Den größten Impuls – in Form einer dicken Beruhigungspille – hat die US-Notenbank Fed den Märkten verabreicht. Fed-Chefin Janet Yellen hat offen angekündigt, dass die US-Leitzinsen noch geraume Zeit unverändert bleiben. Damit dürfte der Zins später steigen, als von etlichen Beobachtern erwartet (Mitte 2015). Insbesondere die Verschiebung des Fokus von der Arbeitslosenrate auf die US-Inflationsrate gibt der Notenbank den argumentativen Spielraum, die Zinsen konstant zu halten.
Überraschungen brauchen die Märkte nicht zu fürchten. Die Fed wird an ihrer Politik der frühzeitigen und klaren Kommunikation (forward guidance) festhalten. So machte Yellen klar, dass vor einer Zinserhöhung in jedem Fall die Floskel der „geduldigen Haltung“ aus dem Fed-Statement verschwinden wird. Das bedeute aber nicht, dass die Fed dann „in den nächsten ein oder zwei Sitzungen“ die Zinsen anheben werde. Sie wolle dann nur darauf hinweisen, dass sie fortan jederzeit bereit sei, die Zinsen zu erhöhen.
Händler haben diese Aussagen wohlwollend zur Kenntnis genommen und werden fortan die Ohren spitzen. Deutet sich die US-Zinswende an, dürfte es an den US-Märkten zu Korrekturen kommen. Vermutlich werden sich diese aber in Grenzen halten. Auch für Europa sind dann Kursrückgänge bei Aktien zu erwarten. Allerdings deutlich geringere. Denn die Europäische Zentralbank (EZB) wird im März beginnen, Staatsanleihen im Volumen von 60 Mrd. Euro monatlich zu kaufen. Das dürfte nach allen Erfahrungen in den USA und Japan die Aktienkurse mittelfristig eher stützen. Insofern rückt unser Investitionsfokus wieder etwas stärker nach Europa.
Im Statement der Fed zeigt sich aber vor allem, wie schwer es der US-Notenbank fällt, ihre lockere Geldpolitik wieder zu normalisieren, ohne große Marktverwerfungen zu riskieren. Die EZB und die Bank of Japan werden dieses Experiment sehr genau verfolgen, denn ihnen steht diese Mission auch noch bevor. Zuvor werden aber die Aktienkurse (z. T. auch Immobilienpreise) mit dem billigen Geld noch weiter aufgepumpt. Der DAX steuert weiter auf sein nächstes Ziel bei 12.000 Punkten zu. Der Nikkei hat auf seinem Weg zur 20.000 in der vergangenen Wochen schon fast weitere 1.000 Zähler zugelegt und inzwischen beinahe 19.000 Punkte erreicht.
Die sich absehbar entkoppelnden Notenbankpolitiken zwischen den USA, Europa und Japan werden auch den Dollar weiter nach oben treiben. Der Euro und der japanische Yen dürften dagegen weiter fallen. Wir gehen für EUR/USD davon aus, dass der Wechselkurs die Parität – also ein Tauschverhältnis von 1 zu 1 – anlaufen wird. Stärker als 1,18 gegenüber dem Dollar dürfte der Euro vorerst nicht werden.
Fazit: Die Liquiditätswelle trägt weiter. Während die Fed bemüht ist, ihren Ausstieg vorzubereiten, werden in Europa die Geldschleusen noch richtig aufgedreht. Der DAX müsste eigentlich Luft holen. Er könnte bis auf 9.800 Punkte korrigieren, ohne den Aufwärtstrend zu gefährden. Wir warten darauf. Kaufkurse sehen wir erst zwischen 10.000 und 10.500 Punkten.