Russlands Währung auf Klettertour
Unternehmer und Anleger, die russische Rubel halten, können gerade nicht viel tun. Allerdings müssen sie es auch nicht, denn ihre Rubel-Bestände gewinnen gerade an Wert. Der RUB ist stark, doch was steckt dahinter?
Der russische Rubel ist sehr stark. Sowohl gegenüber dem Dollar, als auch gegenüber dem Euro klettert die Währung selbstbewusst nach oben. Das passt so gar nicht zum Bild des Westens, der Russland mit den Sanktionen in die Knie zwingen will. Doch der Rubel hat nur eine kurze Schwächephase erlebt. Die Gründe:
- Über Nacht wurden etwa 55% der russischen Vorkriegs-Devisenreserven in Höhe von 630 Mrd. USD eingefroren.
- Die meisten russischen Banken wurden aus dem internationalen SWIFT-Zahlungsnachrichtensystem ausgeschlossen. Das macht es russischen Banken praktisch unmöglich, mit ihren westlichen Partnern Geschäfte zu tätigen
- Exportverbote haben den direkten Handel mit dem Westen praktisch auf null runtergefahren.
Der Rubel hat sich vom Kriegs-Schock aber schnell erholt. Auch für diese Entwicklung gibt es gute Gründe:
- Der Leistungsbilanzüberschuss stieg im ersten Quartal 2022 auf einen Rekordwert von 58 Mrd. USD und könnte – ohne ein umfassendes Embargo für Energieexporte – auf bis zu 250 Mrd. USD steigen.
- Wichtige rohstoffbezogene Unternehmen und Banken waren von den Sanktionen nicht betroffen. Das macht die Fortsetzung der Gas- und Öl-Flüsse, aber auch Geldzuflüsse nach Russland dennoch möglich.
- Die russischen Behörden – darunter die Zentralbank – hatten sich offenbar vorbereitet. Sie ergriffen rechtzeitig und konsequent Gegenmaßnahmen. Darunter strenge Kapitalverkehrskontrollen, ein vorübergehendes Gold-Fixing des Rubels und die Aufforderung an Energieimporteure, Zahlungen auf Rubel umzustellen.
- Das zusammen mit einer steilen Leitzinserhöhung, um den Rubel zu stabilisieren, nachdem er abgestürzt war. Die russische Zentralbank mit der dritten Zinssenkung seit April (von 17,8% auf aktuell 11,0%) reagiert, um die Aufwertung der Währung zu zähmen.
Das ist nicht unbedeutend. Denn der Rubelkurs bestimmt auch darüber, welche Kaufkraft der russische Staat und seine Unternehmen im Ausland haben. Zwar sind die westlichen Märkte versperrt. Aber über Drittländer, die die Sanktionen nicht mittragen, allen voran China, können russische Adresse weiterhin waren auch aus dem Westen beziehen.
In näherer Zukunft dürfte der aktuelle Aufwärtsdruck auf den Rubel nachlassen. Denn einige der russischen Gegenmaßnahmen laufen aus. Die russischen Energieexporte werden im Zeitverlauf weniger wettbewerbsfähig werden und die sich verschlechternden Wirtschaftsaussichten werden den Wechselkurs belasten. Außerdem wird Russlands Währung wird auf einem sehr „dünnen“ Markt (hauptsächlich im Inland) gehandelt. Die Binnenwirtschaft ist getroffen und wird dieses Jahr voraussichtlich in eine (schwere) Rezession abrutschen. Mögliche EU-Zölle auf russische Energieexporte wären ebenfalls eine wirksame Maßnahme, Russlands Finanzierungssaldo zu treffen.
Fazit: Der Rubel hat sich vom Kriegs-Schock erholt und dürfte so schnell auch nicht wieder so tief fallen. Wer Rubel hat, sollte sich nicht davon nervös machen lassen, dass er sie (derzeit) praktisch kaum handeln kann. Unternehmer, die in RUB zahlen müssen, sollten mit weiterer RUB-Stärke kalkulieren.