Schwache Aussichten in der Türkei, noch mehr Probleme in Südafrika
Schwache Aussichten
Die türkischen Währungshüter erwarten etwas mehr als 3% Wachstum im laufenden Jahr. Das muss als optimistisch gelten. 2,9% waren es im letzten. Auch der jüngste Einkaufsmanager-Index für die Industrie blieb per April mit 48,5 Punkten unter der Expansionsschwelle – wie schon in den Vormonaten (März: 48 Punkte). Sämtliche Nachfragegrößen sind rückläufig. Die Einkaufspreise ziehen dagegen an. Sie werden vor allem von der Schwäche der Lira angetrieben. Die Inflation auf Konsumentenebene liegt mit zuletzt 7,6% über dem Ziel (5%) und auch über dem Leitzins (7,5%). Gleichzeitig liegt das Defizit gegenüber dem Ausland mit fast 5% ziemlich hoch. Dennoch konnten sich die Währungshüter bislang nicht zum Handeln entschließen. Wir führen das auf den politischen Druck der Regierung zurück.
Fazit: Hohe Inflation, schwache Leistungsbilanz, rückläufige Konjunktur, politische Einmischung in die Geldpolitik: Das ergibt eine schwache Währung.
Impulse von der Beschäftigung
Israels Wirtschaft zeigt einen moderaten Aufwärtstrend. Er geht in erster Linie von Beschäftigungszuwächsen und daraus folgenden Zugewinnen an Einkommen aus. Allerdings ist der Trend nicht besonders ausgeprägt. Der Einkaufsmanager-Index liegt mit 50,2 Punkten nur sehr knapp über Stagnationsniveau. Zudem lag die Inflation zuletzt mit -1% klar unter dem Ziel der Währungshüter. Folglich setzen die Zinsfutures eine weitere Zinssenkung voraus. Diese müsste dann aber angesichts des Standes bei 0,1% in den negativen Bereich gehen. Die Währungshüter lassen in ihrem jüngsten Statement allerdings keine Tendenz zu einer weiteren Lockerung erkennen. Dennoch könnte die zuletzt schwache Entwicklung der Exporte vor dem Hintergrund der Aufwertungstendenz des Schekel (handelsgewichteter Außenwert +1,7% allein im letzten Monat) für eine stärkere Neigung zu quantitativer Lockerung sprechen.
Fazit: Sofern es nicht zu Interventionen der Notenbank oder aber neuen sicherheitspolitischen Entwicklungen um Israel herum kommen sollte, wird der Schekel leicht zulegen.
Großprojekte bringen kaum Schub
Die von der Militärregierung angestoßenen Großprojekte wie der Ausbau des Suez-Kanals bringen bislang wenig Schub. Das in der 2. Hälfte 2014 noch vergleichsweise kräftige Wachstum (5,6% im 4. Quartal) droht zu versanden. Auftragsbestände, Output und Exporte legten zwar zuletzt leicht zu. Die Beschäftigung schrumpfte dagegen. Offenbar ist die Inflation mit 11,5% auf einem Niveau angekommen, das zur Belastung wird. Zudem scheinen die politischen Unsicherheiten weiter die Investitionen der Unternehmen zu belasten.
Fazit: Wir erwarten das Ägyptische Pfund in den nächsten Monaten eher schwächer.
Schwäche vom Öl her
Der Naira hat im Gefolge der unterhalb der Budget-Kalkulationen liegenden Ölpreise deutlich nachgegeben. Der neue Präsident Buhari scheint einige Hoffnungen zu erfüllen. Besonders die Sicherheitslage scheint sich zu verbessern. Das lässt auf eine effektivere Bekämpfung der Korruption hoffen. Den wachstumsträchtigen Nicht-Öl-Sektor der Wirtschaft würde das stärken – und es sollte auch eine Korrektur des Naira ermöglichen.
Fazit: Wir sehen Chancen auf eine Korrektur des Naira.
Wachsendes Schuldenproblem
Die jüngsten Wachstumszahlen aus Südafrika könnten auf den ersten Blick neue Hoffnungen auf eine Besserung wecken. 4,1% realer Zuwachs im 1. Quartal (annualisiert) nehmen sich beachtlich aus. Ein näherer Blick zeigt aber, dass es sich lediglich um die Erholung nach den Streiks des letzten Jahres handelt. Man spricht vom Basiseffekt. Der Vergleich über das volle Jahr hinweg liegt bei bescheidenen 1,3%. Und die Währungshüter der Notenbank SARB bestätigten ihren Ausblick mit 2,2% für das laufende und 2,3% für das kommende Jahr. Das wird kaum etwas an den knapp 25% Arbeitslosigkeit ändern. Die Stimmungsindikatoren liegen durchgängig im negativen Bereich. Die Schwäche des Rand hat zwar korrigierend auf das Defizit der Leistungsbilanz gewirkt. Das Niveau bleibt aber mit über 5% vom BIP weiter hoch. Die Auslandsverschuldung (nur Kredit, ohne Direktinvestitionen) ist von 2012 bis 2014 um 31% gestiegen. Den Löwenanteil der zusätzlichen Auslandsschulden haben die Geschäftsbanken übernommen. Sie haben dabei den Anteil der kurzfristigen Verbindlichkeiten von rund 66% auf 80% der gesamten Auslandsposition erhöht. Unterdessen hat die Energiekrise Südafrikas mit einem Blackout in Johannesburgs Township Soweto eine neue Dimension erreicht. Hintergrund: Der staatliche Stromproduzent Eskom trennte die gesamte Kommune vom Netz, weil ihm der kommunale Versorgungsbetrieb über 4 Mrd. Rand (umgerechnet rund 300 Mio. Euro) für Stromlieferungen schuldet, die über das kommunale Netz an die Endverbraucher verteilt wurden. Diese haben ihrerseits zwar gezahlt, das Geld versickerte aber im kommunalen Haushalt.
Fazit: Wir erwarten einen schwachen Rand.
6-Monats-Übersicht zu ausgewählten Währungen aus Nahost und Afrika
Land | Währung/Zins | Aktueller Kurs | Ausblick 3 Monate | Ausblick 6 Monate | Prognose-sicherheit |
---|---|---|---|---|---|
Türkei | TRL | 2,96 | 3,03 | 3,07 | neutral |
3m-Zins | 10,81 | 9,0 | 8,5 | ||
Israel | ILS | 4,37 | 4,35 | 4,32 | unsicher |
3m-Zins | 0,066 | 0,1 | 0,1 | ||
Ägypten | EGP | 8,71 | 9 | 9,0 | unsicher |
3m-Zins | 9,4 | 9,1 | 8,8 | ||
Nigeria | NGN | 227,1 | 225 | 220 | unsicher |
3m-Zins | 13 | 13 | 12,5 | ||
Südafrika | ZAR | 13,48 | 14,80 | 15,10 | neutral |
3m-Zins | 6,125 | 6,0 | 5,8 |