Kroatien will schrittweise zum Euro-Beitritt
Mit einem Wachstum von 10,4% für das Jahr 2021 hat die Wirtschaft die Erwartungen deutlich übertroffen. Der IWF hatte im September lediglich 5,4% prognostiziert. Wenige Woche später sah die EBRD im Herbstausblick schon 8% BIP-Zuwachs voraus. Dieser Wachstumsschub ist umso erstaunlicher, weil Kroatien zu den schwächsten EU-Staaten gehörte. Kroatiens Wirtschaft brauchte 10 Jahre bis 2018, um sich von der globalen Finanzkrise 2008 zu erholen.
Der neue Schwung ist Ergebnis von Reformen. Der wichtigste Teil: Es ist den Strafverfolgungsbehörden und der Justiz gelungen, die weit verbreitete Korruption einzudämmen. Ex-Regierungschef Ivo Sanader sitzt seit einigen Jahren wegen Korruption hinter Gittern und wird dort wohl auch noch eine Weile bleiben müssen, selbst wenn, wie kürzlich geschehen, ein einzelnes Urteil aufgehoben wird.
Korruptionsbekämpfung zeitigt Erfolge
Die Eindämmung von Korruption und Klientel-Wirtschaft setzt neue Kräfte frei. Die stehen etwa hinter dem jüngst erzielten Exportwachstum. Das wird dazu beitragen, die Abhängigkeit vom Tourismus zu lockern. Der im jüngsten IWF-Bericht gelobte Zuwachs der öffentlichen Einnahmen spiegelt sowohl verbesserte formelle Verfahren als auch die Eindämmung der Amigo-Wirtschaft wider.
Effiziente Verwendung von EU-Mitteln Dank der Reformen
Diese Fortschritte sprechen dafür, dass es Kroatien gelingen könnte, die großzügige Zuteilung von EU-Mitteln effizient zu nutzen. Die Behörden haben mit den Reformen im Zusammenhang mit den "Next-Gen"-EU-Fonds einen aus Sicht des IWF beachtlichen Anfang gemacht. Von daher gibt es eine gute Chance, dass die Reformdynamik aufrecht erhalten werden kann und die erhofften Reformen im Renten- und Gesundheitswesen realisiert werden.
Am aktuellen Rand hält die starke Dynamik. Die Notenbank konstatierte Zuwächse bei der Beschäftigung und korrespondierende Rückgänge der Arbeitslosigkeit. Der Zuwachs der Nominallöhne wurde teilweise allerdings durch den Kaufkraftverlust kompensiert. Die Inflationsrate auf Ebene der Verbraucherpreise stieg zuletzt auf 6,3%. Die Währungshüter signalisieren im Hinblick auf den angestrebten Euro-Beitritt ihren Willen, die Inflationswelle zu brechen.