Trotz Zöllen bleibt der USD stark
Donald Trumps Rückkehr ins Weiße Haus hat die Weltwirtschaft erneut in Atem gehalten – diesmal mit einer besonders aggressiven Handelspolitik. Mit einem pauschalen Basiszoll von 10% auf alle Handelspartner und drastisch höheren „reziproken“ Tarifen – etwa 34% für China und 20% für die EU – hat der US-Präsident eine neue Runde protektionistischer Eskalation eingeläutet. Die Reaktionen auf den Finanzmärkten waren entsprechend heftig. Doch was bedeutet diese Politik für den Wert des US-Dollar?
Auf den ersten Blick könnte man meinen: Der Dollar verliert an Kraft. Anfang des Jahres kostete ein Euro noch 1,025 US-Dollar, mittlerweile sind es knapp 1,10 EUR|USD. Doch der Schein trügt. Betrachtet man den US-Dollar handelsgewichtet, also im Vergleich zu einem Währungskorb der wichtigsten US-Handelspartner, zeigt sich ein ganz anderes Bild: Der US-Dollar ist so stark wie nie seit Einführung des Euro im Jahr 2002. Der Index erreichte Mitte Januar 2025 mit 130,2 Punkten seinen historischen Höchststand – ein Anstieg um mehr als 50% seit dem Tief im Sommer 2011. Eine Abschwächung ist also eine Abkühlung, die der US-Währung gut tut, aber kein neuer Trend.
Trumps Zölle treiben Inflation – und den Dollar?
Trumps neue Zollpolitik hat zwei gegensätzliche Effekte auf die Währung: Einerseits treiben Zölle die Inflation, was die US-Notenbank unter Druck setzen könnte, die Zinsen weiter anzuheben – ein klassisches Argument für einen stärkeren Dollar. Andererseits steigen durch die Zölle die Importpreise, was den Konsum belasten und das Wirtschaftswachstum dämpfen kann. Auch das Vertrauen in offene Märkte – traditionell ein US-Pluspunkt – wird geschwächt. Doch bislang bleibt der US-Dollar robust. Warum?
Die Antwort liegt im internationalen Kapitalfluss. In unsicheren Zeiten flüchten Investoren in sichere Häfen. Der Dollar bleibt trotz aller politischen Turbulenzen die globale Leitwährung – und profitiert davon. Hinzu kommt: Die Fed hat den höchsten Realzins unter den großen Notenbanken, was US-Anlagen zusätzlich attraktiv macht. Und die Zölle dürften die Inflation antreiben und damit die Fed zu einem restriktiveren Vorgehen zwingen – anders als die EZB, in der seit langem die zinspolitischen Tauben den Ton angeben.
Big-Mac-Index: Euro überbewertet, nicht der Dollar
Der vielzitierte Big-Mac-Index, der die Kaufkraftparität anhand des Burger-Preises weltweit vergleicht, wirft ein differenziertes Licht auf die aktuelle Entwicklung: Anders als oft vermutet, ist nicht der US-Dollar überbewertet, sondern der Euro. In Europa kostet ein Big Mac nach Umrechnung mehr als in den USA – ein Hinweis auf eine reale Überbewertung der Gemeinschaftswährung. Das spricht dafür, dass der Euro mittelfristig unter Abwertungsdruck geraten dürfte, vor allem wenn die US-Zinsdifferenz anhält.
Für das Währungspaar EUR/USD bedeutet das: Die aktuelle Euro-Stärke dürfte nicht von Dauer sein – eine Rückkehr in Richtung Parität ist keineswegs ausgeschlossen.
Fazit: Trumps Zölle destabilisieren das globale Handelssystem. Kurzfristig könnten sie den ohnehin hoch bewerteten Dollar durch Kapitalflucht und Zinserwartungen noch stärken. Gleichzeitig bleibt der Euro trotz der jüngsten Aufwertung gegenüber dem Dollar fundamental anfällig.
Empfehlung: Internationale Unternehmen sollten sich weiter gegen einen stärkeren Dollar absichern – insbesondere bei USD-basierten Einkaufskosten. Für Anleger bleiben US-Dollar-Anlagen attraktiv, vor allem angesichts der Zinsperspektive und der relativen wirtschaftlichen Stärke der USA. Der Greenback dürfte bis auf Weiteres das Maß aller Dinge bleiben.