Neue Aussichten für Chinesischen Yuan
Der Euro hat eine neue fundamentale Perspektive gegenüber dem Chinesischen Yuan. Aber auch die Entwicklung gegenüber dem USD ist interessant. Denn die Inflationsrate in den USA zieht an, die Fed richtet die Märkte darauf ein, relativ straff zu Handeln und dennoch steigt der Euro gegen den US-Dollar an. Das ist auf den ersten Blick etwas ungewöhnlich. Auf den zweiten nicht.
Der Euro hat einen großen Teil des zu erwartenden strafferen Fed-Kurses bereits eingepreist. Die Gemeinschaftswährung war gegen den US-Dollar ja bereits auf 1,12 EUR|USD gefallen. Auf diesem Niveau hat sich die Gemeinschaftswährung gefangen. Da erste Zinsschritte der Fed aber erst ab Sommer zu erwarten sind, wirken die hohen Inflationsraten in den USA gerade wie eine Dollarbremse. Erst wenn sich die Inflationsrate wieder beruhigt, oder wenn die US-Zinsen deutlicher ansteigen wird der Dollar von der Zinsdifferenz wieder weiter nach oben gezogen.
In EUR|USD sehen wir gerade eine technische Reaktion, ein fundamentaler Dreh ist das nicht. Allerdings überträgt sich die Bewegung auch auf andere Währungspaare (z. B. EUR|CHF) und auch auf die kleinen Dollar-Brüder, die alle gegenüber dem Euro ihren Aufwärtsschwung verloren haben und teilweise leicht zurücktreten müssen.
Neues fundamentales Bild in China
Ganz anders sieht es gegenüber dem Chinesischen Yuan aus, gegen den der Euro einen fundamentalen Dreh nach oben geschafft haben dürfte. Die seit November etablierte Seitwärtsbewegung hat der Euro jetzt nach oben verlassen. Der Ausbruch über 7,23 EUR|CNY verschafft der Gemeinschaftswährung einen großen Aufwertungsspielraum bis hin zu Kursen von 7,40 in den nächsten sechs bis 12 Monaten.
Die Belastungen des Yuan kommen von innen. Die Evergrande-Krise trifft vor allem inländische Investoren (90% aller Anleihen werden von Chinesen gehalten). Die sitzen bei betroffenen Papieren regelrecht in der Falle und müssen die Verluste verbuchen. Das drückt die Konsumstimmung und zeigt sich deutlich in den jüngsten Einzelhandelsumsätzen.
Long EUR|CNY
Ebenso zeigen die Handelsbilanz und die Investitionen eine gewisse Schwäche. In China deutet somit vieles auf eine Abschwächung der wirtschaftlichen Dynamik hin. Die Notenbank steuert sogar schon gegen und reduzierte ihre Zinsen um 5 Basispunkte auf 3,8% und senkte die Reserveanforderungen der Banken ab. Die scharfe Null-Covid-Politik belastet ebenfalls, vor allem wenn jederzeit Millionenstädte wegen 150 Neuinfektionen vollständig abgeriegelt werden. Das im internationalen Vergleich hohe Leitzinsniveau verschafft der PBoC aber sogar noch Spielraum, aktiver zu stützen. Angesichts dieser Eckdaten kippen die FX-Märkte den Yuan gerade nach unten. Eine Long-Spekulation EUR|CNY ist aussichtsreich. Unternehmer mit China-Geschäft preisen einen schwächeren Yuan ein.
Fazit: Der Euro hat Schwung gegenüber dem Dollar, das aber nur kurzfristig.
Langfristig entscheidend bleiben die absehbar zunehmenden Zinsdifferenzen zwischen dem angelsächsischen Raum (USA, Kanada, UK) und Europa. Ein neues fundamentales Bild sehen wir gegenüber dem CNY.