Hier können Sie zwischen der Ansicht für Geschäftskunden und Privatkunden wechseln.
Informationen und qualifizierte Einschätzungen zu Chancen und Risiken
030-288 817-20
Geschäftskunde
Privatkunde
0,00 €
2019
Erdogan stoppt jede Erholung

Türkische Lira im Abwärtstaumel

Türkei vor Zahlungskrise. Copyright: Pexels
Präsident Erdogan versetzte der Lira erneut einen Schlag, als er einen weiteren missliebigen Währungshüter feuerte. Unterdessen erweisen sich die guten Zahlen zum 1. Quartal als Ausreißer. Stattdessen mehren sich die Hinweise auf eine kommende Zahlungsbilanzkrise.

In der Türkei zeichnet sich eine Zahlungsbilanzkrise ab. Schuld ist die zügige Abwertung der Lira. Kurs aktuell zum Euro: 10,56. Dabei meldete die Türkei zum 1. Quartal beachtliche Wachstumszahlen. 7% Zuwachs gab es zum Vorjahresquartal (zuvor 5,9%).

Doch das überzeugt nicht. Die Dynamik lässt bereits wieder nach. Im Vergleich zum Vorquartal beträgt der Zuwachs gerade mal 1,7%. Das ist genau so viel wie im 4. Quartal 2020. Nimmt man den Einkaufsmanager-Index per Mai für die verarbeitende Industrie mit dem Rückgang von 50,4 auf 49,3 Punkte (und damit unter die Expansionsschwelle) hinzu, ergibt sich ein noch deutlicheres Bild. Demnach hat sich die Erholung der türkischen Wirtschaft schon wieder verflüchtigt.

Erdogan entlässt den nächsten Zentralbanker

Die Lira reagierte folglich nicht auf die guten Zahlen. Doch entscheidender als die nachlassende Dynamik war – Überraschung! – Präsident Recep Tayyip Erdogan. Er löste erneut einen Schub nach unten aus, indem er den nächsten missliebigen Währungshüter, einen Vizegouverneur der Zentralbank TCMB, per Erlass feuerte. Erdogan bleibt bei seinen abstrusen geldpolitischen Vorstellungen und ist offenbar weiterhin gewillt, jeden „unabhängigen“ Währungshüter zu feuern, der im Verdacht steht, etwas von Geldpolitik zu verstehen.

Auslandsposition verschlechtert sich laufend

Die Folgen sind längst als Zeichen an der Wand erkennbar. Die Inflation hat seit September von 11,8% auf 17,1% zugelegt. Und sie tendiert weiter nach oben. Angetrieben wird sie von der Währungsschwäche. Gleichzeitig verschlechtert sich die außenwirtschaftliche Lage immer weiter. Inzwischen wechseln auf der Finanzierungsseite die Warnlampen von „Gelb“ auf „Rot“.

Der über lange Zeit erkennbare Trend steigender Aktienkurse bei fallenden Bewertungen der Währung ist zusammengebrochen. Die Börsenkurse folgen seit Jahresanfang dem Außenwert parallel mit Rückgängen um etwa 15%. Dieses negative Stimmungs-Signal wird von der Zahlungsbilanz zum 1. Quartal unterstrichen. So sind offenbar starke Goldimporte mit dafür verantwortlich, dass sich das Defizit der Leistungsbilanz deutlich ausgeweitet hat. Dahinter steht offenbar ein Drang der Türken ins Gold, um Abwertung und Inflation zu entgehen.

Zahlungsbilanz lässt wachsende Probleme erkennen

Die Finanzierungsseite deutet daraufhin, dass es für die Türkei immer schwieriger wird, die Verpflichtungen in fremder Währung zu bedienen. Die Direktinvestitionen sind auf 363 Mio. Dollar zusammen geschrumpft; kaum 11% des Defizits von 3,33 Mrd Dollar. Dafür war der Abfluss von (kurzfristigen) Portfolioinvestments mit rund 5,7 Mrd Dollar fast doppelt so hoch wie das Defizit des Waren- und Dienstleistungshandels.

Wie lange ist die Last tragbar?

Diese Zahlungslasten konnte die Türkei bisher stemmen. Denn aus den Währungsreserven flossen 6,2 Mrd. Dollar ab (die Interventionen zur Stützung der Lira sind teuer). Außerdem machten die türkischen Banken bei den Kollegen des Auslands 3,6 Mrd. Dollar an frischen Krediten locker. Das heißt aber auch:

Die Investoren schleppen ihr Geld nicht mehr in die Türkei hinein. Stattdessen müssen die türkischen Banker die Mittel im Ausland aktiv einwerben, um die Refinanzierung darstellen zu können. Die Frage ist, wie lange dieses Kunststück noch gelingt angesichts der hohen Wechselkursrisiken in den Bilanzen von Banken und Industrieunternehmen, die durch die Währungskredite entsteanden sind. Die Kapitaldecke der Schuldner leidet mit jedem Prozentpunkt Lira-Abwertung.


  

Fazit: Allein das steigende Risiko türkischer Schuldner (unabhängig von der individuellen Bonität) wird die Abwertung weiter beschleunigen. Im Leistungsgeschäft sollten von türkischen Banken ausgestellte Avale mit Vorsicht betrachtet werden; hier entsteht langsam ein systemisches Risiko. Spekulative Anleger können zu Derivaten greifen.

Tipp: Wer auf die weitere Abwertung wetten (oder eine Lira-Position absichern) möchte, kann das mit diesem Endlos-Zertifikat der DG-Bank (DE 000 DZC 5ZP 6) tun, Basispreis (gleich Knockout) 7,7047 Lira.

Hier FUCHS-DEVISEN abonnieren

Meist gelesene Artikel
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2024: DGK & Co. Vermögensverwaltung AG

DGK brilliert in aller Kürze

Thumb Stiftungsvermögen 2024, © Grafik Redaktion Fuchsbriefe mit Envato Elements
In der Kürze liegt die Würze: Dieses abgedroschene Sprichwort bekommt durch den Vorschlag von DGK eine neue, erfrischende Bedeutung: Wo andere Anbieter – in allen Ehren – den doppelten bis dreifachen Platz benötigen, kommt der Hamburger Vermögensverwalter mit einem äußerst informativen Anschreiben, zwei intelligenten Rückfragen und einem siebenseitigen Vorschlag aus. Vor allem die Rückfragen zeigen, dass man sich intensiv mit der Stiftung befasst. Gute Aussichten auf eine hochwertige Empfehlung?
  • Fuchs plus
  • Forschung zur Rückeinspeisung von Strom aus dem E-Auto

Geld verdienen mit dem Strom-Verkauf aus E-Autos?

Elektro-Auto an einer Ladestation © Wellnhofer Designs / stock.adobe.com
Können E-Autos das Stromnetz stabilisieren und der gespeicherte Strom vielleicht sogar ertragreich wieder verkauft werden? Diese Fragen werden in einem Forschungsprojekt untersucht.
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2024: G & H Gies & Heimburger Vermögens-Management GmbH

G & H kann mit Edelstein TOPAS nur bedingt punkten

Thumb Stiftungsvermögen 2024, © Grafik Redaktion Fuchsbriefe mit Envato Elements
Sehr tiefschürfend sind die Informationen über den Kelkheimer Vermögensverwalter Gies & Heimburger auf dessen Website nicht. Drei Herren mittleren Alters schauen dem Leser freundlich entgegen. Bei der weiteren Recherche stellen sie sich als die Geschäftsführer Markus Gies sowie Bernd und Hans Heimburger heraus. Man sei ein bankenunabhängiger, professionell organisierter Vermögensverwalter mit viel persönlichen Erfahrungen. Reicht das, um die Stiftung Fliege zu überzeugen?
Neueste Artikel
  • Fuchs plus
  • Akkumulation vor dem nächsten Run

Bitcoin seltener als Gold

Die aktuelle Kurskorrektur des Bitcoin ist ein gute Kaufgelegenheit. Denn die Kryptowährung hat mit ihrem vierten „Halving“ einen Meilenstein erreicht. Das Netzwerk-Update dürfte den Kurs der Kryptowährung bald in Richtung Allzeithoch treiben. Denn derzeit ist der Bitcoin in einer Akkumulations-Phase vor dem nächsten Preis-Run.
  • Fuchs plus
  • Deutsche Industrie: Qualität rauf, Quantität runter

Wertschöpfung steigt trotz sinkender Produktion

Die deutsche Industrie hat den durch gestiegene Kosten in den letzten Jahren erzwungenen Strukturwandel bisher recht gut gemeistert. Sie konzentriert sich immer stärker auf Bereiche, die in Deutschland gewinnbringend hergestellt werden können. Unklar ist, wie sich die Strategie in den kommenden Monaten bis Jahre auf den Arbeitsmarkt auswirkt.
  • Fuchs plus
  • IT-Fachkräfte im EU-Ausland gewinnen

Recruiting-Hilfe für ausländische Fachkräfte

Flagge Europa © AB Visual Arts / stock.adobe.com
Unternehmen müssen IT-Fachkräfte im Ausland gewinnen. Da es in den anderen EU-Staaten ebenfalls an Softwareentwicklern, IT-Projektmanagern, Frontend- und Backend-Entwicklern mangelt, müssen die Firmen in Asien suchen. FUCHSBRIEFE haben sich angesehen, wie das Recruiting funktioniert und wer dabei hilft.
Zum Seitenanfang