Neues Zielband für die Inflation
Die neue EZB-Chefin Christine Lagarde startet ihre Amtszeit mit einer grundlegenden Überprüfung der EZB-Strategie. Und das mit gutem Grund: Das 2003 festgeklopfte Inflationsziel nahe bei 2,0% wird bereits seit vielen Jahren unterschritten. Dieses Steuerungsdefizit bedroht die Glaubwürdigkeit der Europäischen Zentralbank stärker als alle Debatten über eine verdeckte Staatsfinanzierung.
Am Ende wird es wohl auf eine Umformulierung des Ziels hinauslaufen. Das lässt sich in Frankfurt bereits klar vernehmen. Denn an den Realitäten lässt sich wenig ändern und grundlegend neue Konzepte sind nicht bekannt. Es wird wohl auf den Übergang von Punktziel zu einem Zielband bzw. einem Toleranzbereich hinauslaufen á la „2% +/- 1 Prozentpunkt".
Auf diese Weise entsteht der Zielbereich 1% bis 3%. Die aktuell gegebenen 1,3% lägen dann zwar unterm Ziel, aber über der Untergrenze. Auf diese Weise würde der Handlungsdruck fühlbar reduziert. Gleichzeitig würde die Abweichung aber schon die Richtung der Politik („bias") signalisieren und damit den Marktteilnehmern Orientierung liefern.
Fazit: Diese Flexibilisierung würde Kompromisse innerhalb des EZB-Rats erleichtern und Spielraum für neue Überlegungen und Ideen schaffen, der dringend benötigt wird, um dem Euro ein besseres Fundament zu verschaffen.