Schwaches Wachstum in der Türkei, beschleunigtes in Ägypten
Schwaches Wachstum
Der schwache Trend der türkischen Wirtschaft mit 2,1% Wachstum im 2. Quartal scheint sich fortzusetzen. Die Industrieproduktion legte per September nur noch um 1,7% zu. Der Export und die Staatsausgaben liefern noch Impulse. Doch der private Konsum stagniert. Die privaten Investitionen schrumpfen unter dem Eindruck der geopolitischen Risiken von der Ukraine bis zum arabischen Raum. Die Geldpolitik bleibt mit Leitzinsen von 8,25% bei einer Inflation von 9% expansiv. Sie wird diese Position auch bis ins nächste Jahr hinein halten. Belastungen liefert die Politik. Der vom Regierungschef zum Präsidenten gewandelte Recep Erdogan hält nach wie vor die Fäden in der Hand. Sein Einfluss führt das Land zunehmend in die Isolation. Ein Partner nach dem anderen geht auf Distanz zur Türkei.
Fazit: Wir erwarten, dass die Lira im kommenden Jahr wieder unter Druck kommt.
Die Lasten des Krieges
Die israelische Wirtschaft scheint derzeit die volle Wucht der regionalen Konflikte abzubekommen. Das dritte Quartal brachte rote Zahlen. Dies war schon im Vorfeld von den Währungshütern vermutet worden. Schwach waren vor allem die Investitionen und der Export sowie die Bautätigkeit. Allerdings scheint es sich dabei um die Nachwirkungen des Gaza-Konfliktes aus dem ersten Halbjahr zu handeln. Der Einkaufsmanager-Index und die reinen Stimmungsindikatoren haben sich zuletzt verbessert. Die niedrige, in einzelnen Monaten auch negative Inflation zeigt wiederum, dass die Preisspielräume der Anbieter stark begrenzt sind. Die Leitzinsen stehen mit 0,25% nahe Null. Hier sind kaum mehr wirksame neue Impulse möglich. Die gerade in Jerusalem aufgebrochenen Konflikte dürften den Schekel zunehmend belasten, zumal die Geduld der europäischen und amerikanischen Verbündeten erkennbar überstrapaziert wird.
Fazit: Der Schekel hat bereits deutlich nachgegeben. Er wird sich weiter abschwächen.
Beschleunigtes Wachstum
Das per Juli beendete Fiskaljahr 2013/14 brachte „nur“ 2,2% Wachstum. Ein Blick auf die Quartalsdaten zeigt aber die Beschleunigung: Es ging von rund 1% über 1,5% und 2,5% auf zuletzt 3,7% – jeweils zum Vorjahr – nach oben. Die Antriebskräfte lagen vor allem bei Industrieproduktion und Bautätigkeit. Letztere wird auch durch Staatsaufträge angetrieben – so das Großprojekt Ausbau und Erneuerung des Suez-Kanals. Schwach mit rückläufigen Zahlen ist immer noch der Tourismus. Die bei über 11% stehende Inflation lässt der Geldpolitik kaum Raum für expansive Impulse. Der Leitzins steht unverändert bei 9,75%. Das Pfund hat sich mit der wirtschaftlichen Belebung erholt. Es könnte noch Potenzial haben.
Fazit: Das Pfund könnte noch leicht zulegen.
Vom Terror der Boko Haram gebremst
Trotz aller inneren politischen Probleme geht das starke Wachstum der größten Volkswirtschaft Afrikas weiter. Für das 2. Quartal notiert das Land ein Plus von etwas mehr als 6,5%. Das weist auf die deutlich stärkere Dynamik von Nigerias Wirtschaft hin. Das Wachstum wird vor allem vom Nicht-Öl-Sektor angetrieben. Er brachte in den ersten beiden Quartalen jeweils über 8% Wachstum – obwohl die Landwirtschaft aufgrund der verschärften Auseinandersetzungen mit den Islamisten vor allem im Norden des Landes beeinträchtigt wurde. Die Auswirkungen der Ebola-Epidemie dürften noch deutlich fühlbar werden. Zumal mit Port Harcourt und vor allem Lagos zwei Wirtschaftszentren betroffen sind.
Fazit: Die zuletzt gesehene Schwäche des Naira könnte sich noch fortsetzen.
Der Druck wächst
Südafrikas Wachstum bleibt schwach. Der neue Chef der Notenbank SARB, Lesetja Kganyago, begann seine Amtszeit mit einer weiteren Abwärtsrevision des Ausblicks. Statt der schon mageren 1,5% und 2,8% Wachstum für 2014/15 legen die Währungshüter jetzt nur noch 1,4% und 2,5% zugrunde. Das ist viel zu wenig, um der Arbeitslosigkeit, die bei 25% liegt, Herr zu werden. Die Möglichkeiten einer geldpolitischen Lockerung sind mit Leitzinsen von 5,75% bei einer zuletzt auf 5,9% gefallenen Inflation überschaubar. Zumal Südafrika eher mit einer konsequenten Stabilisierung gedient wäre: Moody´s setzte kürzlich das Rating von Baa1 auf Baa2 herab. Damit gerät der Investmentgrade in Gefahr. Angesichts des Investitionsbedarfs und der damit verbundenen Finanzierungsbedürfnisse wäre das besonders schmerzhaft. Der Zerfall der Regierungspartei ANC und vor allem des Gewerkschaftsverbands COSATU unter dem Druck der Korruptionsvorwürfe gegen Präsident Zuma dürfte die Wirtschaft zunächst durch weitere Arbeitskämpfe belasten. Denn nun wird die Konkurrenz unter den pro und contra ANC positionierten Gewerkschaften über Tarif-Erfolge ausgetragen. Die im letzten halben Jahr erkennbare Erholung des Rand dürfte bald enden, wenn die politischen und sozialen Konflikte an Schärfe gewinnen.
Fazit: Wir erwarten einen nachgebenden Rand.
6-Monats-Übersicht zu ausgewählten Währungen aus Nahost und Afrika
Land | Währung/Zins | Aktueller Kurs | Ausblick 3 Monate | Ausblick 6 Monate | Prognosesicherheit |
---|---|---|---|---|---|
Türkei | CZK | 2,78 | 2,90 | 3,05 | neutral |
3m-Zins | 9,73 | 9,5 | 9,3 | ||
Israel | HUF | 4,80 | 4,60 | 4,50 | neutral |
3m-Zins | 0,201 | 0,20 | 0,15 | ||
Ägypten | PLN | 8,98 | 9,0 | 9,0 | unsicher |
3m-Zins | 9,53 | 9,5 | 9 | ||
Nigeria | RON | 220,9 | 220 | 225 | unsicher |
3m-Zins | 16 | 16 | 15 | ||
Südafrika | RUB | 13,69 | 13,85 | 14 | neutral |
3m-Zins | 6,09 | 6 | 5,7 |