US-Dollar bleibt auf 12 Monate unter 1,10 zum Euro
Der Dollar bleibt auf Jahressicht unter 1,10 zum Euro. Der Median-Kurs EUR|USD der von uns konsultierten Banken liegt auf 3 Monate bei 1,02, auf 12 Monate bei 1,09. Nur Berenberg sieht den Euro deutlich stärker. Die Hamburger Bank erwartet auf Jahressicht einen Euro der 1,15 US-Dollar kostet. Die ING-Bank hält mit einem erwarteten Kurs von 1,00 dagegen. Der Euro-Yen-Kurs soll wiederum in einem Jahr im Median bei 1,46 liegen; die Commerzbank erwartet sogar Kurse um 149. Pictet dagegen sieht den Yen stärker – bei 138 zum Euro.
Obwohl Berenberg dem Euro so viel „Kraft“ zutraut, rechnet die Bank dennoch in den USA mit den höchsten Zinsen: 5,00% für 3-Monatsanlagen werden nur noch von der Commerzbank mit 5,10% übertroffen. 4,75% erwartet dagegen die ING. Die 10-jährigen Treasuries sollen im Mittel auf 3 Monate 3,88% Zinsen bringen, auf 12 Monate 3,25%. Die LBBW erwartet hier mit 4,75% den Höchstwert auf Quartalssicht.
Fed "weniger agressiv"
Pictet begründet den schwächer werdenden Dollar mit der Entwicklung außerhalb der stark auf den Binnenmarkt konzentrierten USA. Die Wiedereröffnung Chinas könnte die Aussichten für das Wirtschaftswachstum außerhalb der USA erheblich verbessern, während die Spitzeninflation die Fed weniger aggressiv machen könnte. Zugleich seien die Märkte im Dezember von der restriktiven Geldpolitik der Europäischen Zentralbank überrascht worden, die den Euro stützte. Kurzfristig könnten die zunehmenden Anzeichen eines wirtschaftlichen Abschwungs in den USA und im Euroraum in Verbindung mit dem Fokus der Fed, die finanziellen Bedingungen straff zu halten, um den Inflationsdruck einzudämmen, den sicheren Hafen und den hochverzinslichen US-Dollar erneut unterstützen.
Wie Pictet rechnet auch die Berenberg Bank mit erhöhter Volatilität auf den Devisenmärkten. Die Ausblicke auf Zinsen und Wechselkurse seien „recht unsicher“, so die Hamburger Volkswirte. Ihre Prognosen basieren auf dem Hauptszenario mit nur leichten Rezessionen in Europa und den USA. Auch die kanadische CIBC schließt sich diesem Szenario an: „Wenn der Winter nachlässt, erwarten wir grüne Triebe in der Eurozone, da der lokale Preisdruck nachlässt.“
ING will keine voreiligen Schlüsse ziehen
Obwohl es verlockend sei zu argumentieren, dass einige schwer getroffene europäische oder asiatische Währungen im nächsten Jahr eine erhebliche Neubewertung erhalten, glaubt die ING, dass eine solche Schlussfolgerung verfrüht ist. Europäische Währungen würden mit einer deutschen Wirtschaft zu kämpfen haben, die sich auf eine neue Weltordnung ausrichtet. Ein schwaches Wachstumsumfeld und ein deutlicher Rückgang der Anleiherenditen sollten dazu führen, dass defensive Währungen wie der japanische Yen begännen, sich zu übertreffen. ING erwartet, dass USD/JPY bis Ende 2023 deutlich unter 130 gehandelt wird.
Mit Blick auf die Zukunft könnte ein Wirtschaftsabschwung in anderen großen entwickelten Volkswirtschaften den defensiven Yen ankurbeln, so Pictet. Eine zentrale Unsicherheit liege in der japanischen Geldpolitik. Die BoJ könnte zögern, ihren geldpolitischen Kurs weiter anzupassen, wenn die USA in eine Rezession abrutschen oder die Fed eine Pause bei der Straffung signalisiert. Laut CIBC sei die anhaltende Schwäche des JPY eine direkte Folge der Zinskurvenkontrollpolitik der Bank of Japan inmitten der weltweiten Aufwärtsbewegung der Renditen. Die Bank behalte unter dem bald scheidenden Gouverneur Kuroda weiterhin eine aggressiv zurückhaltende Haltung bei, indem sie die Zinskurvenkontrolle (Yield Curve Control, YCC) beibehält und die 10-Jahres-Renditen auf 25 Basispunkte begrenzt. Wahrscheinlich müsse sich Kurodas Nachfolger um die Normalisierung der Geldpolitik kümmern. Sollte die jüngste Korrektur der Energiepreise anhalten und die japanischen Terms of Trade ankurbeln, sei damit zu rechnen, dass dies zu einem Anstieg des JPY-Vermögens führen wird. Fazit der CIBC: „Der JPY bleibt unter praktisch allen Bewertungskennzahlen übermäßig günstig. Eine Korrektur dieser Unterbewertung bleibt in den Händen der BoJ.“
Zinskurve in USA wird steiler, inverse Struktur löst sich auf
Im Vergleich zur EZB spiegeln die prognostizierten stärkeren Rückgänge der US-Marktzinsen im Jahr 2023 eine höhere Wahrscheinlichkeit für nachfolgende Zinssenkungen der Fed wider. Dies sollte mit einer relativen steileren US-Zinskurve gegenüber der Eurozone einhergehen. Die US-2/10-Jahres-Treasury-Kurve ist derzeit stark invertiert, in Höhe von -70 BP. Für 2023 erwartet die ING, dass sich die Kurve vollständig desinvertiert. Dies spiegelt die Ansicht der Bank wider, dass die Fed die Zinsen bis zur zweiten Hälfte des Jahres 2023 senkt, um die Wirtschaft abzufedern, sobald die Inflation gezähmt ist. Drei Monate vor einer tatsächlichen prognostizierten Senkung könne die 2-Jahres-Rendite unter die 10-Jahres-Rendite fallen.