Schimäre Deflation
Angestachelt von US-amerikanischen Ökonomen – voran Barry Eichengreen aus Berkeley – und dem IWF bricht sich auch in Deutschland die Deflationsdebatte Bahn.
Angestachelt von US-amerikanischen Ökonomen – voran Barry Eichengreen aus Berkeley – und dem IWF bricht sich auch in Deutschland die Deflationsdebatte Bahn. Untermauert wurde sie von der jüngsten europäischen Preissteigerungsrate: 0,7% im Oktober 2013. Sie scheint so gar nicht zum gegenwärtigen Konjunkturoptimismus für Deutschland und die Eurozone zu passen. Schon diskutiert die Kommentatorenzunft weitere Maßnahmen der EZB, wie einen Negativzins oder ein Anleihenankaufprogramm á la US-Fed. Nichts davon wird kommen. Abgesehen davon, dass noch im vergangenen August die deutschen Medien für Deutschland kollektiv Inflationswarnungen ausstießen (die wir in diesen Briefen deutlich korrigierten, FB vom 6.1.), gibt es überhaupt keinen Grund zu Panik. Dass die Preise in der Eurozone überhaupt steigen, ist schon bemerkenswert. Die halbe Zone ist in Arbeitslosigkeit versunken. Die meisten südeuropäischen Länder brauchen nach den Lohnexzessen in der 1. Hälfte des Jahrzehnts Lohnmäßigung, um ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit zurück zu gewinnen. Durch die Krise sind erhebliche Kapazitätsreserven frei geworden, die nun erst einmal wieder ausgelastet werden müssen. Zudem fallen die Energie- und Rohstoffpreise (Fracking, wachsende Effizienz weltweit beim Einsatz von Ressourcen, warmer Winter in Europa). Auch dieser Basiseffekt drückt die Preissteigerungen hierzulande. Die eigentliche Gefahr einer Deflation ist ein Käuferstreik. Die Menschen setzen auf konstant fallende Preise und halten sich mit Einkäufen zurück. Deshalb reagieren die Firmen mit immer neuen Preissenkungen, um ihre Waren abzusetzen. Davon kann aber keine Rede sein. Selbst im nicht besonders kauflustigen Deutschland steigt zwar der Einzelhandelsumsatz nur mäßig – um 1,1% im gerade abgeschlossenen Jahr 2013. Real hat er sogar um 0,4% abgenommen. Das passt auch zur sinkenden Sparquote. Sie ist 2013 auf 8,5% zurückgegangen – und ist damit so niedrig wie zuletzt 2001. Dafür legt der Warenabsatz ordentlich zu. Kein Wunder: Das Internet sorgt für Preistransparenz, der Onlinehandel spart den kostenintensiven Fachhandel. Die Deutschen kaufen günstiger ein, aber auch mehr.
Fazit: Es sind Wettbewerbsfaktoren, die auf die Preise drücken. Das aber sollte niemandem Angst machen. Weder den Amerikaner, noch der EZB.