Aus charttechnischer Sicht liefert der Deutsche Aktienindex (DAX) momentan eine Bilderbuch-Korrektur ab. Im Tief der vergangenen Woche bei 10.875 Punkten hat er die nächste Unterstützung getestet – und dort wieder nach oben gedreht.
Unterstützt wurde das durch politische Nachrichten zu Griechenland. Hier hat die Aussicht auf weitere Hilfszusagen die Märkte gestützt. Außerdem hat eine neue Kapitalspritze der Europäischen Zentralbank (EZB) den Griechen mehr zeitlichen Spielraum verschafft. Die EZB hat ihre Notkredite für Griechenland auf 83 Mrd. Euro angehoben. Damit dürfte die Zahlung der Griechen an den Internationalen Währungsfond (IWF) gesichert sein.
Die ersten Schnäppchen-Jäger sind also schon unterwegs. Sie haben angefangen, einzelne Titel zu kaufen, als der DAX nahe seiner 200-Tage-Linie notierte. Diese verläuft momentan etwa bei 10.500 Punkten sanft aufwärts. Wir gehen davon aus, dass diese Unterstützung auch weiter hält.
Eine schnelle Fortsetzung der jüngsten Aufwärtsbewegung erwarten wir aber dennoch nicht. Zu groß ist momentan noch die Unsicherheit hinsichtlich der weiteren Entwicklung in Griechenland. Auch von der fundamentalen Seite her kommen keine Impulse, die den Börsen schnell neuen Schub geben könnten.
Angesichts der wenig veränderten fundamentalen Lage dürfte die charttechnische Situation die weitere DAX-Entwicklung dominieren. Unser Szenario: Wir erwarten für die nächste Woche eine Handelsspanne zwischen 10.600 und 11.800 Punkten. Genau in dieser Range ist der Index momentan von fundamentalen und technischen Indikatoren hin und her gerissen. Am unteren Ende ist er langfristig, fundamental und charttechnisch unterstützt. Am oberen Ende drückt der kurzfristige technische Abwärtstrend auf den Index und bremst weitere Kurssteigerungen. So hat sich inzwischen eine etwas stärkere Widerstandszone zwischen 11.800 und 12.200 Punkten aufgebaut. Diese kann gut über die Sommermonate Bestand haben.
Parallel haben auch wichtige Wechselkurse, der Ölpreis und die Zinsen Dynamik verloren. Der für die Eurozone wichtige Wechselkurs pendelt seitwärts um 1,10 EUR/USD. Der Ölpreis marschiert zwischen 60 und 65 US-Dollar je Fass seitwärts. Der Renditeanstieg hat deutsche Bundesanleihen auf ein Niveau von 1% für Zehnjährige geführt. Doch auch hier scheint die Aufwärtsdynamik nachzulassen.
Von den Notenbanken, den wichtigsten Spielern dieser gesteuerten Hausse, ist kein Störfeuer zu erwarten. Die US-Fed wird die Märkte nicht mit einer schnellen Zinsanhebung überraschen. Die EZB kauft weiter Anleihen.
Fazit: Die internationalen Finanzmärkte sind in einer Orientierungs- und Seitwärtsphase. Die Aktienmärkte bleiben noch im Korrekturmodus. Der DAX kommt allmählich an der entscheidenden Unterstützung an – es wird Zeit für Käufe. Dow Jones und Nikkei tendieren noch weiter seitwärts.