Schwächerer Dollar voraus
Die Zins- und Währungsprognostiker in den volkswirtschaftlichen Abteilungen erwachen erst allmählich aus dem (kurzen) Winterschlaf. Im Konsens setzen sie auf eine weitere Abschwächung des US-Dollar. Nur in unterschiedlicher Ausprägung.
Bisher hat vor allem Berenberg auf die Ereignisse in den USA reagiert. Im Mittelpunkt steht nicht das letzte Aufbäumen Donald Trumps und seiner fanatisierten Anhänger, sondern die Stichwahl in Georgia. Die Hamburger Privatbank hat heute (8.1.) ihre Prognose für den US-Dollar gesenkt. Begründung: Das Ergebnis der Nachwahl in Georgia erhöhe die Wahrscheinlichkeit, dass Joe Biden mit den Demokraten eine weniger wachstumsfreundliche Wirtschaftspolitik durchsetzen könne. Gepaart mit der ultra-expansiven Geldpolitik der Fed stünden die Zeichen auf eine weitere Dollar-Abwertung. Statt 1,20 EUR|USD auf Sicht von 3 Monaten erwartet Berenberg nun einen Wechselkurs von 1,25.
Überstimulierung des Konsums erwartet
Die Commerzbank hält noch an ihren bisherigen Prognosen fest. Die Bank sieht aber eine – spätere – „Überstimulierung“ des Konsums voraus. Die Amerikaner hätten ungewöhnlich hohe Ersparnisse angesammelt und warteten nur darauf, das Geld wieder ausgeben zu können. Im ersten Quartal würde Joe Biden hingegen nicht nur für zusätzliche Corona-Hilfsmaßnahmen, sondern auch für ein insgesamt strengeres Corona-Regiment sorgen, was die Möglichkeiten zum Geldausgeben zunächst ausbremst.
Pictet sieht noch Unterstützung für den Dollar
Auch das Wealth Management der in der Schweiz beheimateten Privatbank Pictet erwartet ein kräftigen Konsumimpuls in den USA. Das Statement der Bank gegenüber FUCHS-DEVISEN, berücksichtigt noch nicht die jüngsten Ereignisse in den USA. Pictet hält bisher an seiner „mittelfristigen optimistischen Einschätzung“ des EUR|USD-Kurses fest.
Die Bank sieht das Währungspaar in 3 Monaten bei 1,21 (vorher 1,20). „Die Verabschiedung eines Fiskalpakets in Höhe von 900 Mrd. USD in den USA war eine positive Entwicklung zum Jahresende für die wirtschaftliche Erholung.“ Die Fed lasse die Geldpolitik auf lange Sicht unverändert. „Beide Faktoren könnten dem Dollar kurzfristig helfen.“
Der Yen ohne weiteres Potenzial
Der Yen wertet in den Erwartungen der Banken zum Euro nicht weiter auf. Auch hier sieht vor allem Berenberg eine relative Stärke des Euro, die den Kurs EUR|JPY in einem Jahr auf bis zu 128 treiben kann. Es scheine, dass eine relativ geringe Marktvolatilität und anhaltende Käufe japanischer Portfolioinvestitionen ausländischer langfristiger Schuldtitel weiterhin erhebliche Hürden für eine stärkere Aufwertung des Yen darstellten, meint dazu Pictet.
US-Langfristzinsen ziehen an
Im Zinsbereich bemerkenswert ist das erwartete Anziehen der Zinssätze bei den 10-jährigen US-Staatsanleihen auf Sicht von 12 Monate. Berenberg geht nun von 1,75 (vorher 1,40) aus. Im Kurzfristbereich, den die Notenbanken noch besser kontrollieren können, sind die Erwartungen dagegen unverändert. Die übrigen von uns beobachteten Banken haben ihre Prognosen gegenüber Vormonat weitestgehend unverändert gelassen.
Fazit: Für die EZB sind das keine guten Nachrichten, weil ein stärkerer Eurokurs den erhofften Anstieg der Inflationsraten abbremst. In einem Monat erwarten wir im Prognose-Tableau weitere Anpassungen zu Gunsten des Euro.