Währungen aus Asien: Überraschung in Indien
Straffe Geldpolitik
Die indische Notenbank RBI lässt ihre Leitzinsen entgegen den Erwartungen unverändert bei 6,25%. Angenommen worden war, sie würde diese um 25 Basispunkte senken. Zudem zogen die Währungshüter die Positionierung von „lockern“ auf „neutral“ an. Sie halten also Erhöhungen und Senkungen für gleichermaßen wahrscheinlich. Die enttäuschten Erwartungen sinkender Zinsen entstanden im Gefolge des verunglückten Bargeldtauschs. Der Einbruch lässt sich an den gefallenen Einkaufsmanager-Indizes ablesen – Dienstleister zuletzt 48,7 nach 46,7 Punkten; verarbeitende Industrie 50,4 nach 49,6 Punkten. Das heizte die Spekulationen auf Zinssenkungen an; zumal auch die Inflation in den beiden letzten Monaten mit 3,6% und 3,4% unter dem Ziel von 4% lag. Die von der RBI gemessenen Inflationserwartungen liegen auf Sicht von 3 Monaten mit 7,3% und auf 12 Monate mit 8,3% weit über dem Toleranzbereich.
Fazit: Das Signal für eine straffe Geldpolitik sollte die bereits erkennbare Erholung der Rupie unterstützen.
Schrumpfender Spielraum
Die Konjunktur Koreas bleibt schwach. Die Binnennachfrage kann die Exportschwäche nur teilweise kompensieren. Zudem werden Risiken im Gefolge des Immobilienbooms erkennbar: Die Währungshüter haben die Verschuldung der Haushalte im Blick. Von daher bleibt Spielraum für weitere Senkungen der Leitzinsen. Gleichzeitig ist die Regierung durch den Skandal um Präsidentin Park wenig handlungsfähig. Folglich ist von fiskalischer Seite wenig zu erwarten. Die Industrieproduktion stagnierte zuletzt. Der Einkaufsmanager-Index rutschte mit 49 nach 49,4 Punkten per Januar noch tiefer in den Kontraktionsbereich. Schwach ist vor allem die Auftragslage im Inland. Die Kombination aus schwacher Konjunktur und niedrigen Zinsen lassen den Won instabil erscheinen.
Fazit: Der Won hatte sich zuletzt erholt. Das dürfte angesichts der Schwächen des Landes nicht lange vorhalten.
Unter Plan
Die Konjunktur Malaysias dürfte schwach bleiben. Das signalisiert der mit 48,6 Punkten (zuvor 47,1 Punkte) unter der Expansionsschwelle liegende Einkaufsmanager-Index für die verarbeitende Industrie. Allerdings zeigt die Erwartungskomponente einen starken Zug nach oben! Die Mehrheit der Unternehmen erwartet im Lauf des Jahres Zuwächse beim Geschäftsvolumen – trotz der stagnierenden Industrieproduktion. Hier dürften Stabilitätsrisiken entstehen. Zumal Regierungschef Najib Razak wenig Vertrauen auf den Finanzmärkten genießt. Das schlägt sich in Abflüssen an Portfolio-Investitionen nieder.
Fazit: Der Ringgit war seit November unter Druck. Er hat sich zuletzt – anders als andere asiatische Währungen – kaum erholt und dürfte schwächer als die anderen Währungen bleiben.
Konjunktur-Impuls durch Trump?
Thailand behält seinen Wachstumstrend um 3,3% bislang bei. Das 3. Quartal brachte 3,2% Zuwachs im Jahresvergleich. Dabei lieferte der Tourismus überraschend hohe Beiträge. Der nach den Auseinandersetzungen des letzten Jahres erwartete Einbruch blieb aus. Dank der neuen US-Politik wachsen die Erwartungen, dass zusätzliche Kundschaft aus den muslimischen Staaten künftig eher Thailand ansteuern wird. Bei der Binnennachfrage wirken die innenpolitischen Auseinandersetzungen nach. Die Beiträge der verarbeitenden Industrie bleiben schwach. Die zunächst eingebrochenen privaten Investitionen erholen sich kaum und der Spielraum für weiteren Anschub aus der Staatskasse wird kleiner. Zudem steht ein Fragezeichen hinter den Wachstumszahlen. Saisonbereinigt brachte das Quartal 0,6% Zuwachs zum Vorquartal. Annualisiert sind das weniger als 2,5%. Hier könnten Zins-Erwartungen und Druck auf den Baht entstehen.
Fazit: Der Baht wirkt recht teuer und wenig stabil.
Weniger private Transfers
Vietnams Unternehmen sind besorgt. Der Grund: Die Überweisungen der im Ausland Beschäftigten könnten 2016 um rund 20% zurückgegangen sein. Das ergibt sich aus ersten, vorläufigen Zahlen für Ho Chi Minh Stadt (Saigon). Diese Mittel fließen überwiegend in den Immobilienmarkt und die Finanzierung privater Unternehmen. Trotz dieser Schwäche bleibt die Stimmung gut.
Die Geschäftserwartungen im Rahmen des Einkaufsmanager-Indexes sind unverändert positiv. Die Nachfrage aus dem Ausland zieht an, die Beschäftigung in der Industrie wächst. Das schafft Einkommen und damit Binnennachfrage. Sie stabilisiert den Wachstumstrend um 6%. Problematisch bleibt für das Land die neue US-Politik. Denn Vietnam wird besonders stark durch das Aus für das TPP-Abkommen getroffen.
Fazit: Vietnams Wirtschaft wären von den fundmentalen Daten her aktuell wohl stabil. Indes sorgt die politische Unsicherheit über den weiteren Kurs der USA und der Konflikt mit China für Risiken.
6-Monats-Übersicht zu ausgewählten Währungen aus Asien
Land | Währung/Zins | Aktueller Kurs | Ausblick 3 Monate | Ausblick 6 Monate | Prognose-sicherheit |
---|---|---|---|---|---|
Indien | INR | 71,32 | 71,2 | 71,05 | sicher |
3m-Zins | 6,22 | 6,17 | 6,12 | ||
Südkorea | KRW | 1.224 | 1.235 | 1.250 | neutral |
3m-Zins | 1,49 | 1,50 | 1,45 | ||
Malaysia | MYR | 4,74 | 4,74 | 4,85 | neutral |
3m-Zins | 3,39 | 3,39 | 3,39 | ||
Thailand | THB | 37,29 | 37,5 | 37,5 | neutral |
3m-Zins | 1,59 | 1,60 | 1,60 | ||
Vietnam | VND | 24.128 | 24.400 | 24.700 | neutral |
3m-Zins | 7,37 | 7,35 | 7,35 |
INR: Die straffe Ausrichtung der RBI sorgt für eine stabile Rupie.
KRW: Die bescheidene Konjunktur und die Wirren um Präsidentin Park bremsen den Won.
MYR: Der Korruptionsskandal um den Regierungschef belastet den Ringgit.
THB: Thailand bleibt unter seinen Möglichkeiten, was den Spielraum für den Baht begrenzt.
VND: Sollte sich der schwache Trend der privaten Transfers bestätigen, wird der Dong getroffen.