Von Indien bis Vietnam: Stabil, trotz Problemen
Einfach schwach
Die aktuellen Zahlen aus Indien deuten auf einen enttäuschend schwachen Trend der indischen Wirtschaft hin. Die Exporte waren in jedem der ersten sechs Monate des Jahres rückläufig, zuletzt mit -15,8% im Jahresvergleich! Die Industrieproduktion legte per Juni nur um 2,7% zu und blieb damit sowohl unter den Erwartungen (Konsens +4,1%) als auch unter dem Vormonat (+3,4%, alle zum Vorjahr). Die Inflation stieg per Juni auf 5,4% nach 5% (Mai). Das werden die Währungshüter noch tolerieren. Sie warten auf den Monsun, von dem die diesjährige Ernte und damit die Lebensmittelpreise abhängen. Sofern negative Überraschungen ausbleiben, ist eine weitere Zinssenkung, dann wohl von 7,25% auf 7%, denkbar. Die Portfolioanlagen fließen derzeit ab. Das wird aber durch die immer noch laufenden Direktinvestitionen ausgeglichen. Allerdings dürfte diese Stütze mit der wachsenden Enttäuschung der Investoren über die Regierung Modi schwächer werden.
Fazit: Die Rupie bleibt durch die schwache Außenwirtschaft verwundbar. Sie dürfte eher nachgeben.
Am Zinstief
Mit der Leitzinssenkung vom Juni dürfte der Zinstrend seinen Wendepunkt erreicht haben. Eine weitere Lockerung ist eher unwahrscheinlich geworden. Der MERS-Ausbruch drückt zwar auf die Stimmung und damit auf die private Nachfrage. Das aber wird die Währungshüter kaum schrecken. Sie sorgen sich eher um die im Zuge der niedrige Zinsen per Ende 2014 auf rund 85% vom BIP gewachsene Verschuldung der privaten Haushalte. Die Inflation ist immer noch niedrig – zuletzt lag sie bei 0%. Das ist natürlich klar unterm Ziel der Notenbank, das diese zwischen 2,5%-3,5% angesetzt hat. Hintergrund ist auch hier der niedrige Ölpreis. Er drückt die Preissteigerung in der Breite. Die Kernrate zog zuletzt auf 2,1% an. Die erkennbare Abschwächung der privaten Nachfrage bei weiter kräftigen Exporten ergibt unverändert starke Überschüsse im Außenhandel. Das dürfte den Won gegenüber den schwächenden Einflüssen der erwarteten US-Straffung stützen.
Fazit: Der Won sollte stabil, allenfalls marginal schwächer tendieren. Er bleibt aber anfällig für Unruhen im Emerging-Market-Segment der Finanzmärkte.
Korruption unterminiert den Staat
Die Korruptionsskandale der amtierenden Regierung dominieren selbst die offiziellen Mitteilungen der Notenbank. Die geldpolitischen Entscheidungen werden zur Randnotiz gegenüber der Frage, ob etwa auch die Währungshüter peinliche Details weiter gegeben haben könnten. Das führt zur Tatsache, dass Regierungschef Najib Razak 700 Mio. Dollar aus einem Staatsfonds auf seine privaten Konten verschoben hat. Da die völlig politisch hörige Justiz nicht einmal seine Verwicklung in bekannte Mordfälle zu untersuchen wagt, dürften dies keine strafrechtlichen Folgen haben. Unter solchen Voraussetzungen ist es unwahrscheinlich, dass die momentan noch befriedigende Lage Bestand hat.
Die kurzfristigen Aussichten sind allerdings immer noch gut. Auch wenn das Wachstum nach den 5,6% für das 1. Quartal im Zuge einer neuen Verbrauchssteuer zurückgegangen sein dürfte. Sie trägt jedenfalls zur Konsolidierung der Staatsfinanzen bei und hat auch der moderaten Inflation von zuletzt 3,2% Schub gegeben.
Fazit: Der wirtschaftliche Trend Malaysias bleibt positiv. Die politischen Risiken sind allerdings gewachsen.
Schwache Nachfrage
Trotz der mehrfachen Zinssenkungen bleiben Konjunktur und Nachfrage schwach. Die Ausfuhren stottern vor allem durch das nachlassende Tempo Chinas. Im Inland macht sich die Militärdiktatur negativ bemerkbar. Die Unsicherheit bremst Konsum und Investitionen auf privater Seite. In der Folge bleibt die Inflation im negativen Bereich – trotz der auf 1,5% gesenkten Leitzinsen. Immerhin haben die Militärs die Verwaltung soweit in den Griff bekommen, dass von den öffentlichen Investitionen mittlerweile expansive Impulse ausgehen. Gleichwohl haben die Währungshüter ihren Ausblick noch einmal auf jetzt 3,1% für das laufende Jahr zurückgenommen.
Fazit: Der Baht sollte – Schocks ausgenommen – stabil bis leicht schwächer tendieren.
Annäherung an den Westen
Der Druck Chinas führt Vietnam nicht nur politisch, sondern auch wirtschaftlich zu einer West-Orientierung. Diese lässt weitere Reformen erwarten. Hinzu kommt die gewachsene Neigung der Führung, Korruption wirksam zu bekämpfen und Stabilitätsziele (Inflation) stärker zu berücksichtigen. Damit wird Wachstumspotenzial frei gesetzt. Sie dürften das Land voran bringen. Die privaten Transfers von Vietnamesen im Ausland sorgen für Überschüsse in der Leistungsbilanz. Die Regierung kann also die Reformen aus einer stabilen finanziellen Position mit beachtlichen Reserven angehen.
Fazit: Der Dong dürft sich auf dem aktuellen Niveau stabil halten.
6-Monats-Übersicht zu ausgewählten Währungen aus Asien
Land | Währung/Zins | Aktueller Kurs | Ausblick 3 Monate | Ausblick 6 Monate | Prognose-sicherheit |
---|---|---|---|---|---|
Indien | INR | 1.249 | 1.250 | 1.260 | neutral |
3m-Zins | 1,55 | 1,55 | 1,55 | ||
Korea | KRW | 4,135 | 4,15 | 4,15 | neutral |
3m-Zins | 3,73 | 3,50 | 3,50 | ||
Malaysia | MYR | 37,21 | 37,75 | 39,00 | neutral |
3m-Zins | 1,65 | 1,55 | 1,30 | ||
Thailand | THB | 24.300 | 23.500 | 22.500 | unsicher |
3m-Zins | 4,28 | 4,50 | 4,60 | ||
Vietnam | VND | 67,135 | 68 | 69,5 | neutral |
3m-Zins | 7,93 | 7,80 | 7,70 |