Von Boom zu Bust
In der Türkei baut sich eine neue Welle der von Präsident Recep Tayyip Erdogan verursachten Wirtschaftskrise auf. Die durch seinen politischen Druck veranlassten Zinssenkungen wirken bereits in der gewohnten Form: Die Inflation zieht wieder an. Nach dem zwischenzeitlichen Tiefpunkt bei etwa 8,5% im Oktober stieg sie per Dezember auf 11,8%.
Die Notenbank hat auf Geheiß des Präsidenten die Zinsen schrittweise von 24% auf 12% halbiert. Weitere Senkungen sind in Aussicht gestellt. Sie begründet diesen Ausblick damit, dass sich die Erwartungen der Marktteilnehmer in die richtige Richtung bewegen würden.
Richtig ist: Im 3. Quartal erzielte die Türkei Wachstum und überwand die Rezession. Den offiziellen Angaben zufolge legte das BIP um 0,9% gegenüber dem Vorjahresquartal zu. Der Wachstumstrend stützt sich vor allem auf die Staatsausgaben und den Konsum der privaten Haushalte. Die Investitionen gingen aber das 4. Quartal in Folge zweistellig zurück (-12,6% nach -22,4%). Der Außenbeitrag drehte durch den anziehenden Import wieder ins Defizit.
Fazit: Die Ungleichgewichte bauen sich nach altem Muster neu auf. Es herrschen eine allzu lockere Geld- und Fiskalpolitik. Sie erzeugen Nachfrageüberhang. Dieser schlägt sich in wachsenden Defiziten der Leistungsbilanz und steigender Inflation nieder.
Empfehlung: Türkische Titel meiden.