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Währungen aus der Region Westeuropa

Schwache Währungen im Norden

In unserem Devisen-Wochenschwerpunkt blicken wir auf die Entwicklungen in Großbritannien, der Schweiz, Schweden und Norwegen.

Zinserhöhungen vom Tisch

Die Spekulation über eine Zinserhöhung für Großbritannien im laufenden Jahr hat sich erledigt. Der neue Inflationsreport der britischen Währungshüter spricht klare Worte. Die Wachstumsprojektion 2016/17 wurde recht deutlich von 2,5% und 2,7% auf 2,2% und 2,4% herabgesetzt. Eine schwächere Nachfrage des Auslands sowie deutlich reduzierte Investitionen der Öl- und Gasförderer senken die Schlagzahl. Die Inflation bleibt unterdessen wenigstens bis 2017 klar unterm Ziel von 2%.

Dennoch wirkt der Ausblick überoptimistisch und in gewisser Hinsicht inkonsistent, vor allem mit Blick auf die desolate UK-Leistungsbilanz. Die exponentiell steigende Auslandsverschuldung wird ebenso wenig thematisiert. Die Währungshüter erwarten die Impulse von einer weiter kräftigen Binnennachfrage. Trotz Hinweisen auf ein relativ schwaches Wachstum der Löhne sollen vor allem die privaten Haushalte durch ihren Konsum und die Immobiliennachfrage für den nötigen Schwung sorgen.

Die Konsolidierung der Staatsfinanzen wird dagegen eher bremsend wirken. Das Wachstum der Unternehmensinvestitionen wird mit 6% angesetzt. Die laufend wachsende Verschuldung wird von den Währungshütern ausgeblendet. Sie ergibt sich zwangsläufig aus einem Wachstumstrend auf halber Höhe des Defizits der Leistungsbilanz – zuletzt 1,9% Wachstum zu 3,8% Defizit. Es gibt lediglich den wenig vertrauenerweckenden Hinweis, dass das Defizit der Einkommensbilanz zuletzt leicht gesunken sei. Begründung: Die Profitabilität der britischen Unternehmen sei gesunken. Daher wurden weniger Dividenden ans Ausland gezahlt. Bei der gegebenen Abhängigkeit von der Zahlungsbereitschaft ausländischer Investoren ist das keine positive Nachricht – gerade auch angesichts des nicht mehr auszuschließenden Brexits.

Fazit: Die Korrektur der übertriebenen Zinserwartungen zusammen mit den wachsen Risiken durch das EU-Referendum und die desolate Auslandsposition werden das Pfund weiter belasten.  

Der Schmerz lässt langsam nach

Die Wirtschaft der Schweizer zeigt erste Spuren neuen Lebens, allerdings nicht auf den ersten Blick. Die Arbeitslosigkeit in der Schweiz nimmt immer noch leicht zu. Sie stieg von zuletzt 3,7% auf 3,8% an. Der Export ist mit -2,6% zum Vorjahr noch leicht rückläufig. Die Einzelhandelsumsätze gingen mit (preisbereinigt) -1,6% zum Vorjahr leicht zurück und selbst der Einkaufsmanager-Index der Industrie fiel von 52,1 auf glatt 50 Punkte.

Dagegen stehen positive Entwicklungen. Der KOF-Index zog an und nahm die 100%-Marke. Das deutet zumindest auf die Rückkehr zum langfristigen Wachstumstrend. Das Konsumklima ist zwar noch unterdurchschnittlich mit -14 Punkten nach -18. Aber es liegt schon näher am langfristigen Durchschnitt. Die Schweizer Wirtschaft schüttelt den Franken-Schock allmählich ab. Die Inflationsrate blieb mit zuletzt -1,3% unverändert unter Null stehen. Die Währungshüter beließen ihre Leitzinsen im negativen Bereich. Der Franken steht mit Kursen um 1,10 zum Euro auf einem Niveau, welches der eidgenössischen Industrie wieder Luft zum Atmen verschafft. Es markiert aber wohl noch nicht das Ende der Normalisierung. Auch das macht optimistischer für die Schweiz.

Fazit: Der Franken dürfte jedenfalls noch etwas weiter nachgeben.

Schwache Krone – rosiger Ausblick

Schwedens Wirtschaft wächst derzeit nach Schätzung der Währungshüter mit etwa 3% jährlich. Und das Land sollte dieses Niveau auch halten können. Der Konsum der privaten Haushalte liefert die Impulse. Zuwächse der Beschäftigung sowie sehr lockere Finanzierungskonditionen schaffen dazu die notwendigen Stützen. Die Notenbank hatte ihren Leitzins schon vor dem Jahreswechsel noch tiefer in den negativen Bereich auf jetzt -0,5% hinabgesenkt. Das schwächte die Krone weiter. Und es gibt wiederum dem Export und der Importsubstitution Auftrieb. Hinzu kommt ein positiver Ausgabeneffekt durch die Zuwanderung. Sie schlägt sich zunächst in höheren Staatsausgaben und einer daraus gespeisten Konsumnachfrage nieder.

Fazit: Die Krone wird noch leicht nachgeben. Weitere Zinsschritte sind aber nur wahrscheinlich, wenn sie unvorhergesehen zulegen sollte.  

Schwacher Ölpreis – schwache Krone

Die norwegische Krone hat im Gefolge des abrutschenden Ölpreises erwartungsgemäß weiter nachgeben. Das Wachstum dürfte unter den langfristigen Trend fallen. Die Beschäftigung nimmt bereits leicht ab, da Öl- und Gasförderer auch in Norwegen ihre Investitionspläne kürzen. Die Schwäche der Öl-Branche strahlt über sinkende Beschäftigung und gestrichene oder vertagte Investitionsprojekte auf den Rest der Wirtschaft aus. Zwar schafft der gesunkene Kronen-Kurs belebende Effekte. Die Export-Chancen verbessern sich. Doch Import-Substitution sowie höhere Staatsausgaben reichen nicht aus, um den Öl-Einbruch zu kompensieren. Die Währungshüter erwarten daher eine wachsende Output-Lücke, heißt: Das realisierte BIP bleibt unter seinem Potenzial. Das wird bald zu einer Zinssenkung führen.

Fazit: Die Krone dürfte weiter nachgeben.

6-Monats-Übersicht zu ausgewählten Währungen aus Westeuropa

LandWährung/ZinsAktueller KursAusblick 3 MonateAusblick 6 MonatePrognose-sicherheit
UKGBP0,7820,800,84neutral
3m-Zins0,5650,550,49
SchweizCHF1,101,091,10sicher
3m-Zins-0,73-0,75-0,75
SchwedenSEK9,4829,319,27sicher
3m-Zins-0,426-0,450,45
NorwegenNOK9,6679,719,80sicher
3m-Zins1,100,800,70
  • GBP: Die Risiken des EU-Referendums und die Ernüchterung über die tatsächliche Lage UKs sorgen für Pfund-Schwäche.

  • CHF: Der Franken dürfte bei etwa 1,10 zum Euro zunächst verharren, dann allerdings weiter abwerten.

  • SEK: Die SEK bliebt schwach – schon um die Deflationsrisiken einzudämmen.

  • NOK: Die NOK fällt weiter als von uns erwartet und hat offenbar noch keinen Boden gefunden.

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