Russlands Zentralbank geht unnötiges Risiko ein
Die von der russischen Notenbank CBR jüngst publizierten Daten zur Zusammensetzung der Währungsreserven (per Stichtag 20. Juni) brachten eine Überraschung. Der Dollar rangiert in dem umgerechnet insgesamt etwa 560 Mrd. Dollar schweren Bestand mit 22,3% (etwa 125 Mrd Dollar) nur noch auf dem dritten Rang. Davor rangieren der Euro im Wert von umgerechnet 166 Mrd. Dollar (29,6%) und das Gold mit einem Wert von 128 Mrd. Dollar (22,8%). Hinzu kommen noch kleinere Bestände an chinesischen Yuan (12,1%), Pfund Sterling (5,9%) und weiteren Währungen.
Politische Motive hinter dem Dollar-Verkauf
Die russische Notenbank CBR hatte auf politischen Druck begonnen, Dollarbestände anzustoßen. Stattdessen kaufte sie vor allem Gold. Allerdings wurden diese Käufe Anfang letzten Jahres herunter gefahren. Der weitere Anstieg ist der Corona-Krise geschuldet. Sie trieb den Goldpreis zulasten des Dollar hoch.
Die CBR geht mit diesem hohen Goldanteil in ihren Reserven ein gewisses Risiko ein. Das musste schon die EZB im Gefolge der Subprime-Krise feststellen, die zunächst die US-Banken unter Druck brachte. Daher schmolz das Angebot an Dollar-Krediten im Interbankenmarkt zusammen.
Machtlose Notenbank
Dies traf auf einen Zusammenbruch des Welthandels. Das führte dazu, dass die europäischen Exporteure wesentlich geringere Exporteinnahmen (zumeist eben Dollar) hatten, als durch Terminverkäufe abgesichert worden war. Ein Großteil der Terminverkäufe musste also am Spotmarkt eingedeckt werden. Das bescherte den Banken schmerzhafte Verluste und dem Euro einen Kurssturz.
Die EZB konnte zunächst nicht eingreifen. Denn auch auch sie konnte trotz großer Goldbestände kaum Dollar beschaffen. Das gelang erst, nach dem sie ein Swap-Abkommen mit der US-Notenbanbk Fed abgeschlossen hatte.
Russland ist verwundbar
In einer echten Krise nützt Gold wenig. Es kommt eher auf die Verfügbarkeit von Liquidität in fremder Währung an. Und das könnte durchaus auch auf die CBR zurückschlagen. Angesichts der wachsenden Probleme, Spannungen und Wirtschaftskrisen an der Peripherie Russlands von Belarus bis Tadschikistan.
Russland ist aber aufgrund der hohen Währungsschulden der großen, staatlich kontrollierten Öl- und Gasunternehmen durch Dollar-Probleme besonders verletzlich. Diese haben schon jetzt zu beachtlichen Buchverlusten bei Lukoil oder Gazprom geführt.
Fazit: Solange „business as usual“ gilt, beeinflusst dieses Risiko den Rubel-Kurs (EUR|RUB 89,1) nicht. Sobald aber Probleme aufkommen, wirkt diese Konstellation wie ein Brandbeschleuniger: Aus einem Kursrutsch entsteht dann schnell eine ausgewachsende Krise.
Empfehlung: Wir raten zur Vorsicht gegenüber Rubel-Positionen.