Rätselhafte Neuverteilung von US-Staatsschulden
In den vergangenen Jahren haben sich die Hauptfinanziers der US-Staatsschulden deutlich verändert. China reduzierte seinen US-Anleihebestand erheblich, während Japan nun der größte Gläubiger ist. Überraschende Anstiege in belgischen und luxemburgischen Verwahrstellen werfen aber die Frage auf: Blufft China die USA?
Die wichtigsten Finanziers der US-Staatsschulden haben sich in den vergangenen Jahren dem Anschein nach stark gewandelt. Insbesondere China hat sich offenbar in großem Umfang aus dem US-Staatsanleihenmarkt zurückgezogen. Darauf deuten die Zahlen des US-Finanzministeriums hin.
China hat seinen Bestand an US-Anleihen auf 765 Mrd. US-Dollar abgebaut. Im Jahr 2013 markierte China ein Hoch von 1,3 Bio. US-Dollar. Auch bei den Anleihen der großen teilstaatlichen US-Hypothekenfinanzierer (Agencies) hat China seine Bestände zuletzt verringert (akt. 200 Mrd. USD). Der größte Gläubiger der USA ist inzwischen Japan. Nippon hält fast 1,2 Bio. US-Dollar in US-Staatsbonds. Der zweitgrößte US-Finanzier ist Großbritannien. Das kleine Land hält etwas mehr US-Anleihen als das Reich der Mitte.
Blufft China die USA auf dem Anleihemarkt?
Die Commerzbank beobachtet allerdings interessante Verschiebungen. Auffällig ist, dass in den vergangenen Jahren der US-Anleihebestand in den Verwahrstellen in Belgien und Luxemburg stark gestiegen ist. Das ist der gleiche Zeitraum in dem China sein US-Engagement reduziert hat. "Zudem steigen die Bestände in den Offshore-Verwahrstellen in einem ähnlichen Umfang wie China seine in den USA gehaltenen Bestände abgebaut hat", so die CoBa.
Hintergrund: Das US-Finanzministerium erfasst bei im Ausland gehaltenen Beständen von Treasuries nur, wo diese gehalten werden. Es erfasst aber nicht, wem die Bestände gehören.
Fazit: Es könnte sein, dass China angesichts der konfliktträchtigen Entwicklungen mit den USA seine Anleihebestände gegenüber Washington verschleiern will und gar nicht so stark abgebaut hat wie die Zahlen des US-Finanzministeriums zeigen. Das würde bedeuten, dass Chinas Potenzial, die USA auf dem Bondmarkt unter Druck zu setzen, in den vergangenen Jahren real kaum gesunken ist.