Türkische Lira könnte einen Schub bekommen
Die Türkische Lira könnte bald einen kräftigen Aufwärtsschub bekommen. Vor einem Jahr stand sie noch bei 15,50 zum Euro. Jetzt kostet 1 Euro 21 Türkische Lira. Seit 2019 hat die TRY 70% ihres Wertes zum Euro verloren. An der schlechten Wechselkursentwicklung trägt die türkische Präsident ein gerüttelt Maß an Mitschuld. Immer wieder hat er sich in die Zinspolitik der Notenbank eingemischt. Seine These: Je niedriger der Leitzins, desto besser läuft die Wirtschaft, desto stärker wird die Währung.
Aufgegangen ist die Rechnung des Sonntagsökonomen vom Bosporus nicht. Die Inflation ist nach wie vor hoch zweistellig, auch wenn sie von rund 86% auf jetzt 55% „zurückgekommen“ ist. Der Bevölkerung geht es entsprechend mies. Und auch für die Türkei gilt, was schon US-Präsident Bill Clinton wusste: It’s the economy, stupid – auf die Wirtschaft kommt’s an.
Der Wirtschaft geht es nicht gut
Der Wirtschaft geht es nicht gut. Aber noch schlechter geht es den Finanzen des Landes. Das Defizit in der Leistungsbilanz wird auch in diesem Jahr wieder satte 36,5 Mrd. US-Dollar betragen. 2022 waren es rund 48,3 Mrd. US-Dollar. Die hohen Kosten für den Wiederaufbau, in den vom Erdbeben zerstörten Regionen und eine Reihe an Wahlgeschenken wie Anhebungen des Mindestlohns, mehr Frührenten, höhere Löhne für die Beamten und Investitionen in den sozialen Wohnungsbau könnten das Defizit in diesem Jahr auf -5% steigen lassen.
Ob sich das Stehaufmännchen Erdogan noch einmal im Amt halten kann oder ob er Platz machen muss für den Sozialdemokraten Kemal Kilicdaroglu – dem neuen Präsidenten der Türkei stehen erheblich wirtschaftliche Aufräumarbeiten bevor. Auch Erdogan wird es der Zentralbank nicht länger verwehren können, die Zinsen kräftig anzuheben. Bleibt er an der Macht und behält den jetzigen Kurs bei, dann steht die Türkei bald vor der Pleite. Greift die Notenbank angemessen durch, ist eine schwere Rezession die zwingende Folge.