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Währungen aus Osteuropa

Schwächere Aussichten in Polen, steigender Druck in Russland

In unserem Devisen-Wochenschwerpunkt blicken wir auf die Entwicklungen in Tschechien, Ungarn, Polen, Rumänien und Russland.

Ruhige Expansion   

Der jüngste Ausblick der Notenbank lieferte die erwartete Abwärtsrevision. Für 2014/15 erwartet die Zentralbank jetzt nur noch jeweils 2,5% Wachstum der tschechischen Wirtschaft (zuvor: 3%). Die Inflationsrate liegt mit 0,5% unterhalb des Toleranzbereichs von 1%-3% und weit entfernt vom Ziel 2%. Die Nachfrage ist schwach und es gelingt der Geldpolitik kaum, mit der quantitativen Lockerung im Devisenmarkt Wirkung zu erzielen. Der Kurs ist seit Bekanntgabe der Interventionsschwelle (27 Kronen je Euro) ständig schwächer geworden, so dass – außer in den ersten Tagen – diese Politik folgenlos bleibt. Allenfalls wirken sich die gestiegenen Importpreise aus. Positive Anstöße könnten vom Arbeitsmarkt kommen. Die Löhne ziehen an. Das belebt Konsum und Bautätigkeit. Auch der Export dürfte seinen Beitrag leisten. Allerdings wird das alles die Geldpolitik kaum vor Anfang 2016 zum Handeln bewegen.

Fazit: Die Krone bleibt unverändert in der Region oberhalb 27 Kronen je Euro stehen. Lediglich massive politische Störungen – etwa eine Eskalation des Ukraine-Konflikts – könnten daran etwas ändern.

Trauriges Bild

Die ungarische Wirtschaft bleibt angeschlagen. Vor allem die private Nachfrage lahmt. Zwar hat die Bautätigkeit dank starker Staatsausgaben um 17% zugelegt. Doch die private Nachfrage ist mäßig (+2%). Die anziehende Industrieproduktion stützt sich auf den Export (+8%). Die Inlandsumsätze sind deutlich geringer (2%). Die Inflationsrate rutschte zuletzt in den roten Bereich (-0,2%). Unterdessen untergräbt die Politik die Wachstumschancen des Landes. Das Bankensystem rückt in den Fokus der Klientel-Politik der Fidesz-Kleptokratie. Das wird die Investitionen – besonders aus dem Ausland – weiter drücken. Jetzt scheint die Regierung Orbán durch die vor allem von jungen Leuten getragenen Proteste gegen die Internetsteuer zum Schluss gekommen zu sein, dass Bildung ihrer Macht schadet. Die Hälfte aller Gymnasien des Landes soll geschlossen werden. Statt etwa 120.000, wie derzeit, sollen zukünftig nur noch 60.000-70.000 Absolventen pro Jahr ein Studium beginnen.

Fazit: Die unberechenbare Politik der Orbán-Regierung schwächt die Wirtschaft und den Forint.

Schwächere Aussichten

Die polnischen Währungshüter haben in ihrem aktuellen Report den Ausblick gesenkt. Statt den im Juli erwarteten 3,6% Wachstum für 2014 und 2015 sowie 3,5% für 2016, sind es jetzt noch 3,2% für 2014 bzw. 3,0% und 3,3% für 2015/16. Auch die Inflation soll geringer ausfallen als erwartet: statt 1,4% und 2,3% soll sie nur noch 1,0% und 1,6% für 2015/16 betragen – nach fast Null (0,1% bis 0,2%) im laufenden Jahr. Hintergrund: die schwächere Euro-Konjunktur und rückläufige Investitionen. Beides zusammen ergibt eine schwächere Beschäftigung und weniger Dynamik des Konsums.

Fazit: Die schwächeren wirtschaftlichen Perspektiven führen zu niedrigeren Zinserwartungen, die ihrerseits den Zloty weiter schwächen werden.

Weitere Lockerung

Schwaches Wachstum und schwächere Investitionen haben die rumänischen Währungshüter zu einer weiteren Lockerung veranlasst. Sie senkten die Leitzinsen von 3% auf 2,75% sowie den Mindestreservesatz. Das setzt Liquidität frei. Hauptgrund für die Wachstumsschwäche ist die nachlassende Nachfrage aus der Eurozone. Immerhin scheint auf der politischen Ebene Ruhe einzukehren.

Fazit: Schwaches Wachstum und negative Zinserwartungen drücken weiter auf den Leu.

Der Druck steigt

Die Sanktionen Europas und der USA belasten Russlands Wirtschaft immer stärker. Das zeigt der steile Anstieg der Zinsen am russischen Geldmarkt. Der Dreimonatssatz legte von rund 6,9% Ende Februar auf aktuell 10,8% zu. Das entspricht einer Zinserhöhung um jeweils 50 Basispunkte in den letzten 8 Monaten. Das dürfte eine Rezession zur Folge haben. Zugleich erreicht die Kapitalflucht ein Ausmaß wie zuletzt in der Krise 2008. Allein im letzten Monat sollen nach russischen Schätzungen umgerechnet rund 20 Mrd. Euro abgeflossen sein. Der Druck auf die Währung und die auf den Finanzsektor zielenden Sanktionen machen sich bei den Währungsreserven bemerkbar. Sie schrumpfen russischen Agenturmeldungen zufolge monatlich um 1%-2%. Da sich eine neue militärische Eskalation in der Ukraine anbahnt, dürften weitere Sanktionen anstehen. Sie werden den Druck auf das russische Finanzsystem und den freigegebenen Rubelkurs verschärfen.     

Fazit: Wir erwarten wegen der sich abzeichnenden Stagflation einen fallenden Rubel.   

6-Monats-Übersicht zu ausgewählten Währungen aus Osteuropa

LandWährung/ZinsAktueller KursAusblick 3 MonateAusblick 6 MonatePrognosesicherheit
TschechienCZK27,662727sicher

3m-Zins0,2190,200,20
UngarnHUF305,7308312neutral
3m-Zins2,12,11,9
Polen

PLN4,2384,254,27neutral
3m-Zins1,942,02,0
RumänienRON58,965960neutral
3m-Zins10,811,512
Russland

RUB4,4244,454,45unsicher

3m-Zins1,61,51,5
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