Schottlands Referendum wirft seine Schatten voraus, die Schweiz lebt ohne Inflation
Schottlands Schatten
Eine Mehrheit der Schotten ist für die Unabhängigkeit. Das scheinbar Unglaubliche liegt mittlerweile im Bereich des Möglichen: Das Referendum kann tatsächlich zur Abspaltung Schottlands führen. Damit käme der Rest des Vereinigten Königreichs in größere Schwierigkeiten. Die UK-Handelsbilanz ist bereits jetzt stark defizitär. Der jährliche Fehlbetrag liegt bei 100-120 Mrd. Pfund. Dem stehen abgesehen vom ohnehin schwindenden Öl nur noch die Erträge der britischen Finanzindustrie gegenüber. Die De-Industrialisierung der Thatcher-Ära hat kaum einen Industriezweig verschont. Selbst wenn sich das No-Camp beim Referendum durchsetzen sollte, bleiben diese Probleme erhalten. Die strukturellen Probleme werden sich sogar eher verschärfen. Zudem bleibt mit dem EU-Referendum 2017 ein noch größeres politisches Risiko zu bewältigen.
Unterdessen zeigen sich die Probleme auch am aktuellen Rand. Die gewerbliche Wirtschaft legt kaum zu. Die den Dienstleistungssektor dominierende Finanzbranche expandiert weiter kräftig. Unterm Strich ergeben sich daraus neben der Exportschwäche auch geringe Lohnzuwächse. Das nimmt dem Konsum das Tempo. Die britische Konjunktur dürfte eher nachlassen. Das wird die Spekulationen auf steigende Zinsen stoppen.
Fazit: Das Pfund wird zunächst ein wenig von großen Erwartungen und guten Zahlen profitieren. Die strukturellen Schwächen des Vereinigten Königreichs kommen aber deutlicher zutage und schwächen das Pfund.
Leben ohne Inflation
Die jüngste Inflationsrate aus der Schweiz beträgt 0,1%. Sie zeigt, dass das Land mit einem stabilen Preisniveau lebt. Daran wird sich auch vorläufig nichts ändern. Das Wachstum für das 2. Quartal betrug (im Quartalsvergleich) erneut null. Im Jahresvergleich bleibt immer noch ein Plus von 0,6%. Diese Zahlen dürften nicht allzu große Besorgnisse auslösen. Schließlich unterstreicht die Handelsbilanz mit ihrem überraschend hohen Überschuss per Juli – 4 Mrd. Franken statt Konsenserwartung 1,9 Mrd. –, dass die Exporteure trotz des starken Franken auf den internationalen Märkten mithalten können. Das sichert Beschäftigung und Einkommen. Von daher besteht auch wenig Grund für die Währungshüter, ihre Politik zu ändern. Es bleibt bei extrem niedrigen Zinsen – der Leitzins liegt zwischen 0% und 0,25% seit Dezember 2008 – sowie dem Kurslimit von 1,20 Franken je Euro. Lediglich die immer wieder aufflackernden Anzeichen einer Immobilienblase dürften als akutes Problem gesehen werden.
Fazit: Der Franken dürfte sich auf absehbare Zeit kaum bewegen.
Kaum Überraschungen
Norwegens Wirtschaft entwickelt sich den Erwartungen entsprechend. Die Abweichungen von den Projektionen der Währungshüter sind geringfügig. Die Offshore-Wirtschaft rund um Gas und Öl sorgt weiter für Beschäftigung und Einkommen. Das schiebt die Festlands-Wirtschaft an. Die Inflation liegt, auch aufgrund von Basiseffekten, mit zuletzt 2,1% leicht unter dem Ziel von 2,5%.
So gibt es aus Sicht der Währungshüter zunächst keinen Grund, ihre Instrumente und vor allem den Leitzins neu zu justieren. Solange die Nachfrage aus dem Euroraum nicht weiter zulegt, dürfte sich an dieser Konstellation auch nichts ändern. Damit bleibt die Krone von den fundamentalen Faktoren her gut unterstützt und die Erwartung anziehender Zinsen erhalten. Das verschafft ihr Spielraum für Gewinne.
Fazit: Die Krone dürfte nach oben tendieren.
Schwächer als erwartet
Das 2. Quartal brachte mit 1,9% weniger Wachstum, als die ohnehin nach unten revidierte Projektion der Notenbank (2,2%) vorgesehen hatte. Auch die Inflationsrate signalisiert Nachfrageschwäche. Fünf der letzten acht Inflationsraten trugen ein Minuszeichen. Dazu gab es zweimal Nullen. Das zeigt: Die Anbieter haben kaum Preisspielräume. So scheint die zunächst überraschend starke Zinssenkung vom Juli im Nachhinein besser motiviert als zunächst angenommen.
Zudem macht sich auch in Schweden der russisch-ukrainische Konflikt samt den Sanktionen negativ bemerkbar. Der Export schwächt sich ab. Da sich Schweden trotz militärischer Neutralität mittlerweile formell enger an die NATO anlehnt, dürften sich die Spannungen mit Russland eher weiter verschärfen. Unterm Strich sind ein Ende der niedrigen Zinsen und eine Normalisierung der Sätze erst ab Mitte 2015 zu erwarten. Abzuwarten bleibt, wie sich der voraussichtliche Wahlsieg des Linksblocks auswirken wird.
Fazit: Eine Korrektur zurück unter 9 Kronen je Euro dürfte vorerst nicht in Sicht sein.
6-Monats-Übersicht zu ausgewählten Währungen aus Westeuropa
Land | Währung/Zins | Aktueller Kurs | Ausblick 3 Monate | Ausblick 6 Monate | Prognosesicherheit |
---|---|---|---|---|---|
UK | GBP | 0,795 | 0,80 | 0,82 | neutral |
3m-Zins | 0,39 | 0,5 | 0,5 | ||
Mexiko | MXN | 1,209 | 1,21 | 1,21 | sicher |
3m-Zins | -0,04 | 0,0 | 0,0 | ||
Argentinien | ARS | 9,23 | 9,23 | 9,25 | sicher |
15T-Zins | 0,47 | 0,50 | 0,50 | ||
Brasilien | BRL | 8,25 | 8,25 | 8,25 | sicher |
3m-Zins | 1,72 | 1,7 | 1,9 |