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Bundesregierung muss Dynamik stoppen

Target-Forderungen Deutschlands in Kürze bei 1 Billion

Die Forderungen der Bundesbank an die anderen Notenbanken im Eurosystem erreichen in Kürze 1 Billion Euro. Da es keinen Zwang zum Ausgleich und zur Besicherung gibt, ist auch die Dynamik nicht zu bremsen. Die Bundesregierung ist gefordert.

Die Forderungen der Bundesbank gegenüber anderen Zentralbanken der Euro-Länder sind auf einen neuen Rekordwert gestiegen. Die sogenannten Target2-Salden betragen nun 914 Mrd. Euro. Mehr noch als die absolute Höhe beunruhigt die Dynamik des Anstiegs. Innerhalb von drei Jahren haben sich die Forderungen fast verdoppelt.

Ein Auslöser für die steigenden Forderungen: Die Geschäftsbanken können sich von den Zentralbanken unlimitiert Geld leihen. Der Markt wird dadurch mit Geld überschwemmt; die deutschen Forderungen steigen fortwährend. Vor allem südliche Länder stehen mit Verbindlichkeiten bei der EZB in der Kreide. Die höchsten Target2-Verbindlichkeiten hat derzeit Italien mit 450 Mrd. Es folgt Spanien mit 380 Mrd. Euro.

Latentes Risiko für Deutschland

Hans-Werner Sinn hält dies schon länger für bedenklich. Bei einer Konferenz mit Top-Ökonomen vergangene Woche in Berlin warnte der Ex-Ifo-Chef erneut: Bricht der Euro zusammen, bleibt Deutschland auf seinen Forderungen sitzen. Auch wenn nur ein Land den Euro verlässt, belastet dies Deutschland. Kein anderes Land als Deutschland hat im Euroraum höhere Forderungen.

Wie das System funktioniert

Über das Target2-Zahlungssystem überweisen Unternehmen der Euro-Zone grenzüberschreitend Geld. Es läuft so: Ein Unternehmen kauft im Ausland ein. Es beauftragt seine Geschäftsbank an die Bank des Exporteurs zu überweisen. Die Geschäftsbank überweist den Betrag an die eigene Zentralbank. Über diese fließt der Betrag an die EZB, dann an die Zentralbank des Exporteurs und weiter an dessen Geschäftsbank. Dies funktioniert sekundenschnell.

Der Bundesbank scheint das Risiko der gemeinsamen Geldpolitik bewusst. Sie erhöhte die sogenannten Wagnisrückstellungen im Februar um 1,1 Mrd. Euro. Die Wagnisrückstellung beträgt nun 16,4 Mrd. Euro. Das ist allerdings nicht mal ein Fünftel der spanischen Ausstände. Solange es den Euro gibt, besteht für Deutschland zwar kein Risiko. Doch völlig unklar ist, was passiert, wenn der Euro zusammenbricht oder ein Land den Euro verlässt.

Lösungsansätze

Es gibt nur zweitbeste Lösungsansätze. Voran der Austritt Deutschlands aus dem Euro. Um die Forderungen zu deckeln, könnte die EZB das Zentralbankgeld verknappen. Die verschuldeten Länder würden dann ihre Importüberschüsse abbauen. Sinn schlägt vor, die Forderungen mit Gold oder Pfandbriefen abzusichern. Nachteil von Pfandbriefen: Es bleibt unklar, inwieweit die Ansprüche letztlich durchzusetzen sind. Es könnte auch wie in den USA ein jährlicher Stichtag festgesetzt werden, an dem die Forderungen ausgeglichen werden müssen. Doch dann würde die Banca d' Italia die Forderungen der Bundesbank vermutlich mit italienischen Staatsanleihen bezahlen.

Fazit: Die deutsche Politik sollte die Target2-Salden im Blick behalten und einen Plan für den Ernstfall entwickeln. So ließen sich Ausgleichsforderungen zu einem Stichtag mit den Verhandlungen zur Bankenunion verbinden.

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