die Importe schrumpfen schneller als die Exporte. Die politisch aufgeblähten Inflationsraten kommen langsam zurück. Auch der jüngste Tankan-Bericht der Zentralbank deutet in diese Richtung: Während die international ausgerichteten Großunternehmen durchaus positiv gestimmt und zu Investitionen geneigt sind, bleiben die inlandsorientierten kleineren Unternehmen skeptisch und investieren kaum.
Fazit: Premierminister Abes Politik hat keine neuen Perspektiven und Möglichkeiten eröffnet. Die rein konjunkturell wirkenden Impulse haben lediglich ein Strohfeuer entfacht. Die Wirtschaft sackt daher nach dem Verebben dieser kurzlebigen Impulse in die vorherige – schlechte – Ausgangslage zurück. Die volkswirtschaftliche Basis des Yen wird erneut schwächer.
Schritte zur Konvertibilität
Die Asiatische Entwicklungsbank ADB hat gerade ihren Ausblick für Asien vorgelegt. Er sieht für die ganze Region weitgehend unverändertes Wachstum von jeweils über 6% für 2014/15 voraus. Zu den Antriebskräften zählt China, für das die ADB 7,5% und 7,4% Wachstum für 2014/15 erwartet. Diese optimistische Sicht wird auch von den aktuellen Daten her gestützt: Die Einzelhandelsumsätze legen mit rund 12% weiter zweistellig zu. Der Export lieferte zuletzt mit +9,4% (jeweils zum Vorjahr) ebenfalls starke Nachfrageimpulse. Demgegenüber ist die Inflation mit gerade 2% niedrig. Das bietet Raum, nötigenfalls monetär mehr Gas zu geben. Unterdessen wurde der direkte Devisenhandel Euro-Yuan gestartet. Damit entfallen die bisher nötigen Umwege bei der Abwicklung des Güterhandels, der bislang mit Hilfe des Dollar abgewickelt werden musste. Neue Impulse sind in erster Linie von der weiteren Liberalisierung des Finanzsektors her zu erwarten. Das wird zusätzliche Möglichkeiten für private Finanzdienstleistungen schaffen.
Fazit: China ist auf gutem Wege, die Voraussetzungen für die freie Handelbarkeit des Yuan zu schaffen.
Sanktionen drücken den Rubel
Der Rubel kommt immer stärker unter Druck. Zuletzt fiel er so steil, dass sich die Regierung genötigt sah, sich mit beruhigenden Kommentaren an die eigene Bevölkerung zu wenden. Eigene wie fremde Sanktionen treffen die Wirtschaft fühlbar. Der Lebensstandard der Bevölkerung sinkt, während die Preise anziehen, angeführt von den Lebensmitteln. Allerdings hat die Notenbank bislang auf direkte Interventionen zugunsten des Rubel verzichtet. Die Währungsreserven blieben unangetastet. Jedoch wurden bereits fiskalische Reservefonds genutzt, um die Sanktionsfolgen bei Banken und Industrieunternehmen aufzufangen.
Fazit: Da die politischen Ursachen unverändert bestehen bleiben, geht auch die Abwertung des Rubel zunächst weiter.
Mehr Stärken, weniger Schwächen
Die aktuellen Zahlen der britischen Wirtschaft sind gut. Die Wachstumsrate von zuletzt 3,2% beruht vor allem auf starker Bautätigkeit und dem Finanzgeschäft. Es bleiben aber auch schwache Seiten erkennbar. Da ist vor allem die Außenwirtschaft mit einem entgegen den Erwartungen und Plänen immer weiter expandierenden Defizit der Handelsbilanz. Der Export bleibt schwach. Hinzu kommen die politischen Risiken: Der Tory-Parteitag zeigt, dass Regierungschef Cameron bislang kaum seine eigene Partei vom Nutzen der EU-Mitgliedschaft überzeugen kann. Damit wird der Standort UK aus kontinentaler Sicht immer wackliger. Dieses Unbehagen schlägt offenbar auch auf die Wirtschaft durch. Die Stimmungsindikatoren haben zuletzt leicht verloren.
Fazit: Das Pfund kann zulegen, weil die guten Zahlen die Zinserwartungen nach oben treiben. Die politischen Aussichten können den Anstieg nicht stoppen.