Die Unsicherheit über die künftige Kursentwicklung an den Aktienbörsen hält an. An der Börse in Shanghai fallen die Kurse zur Wochenmitte erneut kräftig. Vor allem kurzfristig agierende Marktteilnehmer haben vermehrt Zweifel an der Entwicklung in China. Kann die chinesische Regierung mit Hilfe der Notenbank das Ruder herumreißen? Kann sie einen deutlicheren Kursrückgang oder erneuten Crash an Chinas Börsen verhindern?
Gleichzeitig kommen aus den Vereinigten Staaten unerwartet schwache Wirtschaftsdaten. Der Empire State Manufacturing Index aus dem Großraum New York signalisiert einen deutlichen Rückgang der Geschäftsaktivität. Er gilt als recht zuverlässiger Vorläufer für den wesentlich stärker beachteten ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe in den USA. Der ISM Index für August wird am 1.9. veröffentlicht.
Der Index brach im August auf minus 14,92 Punkte nach plus 3,86 Zähler ein. Er fiel damit auf den tiefsten Stand seit 2009. Anleger und Investoren nahmen diese Signale erneut zum Anlass, ihre Risikopositionen (Aktien) weiter zurück zu fahren.
Der deutsche Aktienmarkt reagierte besonders stark auf die anhaltende Skepsis bezüglich der künftigen Wirtschaftsentwicklung. Der DAX rutscht zur Stunde unter die 200-Tage-Linie. Damit notiert er auf dem tiefsten Stand seit rund sechs Wochen. Wenn China nun weiter schwächelt und auch die US-Konjunktur wieder an Schwung verliert, so der Tenor, leiden vor allem die exportstarken deutschen Unternehmen. Die US-Börsen halten sich dagegen weiterhin recht solide.
Bislang verläuft der erneute Rücksetzer jedoch ohne deutlich steigende Tagesumsätze oder gar „Ausverkaufsstimmung“. Im Gegenteil, die Anleger sind zwar skeptisch und der Markt ist tendenziell eher schwach, aber von Panik ist weiterhin nichts zu sehen. Auch der V-DAX liegt mit Werten knapp unter 22 Punkten noch deutlich unter seinen Hochs von Anfang Juli. Er bildet die „Unsicherheit“ der Marktteilnehmer ab. Das lässt darauf schließen, dass viele Marktteilnehmer derzeit eher an der Seitenlinie stehen und auf günstige Einstiegskurse warten. Doch (noch) wagt niemand den ersten Schritt.
Auch der Zeitpunkt der Zinswende in den USA bleibt ungewiss. September oder Dezember oder noch später – Das ist hier die Frage. Das Fed-Protokoll der letzten Zinssitzung der US-Notenbank Ende Juli brachte kaum neue Erkenntnisse. Zwar hätten sich einige Voraussetzungen für eine Zinsanhebung tendenziell verbessert. Viele Fed-Mitglieder sind jedoch nach wie vor der Meinung, dass weitere Wirtschaftsdaten abgewartet werden müssten. Zudem sehen die Währungshüter in den Währungs- und Aktienmarktturbulenzen in China weitere Belastungsfaktoren für die Weltkonjunktur. Dies könnte die Zinswende weiter nach hinten schieben.
Fazit: Der Spätsommer/Frühherbst könnte noch einmal stürmischer werden. Investoren mit Weitblick legen „Abstauberlimits“ in den Markt und bauen ein wenig Liquidität bereits in den kommenden Tagen ab. Die momentane Unsicherheit bietet unseres Erachtens gute Chancen, günstig in den Markt einzusteigen.