Risiken streuen
Die Bankenunion führt zu einer faktischen Zweiteilung der Bankenwelt, die relevant für Unternehmen ist.
Die Bankenunion führt zu einer faktischen Zweiteilung der Bankenwelt, die relevant für Unternehmen ist. Denn der einheitliche europäische Abwicklungsmechanismus hat – anders als von der Politik behauptet – nicht zur Folge, dass eine Pleite von Großbanken künftig ohne staatliche Gelder abgewickelt werden könnte. Das ist nur bei kleineren Instituten der Fall. Systemrelevante Banken haben unter dem Strich sogar einen Vorteil gegenüber kleineren Instituten. Von besonderer Bedeutung für Unternehmen und Anleger gleichermaßen ist das neue so genannte Bail-In-Tool. Es sieht vor, dass die Anteilseigner und Einleger einer Bank im Extremfall an den Rekapitalisierungskosten beteiligt werden. Zahlreiche Firmenkonten könnten davon im Falle einer Bankenpleite ebenfalls betroffen sein. Geschützt sind Einlagen nur bis zu einer Höhe von 100.000 Euro. Das ist für ein Firmenkonto eine ziemlich geringe Summe. Um in der Praxis das Risiko einer Enteignung zu vermeiden, sollten Inhaber also darüber nachdenken, ihr Geld auf mehrere Konten zu verteilen. Unternehmen sollten bei ihrem Cash Management ähnlich handeln wie ein „normaler“ Anleger: Es gilt, Risiken auf verschiedene Banken zu streuen. Dabei wäre es nicht trotz, sondern wegen der neuen Regeln sogar sinnvoll, das Geld möglichst bei systemrelevanten Banken zu parken, da diese im Zweifel zu groß sind, um tatsächlich einem Bail In unterzogen zu werden. Ohnehin ist offen, in welcher Form Konten mit Salden über 100.000 Euro im Krisenfall tatsächlich herangezogen werden (FB 13.1.). Um Enteignungsrisiken zu umgehen, beschreiten einige Großunternehmen bereits neue Wege. Wie wir aus Finanzkreisen hören, sind für sie kurzfristige Investitionen in Geldmarktfonds immer häufiger eine Alternative zum Bankkonto. Die Überlegung dahinter: Anders als regulierte Banken wäre der Schattenbanksektor von einem Bail In nicht betroffen. Außerdem gibt es hier in der Regel höhere Renditen bzw. Zinsen zu erzielen. Eine Regulierung des Bankensektors führt also nicht nur dazu, dass die Banken selbst stärker in weniger regulierte Bereiche ausweichen – auch die Unternehmen tun dies. Der Nachteil einer solchen Absicherung über einen Geldmarktfonds: Diese Anlagen sind nicht von der Einlagensicherung geschützt. In Finanzkrisen sind Schattenbanken meist als erste mit ihrem Geschäftsmodell (kurzfristige Geldmarktfinanzierung für langfristige Ausleihgeschäfte an den Kapitalmärkten) gefährdet. So könnten Einlagen in solchen Fonds im Krisenfall eingefroren werden und so zu Liquiditätsengpässen der Unternehmen führen. Auch hier kann eine Verteilung des Cash auf mehrere Fonds die Risiken streuen.
Fazit: Die Veränderungen der Bankenwelt führen auch zu neuen Herausforderungen und Risikoabwägungen für das betriebliche Cash Management.