Der Euro hat einen mächtigen Push aus Brüssel bekommen. Die Gemeinschaftswährung ist durch den Corona-Wiederaufbaufonds stark angeschoben worden und in die Höhe gesprungen. Die aktuelle Dynamik ist sehr hoch und der Sprung über die technisch wichtige Hürde bei 1,15 hat neues Kurspotenzial frei gemacht.
Allerdings dürfte das auch bei 1,22 EUR|USD begrenzt sein. Bei 1,25 EUR|USD liegt ohnehin ein dicker technischer Deckel auf dem Euro. Denn auch wenn die Risiken gesunken sein mögen, dass der Euro in der Corona-Krise auseinanderbricht - konjunkturell stark ist die Eurozone nicht. Die Eurozone steht den USA momentan nur relativ etwas stärker gegenüber. Corona verbreitet sich in Europa nicht ganz so ungezügelt wie in den USA.
Euro im Höhenrausch
Zudem veranlasst die im November bevorstehende US-Präsidentenwahl einige Investoren zur Vorsicht. Dieses Bild könnte sich zum Jahreswechsel schnell wieder fundamental drehen. Wenn klarer wird, in welche Richtung es in den USA weiter geht - ein harter Wechsel in der Corona-Politik ist denkbar - könnte der Dollar schnell wieder gefragter sein. Wir erwarten daher einen starken Euro bis zum Jahreswechsel. Danach rechnen wir mit einem wieder erstarkenden Greenback.
Auch Yen und Franken bleiben grundsätzlich als sichere Häfen gefragt. Aufgrund der aktuellen Stärke des Euro wird das aber nur in der Crossrate zum US-Dollar sichtbar. Europäische Anleger haben darum nun eine gute Gelegenheit, Kapital in den leicht zurückgekommenen Franken umzuschichten, falls sie weitere Reserven in Fremdwährung aufbauen wollen.
Zinspolitiken global gleich ausgerichtet
Auf der Zinsseite sind die globalen Kräfteverhältnisse weiterhin weitgehend ausgeglichen. Die Notenbanken halten die Leitzinsen fest am Boden und versorgen die Märkte über Anleihekäufe mit Liquidität. Am langen Ende bewegen sich die Renditen leicht nach unten. Das ist einerseits den Käufen der Notenbanken geschuldet, die hohe Volumina absorbieren.
Auf der anderen Seite spiegeln die Renditen das Konjunkturbild wider - es geht mit geringer Dynamik aus dem Tal. Die deutsche 10-jährige dreht wieder sichtbar nach unten ab. Der Rutsch dürfte sie in den nächsten Monaten bis -0,65% führen. bis in den Bereich der 30-Jährigen sind die Renditen nun negativ. Auf der Suche nach Renditen haben Anleiheinvestoren nur die Chance, an den südlichen Rändern des alten Kontinents einige zehntelprozentpunkte bei sehr langen Laufzeiten zu erhalten. Angesichts der hohen Kurse und der Zinsänderungsrisiken halten wir diese Papiere dennoch nicht für lukrativ - auch wenn das Euro-Zerfallsrisiko gesunken ist.
Konjunktur-Sorgen drücken Renditen
Auch die US-Renditen stehen wieder unter Druck. Hier preisen die Märkte ein, dass sich die US-Konjunktur angesichts der Corona-Krise nur langsamer erholen wird als bisher erwartet. Wir senken unsere ohnehin schon geringe Renditeerwartung für die USA für die nächsten Quartale leicht ab.