Währungen im Zeichen der Abkühlung
An den Finanzmärkten verschlechtert sich die Stimmung. Der konjunkturelle Schwung lässt nach, politische Risiken bestehen weiter, im Zollstreit droht eine langwierige Hängepartie. Viele Profis gehen in den Risk-off-Modus. Der Greenback kann davon aber nur wenig profitieren. Wir sehen uns in unserer eher skeptischen Haltung zum weiteren Konjunkturverlauf bestätigt.
EUR: Bodenbildung
Der Euro hält sich vergleichsweise stabil. Der Abwärtsdruck auf die Gemeinschaftswährung lässt allmählich nach. Bei 1,11 EUR|USD ist die Währung charttechnisch solide unterstützt. Es bildet sich allmählich ein Boden aus. Das ist angesichts des EU-Haushaltsstreits mit Rom (Stichwort Milliardenstrafe) und dem deutlich wahrscheinlicher gewordenen harten Brexit schon fast ein Signal der Stärke. Allmählich beginnen die Forexhändler auch, mögliche Zinssenkungen der US-Notenbank ins Kalkül zu ziehen. Kühlt sich die US-Konjuktur insbesondere bei einer Eskalation des Zollstreits mit China weiter ab, ist ein Zinsschritt nach unten nur eine Frage der Zeit. Präsident Donald Trump wird im Wahljahr 2020 ohnehin noch stärker auf Zinssenkungen drängen. Ein Sonderfaktor „pro Euro" könnten die personellen Entscheidungen in Brüssel werden (siehe Seite 1).
USD: Rezessionssignal voraus
Die US-Anleihemärkte signalisieren unterdessen, dass die Fed schon bald mit einem Rezessionssignal rechnen muss. Der Rendite-Abstand zwischen zwei- und zehnjährigen US-Bonds ist bis auf 0,15 Prozentpunkte zusammengeschrumpft.
Wir hatten das bereits prognostiziert, passen die Ranges nun entsprechend weiter ein Stück nach unten an. Kippt die Zinsstruktur in eine inverse Formation, sind also die kurzen Zinssätze höher als die am langen Ende, war das in der Vergangenheit meist ein verlässlicher Indikator für eine deutliche wirtschaftliche Abkühlung. Die US-Notenbank wird dann sicher aktiv werden.
JPY: Der Hafen wird angelaufen
Die konjunkturelle Unsicherheit und der schwelende Zollstreit zwischen den USA und China treibt den Yen an. Nippons Währung ist inbesondere gegenüber dem Greenback weiter auf Klettertour. Wir hatten das früh prognostiziert und sehen noch weiteres Aufwärtspotenzial beim Yen. Eine Zinsperspektive bietet der Yen zwar nicht. Er ist aber von der Zinsseite her genauso schwach wie der Euro, politisch aber noch stabiler.
Die zweite Reihe: Pfund-Überraschung
Das Pfund überrascht. Die britische Währung hat nach der Rücktrittsankündigung durch Theresa May einen Satz nach oben gemacht. Das ist erstaunlich, schließlich ist ein harter Brexit wahrscheinlicher geworden. Offenbar hat das Pfund zumindest mittelfristig seinen Boden erreicht. Auch gegen den Dollar legt das Pfund kräftig zu. Das Cable hat sogar noch bis 1,24 GBP/USD Luft nach oben. Auch der Schweizer Franken wird als sicherer Hafen wieder angesteuert. Geht er über 1,12 EUR|CHF rückt 1,10 EUR|CHF wieder in den Fokus.
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FUCHS DEVISEN Wechselkurs- und Zinsprognose auf 3 und 12 Monate |
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Kurs Vorjahr |
Kurs aktuell |
2. Quartal 2019 |
3. Quartal 2019 |
4. Quartal 2019 |
1. Quartal 2020 |
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Hinweis: Diese Tabelle gibt die Meinung der Redaktion zur Zins- und Wechselkursentwicklung wichtiger Währungen wieder. Sie dient ausschließlich zur Orientierung und ist nicht als Handlungsaufforderung zu sehen. Insbesondere Wechselkursprognosen unterliegen einer hohen Unsicherheit. Alle Angaben ohne Gewähr. |
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€ |
USD |
1,119 |
1,11 |
1,10 – 1,15 |
1,10 – 1,15 |
1,105- 1,20 |
1,12 – 1,17 |
CHF |
1,097 |
1,12 |
1,10 – 1,13 |
1,10 – 1,15 |
1,08 – 1,17 |
1,10 – 1,27 |
|
GBP |
0,843 |
0,88 |
0,86 - 0,90 |
0,88 – 0,93 |
0,87 – 0,93 |
0,90 – 0,99 |
|
JPY |
115,800 |
121 |
119 -125 |
120 -130 |
117 - 124 |
120 - 128 |
|
3-Monats Geld |
-0,300 |
-0,55 |
-0,60 |
-0,50 |
-0,40 – -0,20 |
-0,30 – -0,10 |
|
10-Jährige Bund |
-0,310 |
-0,17 |
0,10 – 0,30 |
0,20 – 0,50 |
0,20 – 0,50 |
0,30 – 0,50 |
|
$ |
JPY |
103,500 |
113 |
110 - 115 |
110 -120 |
105 - 120 |
100 - 112 |
3-Monats Geld |
0,840 |
2,35 |
2,20-2,40 |
2,25 – 2,50 |
2,00 – 2,50 |
1,75 – 2,25 |
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10-Jährige Treasuries |
1,570 |
2,22 |
2,10 – 2,30 |
2,10 – 2,35 |
2,30 – 2,50 |
2,50 – 2,75 |
Fazit: Auf 12-Monatssicht hat der Euro die besten Aussichten. Er hat sein "Potenzial nach unten" weitgehend ausgeschöpft.