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Monatsprognose

Kleine Freuden in Euroland, Enttäuschung in den USA

Unsere Monatsprognose für die weltweit wichtigsten Währungen.

Kleine Freuden

Die neuen Daten aus den letzten Wochen bestätigen den flachen, aber klar positiven Wachstumstrend der Eurozone. Vor allem die Industrieproduktion legte per April mit +1,4% stärker zu als erwartet – der Konsens lag bei +0,9%; auch die Umsätze des Einzelhandels stiegen um 2,4% statt erwarteter 1,2%. Diese Hinweise auf weitere Zuwächse bestätigt auch der mit 53,5 Punkten im positiven Bereich liegende Einkaufsmanager-Index. Insofern gibt es gute Aussichten, dass auch das 2. Quartal dem Erholungstrend (0,9% Zuwachs im 1. Quartal) folgen wird.

Einige Staaten notierten dabei mit deutlichen Rückschritten. Das betrifft namentlich Estland und die Niederlande. Beide Länder dürften jedoch bald schon wieder positive Beiträge leisten. Das wird dem Gesamtergebnis von Euroland zugute kommen.

Die jüngste, symbolische Zinssenkung durch die EZB dürfte sich unterdessen als wenig geschickt erweisen. Die Währungshüter haben hier ohne zwingenden Handlungsbedarf vorzeitig Spielraum verschenkt. Von einer Deflationsgefahr in einem wirtschaftspolitisch nachvollziehbaren Sinne kann jedenfalls kaum die Rede sein. Wie schon mehrfach von uns dargestellt, ist die bei 0,5% liegende Rate zu großen Teilen aus dem Anpassungsbedarf der Krisenstaaten erklärbar und daher keinesfalls als Problem zu definieren.

Fazit: Die wirtschaftliche Erholung der Eurozone bleibt weiterhin intakt. Der Außenwert des Euro gibt allerdings langsamer nach als gewünscht und erwartet.   

Ziemliche Enttäuschung  

Die Revison der Wachstumsdaten zum 1. Quartal bringen einen heftigen Schlag ins Kontor. -2,9% (annualisiert) statt der zunächst angegebenen -0,1% – das ist nicht mehr nur mit dem schlechten Wetter erklärbar. Zumal die Währungshüter um Janet Yellen schon im Vorfeld ihre Wachstumprojektionen herabgesetzt hatten. Sie sehen die Schwäche der US-Wirtschaft etwas klarer, auch wenn sie die offenen Worte dazu aus politischer Rücksichtnahme (noch?) vermissen lassen. Der Löwenanteil der fiskalischen Krisenbekämpfungsmaßnahmen bestand am Ende in Steuersenkungen zugunsten der privaten Haushalte. Sie versickerten weitgehend im Konsum, ohne dass damit Abhilfe bei den strukturellen Problemen der USA (v. a. Bildung, Infrastruktur) geschaffen wurde. Die von uns vor vier Wochen angekündigten negativen Überraschungen werden damit greifbar.

Die Daten vom aktuellen Rand wirken auch nicht sonderlich positiv. Die Orders dauerhafter Güter enttäuschten klar (-1% statt Konsens +0,4%, Monatsvergleich). Auch der Zuwachs bei den Bestellungen ziviler Kapitalgüter (Indikator der Anlageinvestitionen) um 0,7% liegt noch unter dem Einbruch des Vormonats um 1,1%. Unterm Strich läuft die US-Erholung schwächer als erwartet. Das wird für eine langsamere Straffung der Geldpolitik sorgen. Zudem bestehen im Hintergrund weiter erhebliche politische Risiken durch den selbstzerstörerisch wirkenden rechten Flügel der Republikaner, die Tea Party und deren Sympathisanten. Ihr Einfluss reicht unverändert aus, wichtige Vorhaben zu blockieren.

Fazit: Die trotz aller Probleme erkennbare Erholung wird den Dollar dennoch schrittweise stärken.   

„Die Deflation ist zu Ende“. Ist sie das?

Die Inflationszahlen per April verführten Japans Regierungschef Shinzo Abe zu dieser Aussage. Und so sehen die Fakten aus: Die Konsumentenpreise legten insgesamt um 3,4% zu, die Kernrate ohne Lebensmittel und Energie immerhin noch um 2,2%. Allerdings sind davon 1,7 Prozentpunkte auf den Einmal-Effekt durch die Mehrwertsteuererhöhung (von 5% auf 8%) zurückzuführen, wie die Bank of Japan errechnete.

Von den 2,2% Zuwachs bei der Kernrate bleiben damit nur 0,4% „echte“ Inflation übrig. Weiteren Aufschluss über den Preistrend liefern die demnächst fälligen Daten für Mai. Shinzo Abe steht indes trotz zeitweilig guter Daten unter Druck. Denn das Publikum wartet schon zu lange auf die ausstehenden Reformen. Die jetzt vorgelegten Pläne lösen wenig Begeisterung aus. Abe liefert ein Sammelsurium von mehr als 200 Einzelmaßnahmen. Sie reichen von veränderten Regulierungen des Arbeitsmarktes über fühlbare Steuersenkungen für die Unternehmen bis hin zu sinkenden Einfuhrzöllen für Agrarprodukte. Das ruft Widerstand von allen Seiten hervor. So formiert sich schon die Landwirtschaftslobby zum Schutz der heimischen Produzenten. Und diese Lobby ist schlagkräftig. Denn sie ist ein wichtiger Teil der Regierungspartei, auf die sich Abe stützen muss, um seine Reformen durchs Parlament zu bringen. Das Ganze wirkt eher wie eine Alibi-Aktion und weniger wie ein echter Reformansatz.

Unterdessen setzt die Wirtschaft ihren alten Kurs fort. Die Stimmung hat sich unter dem Eindruck der expansiven Politik weiter aufgehellt. Der Einkaufmanager-Index stieg jetzt von 49,9 auf 51,1 Punkte über die Expansionsschwelle bei 50 Punkten. Das Handelsdefizit vergrößerte sich von (rund) 800 Mrd. Yen auf 900 Mrd. Yen. Die strukturellen Probleme bestehen also fort.

Fazit: Der Yen wird auf absehbare Zeit schwach gehalten.

Beschleunigung

Unsere optimistische Einschätzung Chinas scheint sich zu bestätigen. Die Konjunktur beginnt sich sogar wieder zu beschleunigen. Der Einkaufmanager-Index des verarbeitenden Gewerbes (manufacturing) legte im Mai von 49,7 auf 50,8 Punkte zu. Er liegt jetzt (wie der japanische) wieder oberhalb der Expansionsschwelle bei 50 Punkten. Dazu dürfte der Außenhandel beigetragen haben. Der Export legte zuletzt um 7% gegenüber dem Vorjahresmonat zu. Der Überschuss kletterte sogar so deutlich, dass sich der Verdacht von Falschfakturierungen zwecks illegalen Kapitaltransfers nicht ausschließen lässt. In jedem Falle expandieren Industrieproduktion (8,8% nach 8,7%) und Einzelhandelsumsätze (12,5% nach 11,9%) nicht nur kräftig, sie steigern auch das Tempo wieder leicht.

Der starke Grundtrend der chinesischen Wirtschaft verhindert die „harte Landung“. Und zwar trotz der internen – und daher beherrschbaren – Kreditprobleme. Die Risiken für China und die anderen Staaten der Region liegen eher in der aggressiven Außenpolitik Pekings. Sie sucht durch Einschüchterung der Nachbarstaaten das chinesische Einflussgebiet zu vergrößern.  

Fazit: Der Yuan dürfte in einen neuen, allerdings sehr flachen und politisch kontrollierten Aufwertungstrend zum Dollar einschwenken.

Schwächezeichen der Binnennachfrage  

Die Umsätze des britischen Einzelhandels legten zuletzt nur noch um 3,9% zu. Bezugspunkt ist der Vorjahresmonat. Das Ergebnis liegt unter dem des Vormonats (+6,5%) und unter den Erwartungen (4,5%). Der jüngste Monatsvergleich war mit -0,5% schon negativ. Diesen Trend bestätigen die rückläufigen Inflationsdaten. Sie unterboten zuletzt mit 1,5% sowohl die Erwartungen (1,7%) als auch den Vormonat (1,8%). Auch hier war der jüngste Monatsvergleich mit -0,5% negativ.

Die Einzelhändler bieten Preisnachlässe, um den Umsatz zu halten. Hier schlägt sich die durchwachsene Entwicklung des Arbeitsmarktes nieder. Er bringt zwar Beschäftigungszuwächse, aber auch eine eher enttäuschende Lohnentwicklung nach dem Muster des letzten Monats. Schon da legten die Entgelte mit 0,7% gegenüber dem Vorjahr deutlich schwächer zu als erwartet (+1,2%) und zuvor gesehen (+1,4%). Die Entstehungsseite liefert dagegen mit der wachsenden Produktion von 3% zum Vorjahresmonat durchaus positive Signale. Allerdings sinkt die für den Export wichtige Öl- und Gasproduktion weiter. Der Export gab entsprechend um 4,4% nach. Das Handelsdefizit der Briten vergrößert sich.  

Fazit: Wir sehen erste Hinweise, dass die starke UK-Binnennachfrage schwächer wird. Die außenwirtschaftlichen Probleme rücken stärker in den Mittelpunkt und werden das Pfund belasten – nachdem das sicher noch starke Wachstum im 1. Quartal zur Kenntnis genommen wurde.

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