Sonnenstrahlen in der Eurozone, sonst wenig Bewegung
Sonnenstrahlen
Ein paar Sonnenstrahlen durchbrechen die dichte Wolkendecke über der Eurozone. Die Industrieproduktion hat sich zuletzt erholt. Sie legte wieder mit einem Plus von 1,8% zum Vorjahr zu. Dieses Signal wird auch von den Einkaufsmanager-Indizes bestätigt. Dienstleistungs-, Industrie- und Gesamtindex liegen mit jeweils über 53 Punkten im Expansionsbereich.
Zwei Details scheinen uns bemerkenswert. Die Absatzpreise weisen erstmals seit langem wieder nach oben. Die Marktmacht der Anbieter scheint also zu wachsen. Das deutet auf eine bessere Nachfrage hin. Zudem haben sich die Daten für das bislang schwache Frankreich stabilisiert.
Positiv werten wir auch die Daten der jüngsten Handelsbilanz. Der Überschuss ist von 20,8 Mrd. Euro auf 23,3 Mrd. Euro gewachsen. Zudem zieht das Volumen wieder an: Die Exporte legten per August im Jahresvergleich um 8% zu, die Importe um 4%. Alles in allem ergibt sich daraus zunächst ein unspektakulärer, aber solider Aufwärtstrend.
Auch die Inflationsdaten liefern Hinweise auf einen leichten Aufwärtstrend. Zuletzt lag die Teuerung bei 0,4% nach 0,2% zuvor. Das dürfte wohl in erster Linie auf den schwindenden Einfluss der Ölpreise zurückzuführen sein. Die Stimmungsindikatoren deuten darauf hin, dass die Befürchtungen und Ängste wegen des Brexit verfliegen. Auch sie bewegen sich in positiver Richtung, namentlich in Deutschland. Der Ifo-Index hat auf hohem Niveau noch einmal überraschend deutlich zugelegt. Selbst die diplomatische Zitterpartie um das Handelsabkommen mit Kanada wird daran nur wenig ändern. Auch von dieser Seite kommt also ein leichter Rückenwind.
Die EZB hat derzeit wenig Spielraum. Aber sie hat auch kaum Handlungsdruck – sofern sich nicht im Zuge der extrem lockeren Geldpolitik akute Risiken in den Vermögensmärkten aufgebaut haben sollten. Letzteres müsste durch entsprechende aufsichtsrechtliche Schritte aufgefangen werden.
Der etwas schwächere Euro in den letzten Wochen dürfte den Eurohütern dagegen eher zusagen. Solange kein neuer Impuls von außen kommt, hat die EZB kaum Grund zum geldpolitischen Handeln. Denkbar sind allenfalls gezielte Schritte zur Sicherung der Kreditqualität.
Fazit: Der leichte Druck auf den Eurokurs hält weiter an.
Warten auf die Wahl
Kurz vor der US-Wahl scheint die Wirtschaft anzuziehen. Die Einkaufsmanager-Indizes springen regelrecht nach oben, für die verarbeitende Industrie von 51,4 Punkte auf 53,2. Konsens war ein leichter Rückgang auf 51,2 Punkte. Bei den Dienstleistern ist es sogar ein Anstieg von 51,9 auf 54,8 Punkte. Steigende Absatzpreise und kräftige Auftragseingänge sorgen für Auftrieb.
Die einzelnen FED-Indikatoren liefern dagegen ein eher negatives Bild. New York (Empire State) sah einen deutlichen Rückgang tief in den negativen Bereich hinein. Schwach war auch die Industrieproduktion mit einem Monatszuwachs von gerade mal 0,1% nach -0,5% im Vormonat. Das ergibt im Jahresvergleich rote Zahlen. Positiv sind die Signale, die die jüngste Handelsbilanz aussendet: mit steigenden Ex- und sinkenden Importen.
Immerhin, die Inflation zieht langsam an: mit 1,5% nach 1,1% und einer Kernrate von über 2%. Das weist auf eine steigende Nachfrage hin. Starker Schub ist allerdings am ehesten im Bau- und Immobilienbereich zu sehen. Die Preise steigen hier um etwa 5% bis 6% zum Vorjahr an. Das ist bei einer Rendite von unter 2% für langlaufende Staatsanleihen schon ein sensationeller Gewinn! Aber: Das engt den Spielraum der Geldpolitik ein.
Ein klarer Zinsauftrieb würde den Häusermarkt wohl deutlich fallen lassen. Und damit einen der derzeitig wichtigen Impulsgeber der US-Konjunktur ausbremsen. Die an den Terminmärkten ablesbaren Zinserwartungen gehen denn auch von einem Leitzins per September 2017 von 0,5% bis 0,75% aus. Von daher erwarten wir große Vorsicht der Währungshüter beim schwierigen Geschäft der Normalisierung der Zinsen. Auch die Präsidentschaftswahl kann immer noch Überraschungen bringen. Beide Präsidentschaftskandidaten sehen bestehende Freihandelsabkommen (NAFTA) und neue (TTIP, TPP) kritisch. Es droht eine neue Welle von Protektionismus.
Fazit: Mehr als eine erste Zinserhöhung im Dezember ist kaum denkbar, da die politischen Perspektiven allzu unsicher geworden sind. Dennoch gibt der konjuntkurelle Rahmen dem Dollar leichten Auftrieb.
Im Kampf gegen Windmühlen
Japans Aussichten bleiben sehr schwach. Die strukturellen Probleme sind ungelöst. Und sie verschärfen sich weiter. Im Zentrum steht die zahlenmäßig schrumpfende und überalternde Bevölkerung. Der jüngste Artikel IV Bericht des IWF fasst das Desaster in Zahlen: Nach 0% und 0,5% Wachstum für 2014/15 sieht die Projektion jetzt 0,3% und 0,1% für 2016/17 vor.
Aufschwung sieht anders aus. Privater Konsum und Investitionen der Unternehmen wachsen wenig. Die öffentlichen Investitionen sind rückläufig. Die Wirtschaft schrammt weiter am Rand zur Deflation entlang – mit Teuerungsraten von 0,2% bis 0,4%. Die Konsolidierung der Staatsfinanzen bleibt aus. Die laufenden Budgetdefizite liegen um 5% vom BIP. Die Staatsschulden werden der IWF-Projektion zufolge in diesem Jahr die Marke 250% vom BIP überschreiten.
Auch die Regierung Abe ist bisher daran gescheitert, die strukturellen Probleme Japans anzugehen. Sie hat lediglich einen ebenso kurzen, wie nutzlosen Konjunkturimpuls geliefert, der sich schon verbraucht hat. Eine Öffnung der Märkte nach innen wie auch nach außen ist nicht gelungen. Weder wurde der Weg zu mehr Effizienz der Binnenmärkte durch Öffnung für ausländische Konkurrenz beschritten. Noch wird eine bessere Nutzung der einheimischen Potentiale durch eine Beseitigung der sozialen Schranken ernsthaft versucht.
Mittlerweile sind selbst auch die günstigeren Aussichten in Frage gestellt. Der deutlich flacher als bislang erwartet verlaufende US-Zinstrend sorgt für einen schwachen Dollar zum Yen. Der Dollar zieht wichtige regionale Yen-Konkurrenten wie den chinesischen Yuan oder den koreanischen Won mit.
Fazit: Trotz der schwachen Fundamentaldaten und negativen Zinsen wird der Yen eher zulegen.
Export auf Stütze
Die chinesische Konjunktur entspricht in etwa den politischen Vorgaben und Erwartungen. Das Wachstum des 3.Quartals liegt bei 6,7%. Es ist damit im Rahmen der Zielvorgabe von 6,5%-7%. Die langsame Abschwächung des Wachstums ist Teil der Neuausrichtung der Wirtschaft. Sie soll sich stärker auf den Binnenkonsum stützen. Dem entsprechend liegen die Zuwachsraten der Industrieproduktion jetzt unter der Expansionsrate der Umsätze des Einzelhandels. Hier sind es rund 6%, dort etwas mehr als 10% jährlich.
Das Wachstum hängt allerdings weniger vom privaten Konsum als vielmehr von der Fiskalpolitik ab. Sie sorgte durch Steuererleichterungen beim Autokauf für höhere Nachfrage. Zudem hat sich am Immobilienmarkt offenbar eine Blase gebildet, die in den nächsten Monaten platzen dürfte. Eine Korrektur ist fällig. Sie dürfte den Eigentümern Probleme und den finanzierenden Banken notleidende Kredite bescheren.
In dieser Konstellation hat die Führung die Stützung des Yuan fallen gelassen. Anlass war die Integration in den Korb der IWF-Leitwährungen. Das führt zu einem kontinuierlichen Abwertung gegenüber dem Dollar. Offenbar soll so der Export weiter gestützt werden.
Fazit: Der Yuan dürfte eher schwach bleiben.
Monatsprognose zu Euro, Dollar, Yen und Yuan
Kurs Vorjahr | Kurs aktuell | 4. Quartal 2016 | 1. Quartal 2017 | 2. Quartal 2017 | 3. Quartal 2017 | ||
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EURO | USD | 1,10 | 1,091 | 1,07 – 1,12 | 1,08 – 1,12 | 1,09 – 1,14 | 1,09 – 1,14 |
CHF | 1,087 | 1,083 | 1,08 – 1,10 | 1,09 – 1,11 | 1,10 – 1,13 | 1,10 – 1,13 | |
GBP | 0,716 | 0,896 | 0,87 – 0,92 | 0,90 – 0,97 | 0,94 – 1,02 | 0,96 – 1,05 | |
JPY | 132,7 | 114,88 | 112 - 116 | 111 – 116 | 110 – 116 | 109 – 116 | |
3-Monatsgeld | -0,07 | -0,05 | -0,20 – 0,00 | -0,25 – 0,00 | -0,20 – 0,00 | -0,10 – 0,05 | |
10-Jährige Anleihe Bund | 0,54 | 0,17 | 0,00 – 0,20 | 0,00 – 0,20 | 0,05 – 0,20 | 0,10 – 0,25 | |
USD | JPY | 120,71 | 105,3 | 99 – 108 | 100 – 110 | 100 – 110 | 100 – 114 |
3-Monatsgeld | 2,17 | 0,84 | 0,80 – 1,15 | 0,95 – 1,25 | 1,10 – 1,40 | 1,25 – 1,50 | |
10-Jährige Anleihe Bund | 3,22 | 1,56 | 1,45 – 1,75 | 1,40 – 1,80 | 1,40 – 1,85 | 1,45 – 1,95 | |
Hinweis: Diese Tabelle gibt die Meinung der Redaktion zur Zins- und Wechselkursentwicklung wichtiger Währungen wieder. Sie dient ausschließlich zur Orientierung und ist nicht als Handlungsaufforderung zu sehen. Insbesondere Wechselkursprognosen unterliegen einer hohen Unsicherheit. Alle Angaben ohne Gewähr.