Währungen aus Osteuropa: Weitgehend stabil
Vorläufig weiter so
Der neue Ausblick der tschechischen Währungshüter zeigt kaum Veränderungen. Die Inflation liegt mit zuletzt 0,8% etwas sicherer über der Nulllinie. Sie ist aber immer noch weit vom Ziel der Notenbank CNB „bei 2%“ entfernt. Das soll erst um die Jahreswende 2017/18 erreicht werden. Entsprechend bleibt auch die Ausrichtung der Politik mit niedrigsten Zinsen – der Leitzins beträgt 0,05% – und dem Limit für die Parität der Krone zum Euro bei 27 Kronen unverändert. Frühestens ab Mitte 2017 ist nach dem heutigen Stand mit einer Veränderung der Leitzinsen zu rechnen. Die Währungshüter erwarten für das kommende Jahr einen schwächeren Außenbeitrag. Dieser soll durch wachsende Anlageinvestitionen kompensiert werden. Unterm Strich bleibt der Wachstumstrend weitgehend unverändert auf einem Niveau um 3% bis 2018.
Fazit: Sofern nicht große Unruhen einen Kurswechsel der Politik erzwingen, wird die Krone am Limit der CNB (27 CZK je EUR) verharren.
Schwächezeichen
Das Wachstum Ungarns war im 3. Quartal mit +0,2% im Quartalsvergleich bescheiden. Das zeigt sich auch in den Produktionsdaten für September: Die Industrieproduktion ging im Jahresvergleich um 3,7%, die Bautätigkeit sogar um rund 13% zurück. Offenbar kommt die Binnennachfrage nach der Schwäche zu Jahresbeginn nicht so in Schwung wie erhofft und erwartet. Die Investitionen waren schon im 2. Quartal sehr schwach. Das ist nicht mehr allein mit dem Ausfall der Zuflüsse aus Brüssel durch den Wechsel des Förderzyklus erklärbar. Die Notenbank sah sich jedenfalls trotz optimistischer Einschätzungen zu einem weiteren, kleinen Lockerungsschritt gedrängt. Sie senkte den Satz der Spitzenrefinanzierung um 10 Basispunkte auf jetzt 1,05%. Der normale Repo-Satz blieb bei 0,9% unverändert stehen. Die mit 0,9% anhaltend schwache Inflation lässt ausreichend Raum dafür. Sie soll nach den Projektionen der Notenbank MNB frühestens in zwei Jahren in die Nähe des Ziels bei 3% kommen.
Fazit: Die Aussicht auf niedrigere Zinsen und der abgeschwächte Konjunkturtrend dürften den Forint unter Druck bringen.
Schwaches Wachstum
Polens Wachstum hat in den letzten beiden Quartalen enttäuscht. Für das 3. Quartal werden nur noch 2,5% zum Vorjahr notiert. Die schon im 2. Quartal erkennbare Schwäche der Investitionen hat sich fortgesetzt. Die von der Sozialpolitik der Regierung erwarteten Impulse für den privaten Konsum sind ebenso ausgeblieben. Die schwache Nachfrage schlägt sich auch in der weiterhin unter Null liegenden Inflation nieder (zuletzt -0,2%). Am aktuellen Rand sind weitere Hinweise auf schwächere Daten sowohl beim Export als auch bei der Industrieproduktion erkennbar. Das spricht für weiterhin schwaches Wachstum. Im Hintergrund steht zudem das Problem Brexit, das Polen besonders trifft: sowohl im Handel als auch durch eine hohe Anzahl polnischer Arbeitnehmer auf der Insel, deren Zukunft, Einkommen und daraus abgezweigte Transfers in die Heimat unsicher werden. Diese Faktoren belasten den Zloty zusehends. Allerdings sind die Zuflüsse aus dem Ausland nach wie vor kräftig und schaffen ein Gegengewicht.
Fazit: Der Zloty dürfte zunächst wenig verändert auf dem aktuellen Niveau verharren.
Aufschwung steigert Defizit
Rumänien entwickelt sich positiv. Im Jahresverlauf wurde die Output-Lücke geschlossen. Das Wachstum hat den Potenzialpfad erreicht. Die Inflationsrate ist zwar noch negativ (-1,7%). Das aber ist einer Mehrwertsteuersenkung zuzuschreiben. Die Bereinigung ergibt +0,8%. Der Aufschwung hat allerdings auch die Nachfrage soweit angetrieben, dass das Leistungsbilanzdefizit im Vergleich zum Vorjahr stark gestiegen ist. Das drückt leicht auf den Kurs des Leu. Diesem Defizit stehen erhöhte Zuflüsse aus der EU-Kasse gegenüber.
Fazit: Sofern das Auslandsdefizit unter Kontrolle bleibt, sollte der Leu stabil bleiben.
Besser, aber nicht gut
Die Stimmung der russischen Unternehmen verbessert sich leicht. Das zeigt der jüngste Ausblick von Markit. Die Beschäftigung ist der schwächste Punkt. Die Belegschaften werden nur zögerlich vergrößert. Die meisten Firmen sehen einen unverändert kräftigen Kostendruck. Er zwingt zu Preiserhöhungen. Die Inflationsrate ist dennoch weiter auf zuletzt 6,1% gefallen. Die Währungshüter erwarten sie Ende 2017 auf dem Zielniveau von 4%. Derzeit betonen sie die kurzfristig wirksame Entlastungen wie den dämpfenden Effekt einer gute Ernte auf die Lebensmittelpreise. Zudem hat das neue Interesse des Auslands an russischen Titeln den Rubel gestärkt und damit den Druck durch die steigenden Importpreise eingedämmt. Ein nachhaltiger Aufschwung ist (noch) nicht erkennbar. Vor allem die Investitionen bleiben schwach.
Fazit: Die Erholung des Rubel ist durch die unverändert großen Probleme gefährdet.
6-Monats-Übersicht zu ausgewählten Währungen aus Osteuropa
Land | Währung/Zins | Aktueller Kurs | Ausblick 3 Monate | Ausblick 6 Monate | Prognose-sicherheit | |
---|---|---|---|---|---|---|
Tschechien | CZK | 27,03 | 27,02 | 27,02 | sicher | |
3m-Zins | 0,29 | 0,16 | 0,16 | |||
Ungarn | HUF | 309,7 | 309 | 313 | neutral | |
3m-Zins | 0,69 | 0,75 | 0,60 | |||
Polen | PLN | 4,44 | 4,28 | 4,30 | neutral | |
3m-Zins | 1,63 | 1,60 | 1,60 | |||
Rumänien | RON | 4,51 | 4,45 | 4,45 |
| |
3m-Zins | n.v. | 0,60 | 0,60 | |||
Russland | RUB | 68,91 | 72,75 | 74 | neutral | |
3m-Zins | 10,61 | 9,9 | 9,8 |
CZK: Das Niveau der Krone bleibt durch das Limit der Notenbank definiert.
HUF: Wir erwarteten weitere Lockerungen die den Forint schwächen.
PLN: Die neue Spitze der Notenbank dürfte das Vertrauen der Märkte gewinnen.
RON: Der Lei hat seinen Boden gefunden.
RUB: Die Erholung der Ölpreise entlastet den Rubel.