Mehr Konsum in Euroland, Silberstreifen in China
Mehr Konsum
Der flache, aber eindeutig positive Wachstumstrend der Eurozone setzt sich fort. Dabei gewinnt der Konsum neben dem Export zunehmend an Gewicht. Das 1. Quartal schloss mit +0,2% (gegenüber dem Vorquartal) oder 0,9% (zum Vorjahr) ab. Das war leicht über dem Vorquartal, aber auch etwas unter den Erwartungen. Die Botschaft der Zahlen lautet: Es geht weiter voran, aber langsamer als erhofft. Der Einkaufsmanager-Index liefert mit 53,9 Punkten nach wie vor positive Werte. Allerdings war der Index für die gewerbliche Produktion zuletzt auf hohem Niveau leicht rückläufig. Die Dienstleister erzielten dagegen auf niedrigerem Niveau weitere Zuwächse. Ebenfalls positive Signale kommen vom Konsumentenvertrauen. Es legte nochmals zu und liegt mittlerweile klar über dem langfristigen Mittel. Hier dürfte also weiter Nachfrage entstehen. Die aus unserer Sicht leicht hysterische Diskussion um Deflationsgefahren dürfte in den nächsten Monaten leiser werden. Denn die Raten legen leicht zu – zuletzt von 0,5% auf 0,7%. Vor allem aber ist die Kernrate ohne Lebensmittel und Energie mit +1% noch ein bisschen stärker geworden. Sie weist auf einen Richtung Normalniveau steigenden Preistrend. Dieser wurde seit Jahresbeginn durch einen anziehenden Außenwert überdeckt. Mittlerweile lässt die unzeitige Eurostärke ebenfalls nach. Auch von dieser Seite her besteht kein allzu großer Handlungsbedarf. Zumal die Handelsbilanz unverändert positiv ist. Sie untermauert die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft auch bei stärkeren Eurokursen.
Fazit: Die Erholung der Eurozone ist intakt. Der Außenwert des Euro hat wie erwartet zunächst seinen Höhepunkt gesehen. Symbolische geldpolitische Schritte zur Schwächung der Gemeinschaftswährung sind noch denkbar, aber allenfalls von psychologischem Wert. Handlungsbedarf besteht kaum.
Industrie mit Schwächezeichen
Die jüngsten Wachstumszahlen lassen eine Stagnation der USA erkennen: +0,1% annualisiert im 1. Quartal. Dieser Kurs könnte sich fortsetzen. Denn die Daten vom aktuellen Rand sind bestenfalls durchwachsen. Zwar sind die Bestellungen dauerhafter Güter für April wieder leicht positiv ausgefallen – aber nur aufgrund der Rüstungskäufe. Der Kernbereich, die zivilen Investitionsgüter, ergaben ein Minus. Unter den ersten vier Monaten 2014 lieferte also auch wegen des Winters nur einer ein klares Plus, ein weiterer eine schwarze Null und zwei brachten kleinere Wachstumsrückgänge.
In dieses Bild passt sich die Industrieproduktion ein. -0,6% lautet das Ergebnis, erwartet worden waren 0,0%. Die Dynamik scheint somit nicht ganz so groß, wie erhofft. Zudem scheint derzeit auch der Konsum zu schwächeln. Der Umsatz des Einzelhandels lag unter den Erwartungen (+0,1% statt erwarteter +0,4%. Dabei lag der Kernbereich ohne Autos und Benzin mit -0,1% sogar im Minus. Erwartet worden waren +0,5%.
Lediglich der Einkaufsmanager-Index der gewerblichen Produzenten liefert ein positives Signal. Er sprang von 55,4 auf 56,2 Punkte. Doch auch hier müssen wir Wasser in den Wein geben. Denn das Plus, steht auf wackligen Beinen. Der entscheidende Zuwachs findet sich in der Output-Komponente. Das harmoniert schlecht mit der schwachen – rückläufigen! – Produktionsstatistik.
Unterdessen zeigt die Statistik des Finanzministeriums, dass vor allem russische Adressen Geld aus den USA abgezogen haben. Damit ist wohl auch der Dollar unter Druck geraten. Diese Beträge wanderten vermutlich auf Offshore-Konten, die weniger durch Sanktionen bedroht sind. Auch für die USA kann also schon das Nachdenken über Strafmaßnahmen zu echten Problemen führen.
Fazit: In den USA drohen für die nächsten Wochen eher negative Überraschungen. Denn die Erholung fällt flacher aus als erwartet. Entsprechend zurückhaltend wird auch die Straffung durch die Fed-FOMC ausfallen.
Strohfeuer ausgebrannt
Das Wachstum im 1. Quartal nahm sich mit annualisierten +5,9% beeindruckend aus. Es ist aber auf einen reinen Steuereffekt zurückzuführen. Die Ankündigung einer Mehrwertsteuererhöhung von 5% auf 8% zum 1. April führte zu einer starken Welle vorgezogener Käufe. Im 2. Quartal folgt dementsprechend jetzt die Flaute. Der Einkaufsmanager-Index zeigt mit seinem Rückgang von 52,8 auf 46,3 Punkte, wo es hin geht: Die Nachfrage fällt deutlich zurück. Das zuständige Ministerium (METI) erwartet denn auch schon ein neuerliches Minus bei der Produktion im April. Zudem bleibt es beim tiefen Minus der Handelsbilanz. Die Exporte legen zwar langsam zu. Das reicht aber angesichts einer Abwertung um rund 40% in den letzten sechs Quartalen bei weitem nicht aus.
Japans Industrie hat demnach eindeutig strukturelle Probleme. Diese können nicht durch eine expansive Konjunkturpolitik behoben werden. Die nötigen und von der Regierung Abe auch versprochenen Strukturreformen kommen aber nicht in Gang. Sie werden sogar immer unwahrscheinlicher.
Denn mit dem Erlöschen des konjunkturellen Strohfeuers wächst der Widerstand gegen Reformen seitens der mutmaßlichen Verlierer. Das Ausmaß dieses Drucks ist auch daran zu erkennen, dass die Regierung von Shinzo Abe lieber den Verbündeten USA mit seiner Transpazifischen Partnerschaft auflaufen lässt, als diesen äußeren Anstoß für die eigene Reformpolitik zu nutzen. Ohne neues, starkes Wachstum (woher?) wird Japan die gewaltige Staatsschuld aber nicht mehr lange tragen können. Das Land läuft auf eine schwere Finanzkrise zu.
Fazit: Japan befindet sich in einer gefährlichen Abwärtsspirale. Denn die internen politischen Blockaden verhindern die notwendigen Reformschritte. Es ist nicht zu erkennen, ob und wie die drohende Krise aufgefangen oder sogar vermieden werden kann.
Silberstreifen
Die Abschwächung der chinesischen Konjunktur dürfte auslaufen. Sie scheint nahe dem Tiefpunkt zu stehen. Die Wachstumsrate der Industrieproduktion ging zuletzt nur noch geringfügig von 8,8% auf 8,7% zurück. Auch die Einzelhandelsumsätze sanken nur noch moderat von 12,2% auf 11,9%. Das Niveau dieser Werte deutet auf eine immer noch beachtliche Wachstumsdynamik. Die Einkaufsmanager-Indizes liegen zwar noch unter der Expansionsschwelle bei 50 Punkten. Sie legen aber leicht zu – zuletzt der HSBC-Index von 49,3 auf 49,5 Punkte. Die Inflation ging angesichts der schwachen Nachfrage von 2,4% auf 1,8% zurück. Sie bietet damit Raum für stimulierende Schritte. Zudem zogen beide Seiten der Handelsbilanz entgegen den Erwartungen wieder leicht um jeweils rund 1% an. Im Konsens waren jeweils Rückgänge um rund 3,5% erwartet worden. Das wachsende Handelsvolumen deutet sogar auf neue Beschäftigung. Offenbar ist der Grundtrend der chinesischen Wirtschaft so stark, dass die „harte Landung“ trotz der Kreditprobleme vermieden werden kann. Die Risiken für China und die Region liegen eher in der aggressiven Politik Pekings, die auf Einschüchterung der Nachbarstaaten setzt, um das chinesische Einflussgebiet zu erweitern.
Fazit: Der neue Schwung dürfte den Yuan weiter stabilisieren.
Unverändert
Unsere Einschätzung der Wirtschaften im Vereinigten Königreich und der angelsächsisch geprägten Schweiz hat sich in den letzten Wochen nicht verändert. Die überraschend starken Wachstumszahlen aus UK wecken Zinserhöhungserwartungen, die das Pfund stärken. Die einseitige Orientierung auf die Binnennachfrage, vor allem den schon deutlich überhitzten Immobilienmarkt, schafft starke Absturzrisiken. Dies sehen wir insbesondere vor dem Hintergrund des möglichen EU-Austritts, der den Wachstumsmotor „Finanzdienstleistungen“ schwer treffen würde. UK wäre damit nicht mehr Teil des EU-Binnenmarktes, sondern ein Offshore-Finanzplatz. Dieses Licht könnte den Briten allerdings im letzten Moment noch aufgehen.
Die Schweiz zeigt weiter einen beachtlichen Wachstumstrend auf soliden Grundlagen. Dies sind eine wachsende Binnennachfrage, aber auch eine dank des starken Exports steigende Beschäftigung. Die ultra-expansive Geldpolitik bleibt in Kraft. Der Franken entfernt sich vorerst wenig vom Kurs-Limit der Notenbank.
Fazit: Das Pfund könnte noch zulegen, der Franken entfernt sich kaum vom Kurs-Limit der Notenbank.
FUCHS-Wechselkurs- und Zinsprognose auf 12 Monate
Kurs Vorjahr | Kurs aktuell | 2. Quartal 2014 | 3. Quartal 2014 | 4. Quartal 2014 | 1. Quartal 2015 | ||
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EUR | USD | 1,304 | 1,36 | 1,33 – 1,38 | 1,28 – 1,34 | 1,26 – 1,32 | 1,22 – 1,28 |
CHF | 1,244 | 1,221 | 1,21 – 1,24 | 1,21 – 1,24 | 1,22 – 1,25 | 1,23 – 1,25 | |
GBP | 0,856 | 0,812 | 0,81 – 0,85 | 0,81 – 0,85 | 0,82 – 0,97 | 0,84 – 0,90 | |
JPY | 131,5 | 138,2 | 135 – 145 | 135 – 155 | 135 – 155 | 135 – 155 | |
3-Monats Geld | 0,2 | 0,29 | 0,20 – 0,50 | 0,30 – 0,50 | 0,30 – 0,50 | 0,30 – 0,90 | |
10-Jährige Bund | 1,51 | 1,35 | 1,20 – 1,50 | 1,30 – 1,60 | 1,30 – 1,70 | 1,50 – 2,00 | |
$ | JPY | 100,9 | 101,6 | 98 – 115 | 100 – 120 | 100 – 120 | 100 – 120 |
3-Monats Geld | 0,5 | 0,22 | 0,20 – 0,50 | 0,20 – 0,40 | 0,20 – 0,40 | 0,20 – 0,40 | |
10-Jährige Treasuries | 2,12 | 2,45 | 2,20 – 2,50 | 2,40 – 2,90 | 2,50 – 3,00 | 2,75 – 3,25 |