Währungsausblick Nahost und Afrika am 27.10.2017
Türkei | TRY: Der Preis des Größenwahns
Die Lira ist schwach und rauscht in den Keller. Der Grund: Die Bundesregierung nutzt ihren Einfluss, um die Türkei von den Finanzierungsmöglichkeiten bei KfW, EIB und EBRD abzuschneiden.
Zudem ziehen auf informeller Basis offenbar auch die deutschen Geschäftsbanken mit. Sie sind zumindest bei der Kreditvergabe sehr zurückhaltend geworden.
Die Türkei ist verwundbar. Das zeigen neue Daten der türkischen Notenbank. Seit April 2016 reicht der marktmäßige Kapitalimport – die Summe aus Direktinvestitionen, langfristigen Finanzanlagen und Portfolioinvestments – nicht mehr aus, um das Leistungsbilanzdefizit zu decken.
Im Frühjahr 2016 warnten die Ratingagenturen bereits vor dem politischen Risiko „Erdogan". Das Wachstum stützt sich hauptsächlich auf die Binnennachfrage. Das Defizit bleibt daher hoch.
Nun soll auch noch eine Reihe türkischer (Staats-) -Banken mit Wissen der Regierung die Iran-Sanktionen der USA unterlaufen haben. Dieser Größenwahn hat seinen Preis. Die Lira hat in den letzten 12 Monaten um gut 25% nachgegeben. Das wird den stark in fremder Währung verschuldeten Haushalten und Unternehmen bald den Ausgabenspielraum nehmen.
Fazit: Die Abwertung der Lira droht jetzt zu einem selbstverstärkenden Kreislauf zu werden.
Israel | ILS Starker Schekel
Der Schekel zeigt Stärke. Nur während kurzer Schrecksekunden bei besonderen geopolitischen Spannungen im Umfeld Israels, zuckte der Kurs. Hintergrund ist der stabile Wachstumstrend knapp oberhalb von 3%. Hinzu kommen niedrige Inflation und annähernde Vollbeschäftigung.
Die hohe Beschäftigung liefert den Schub für die Binnennachfrage. Die Auslandsnachfrage schafft Impulse durch den Export. Die Belastung durch die Konflikte mit den Palästinensern und das Handelsdefizit spielen derzeit keine große Rolle. Das spricht für eine Fortsetzung der auf den Stärken des Landes – vor allem Technologie und Tourismus – beruhenden Trends.
Fazit: Der Schekel sollte sich zumindest gut behaupten, eher zulegen.
Ägypten | EGP Langsame Besserung
Die ägyptische Wirtschaft erholt sich langsam. Sie stellt sich offenbar auf die immer noch extreme Inflation von über 30% ein. Das Wachstum liegt zwischen 4,5% und 5%.
Zaghafte, aber positive Impulse geben mittlerweile wieder die Investitionen, während der private Konsum an Bedeutung verliert. Stattdessen kommen der Export und der Tourismus wieder ins Laufen. Damit verliert das Kernproblem Ägyptens, das schwer zu beherrschende Defizit der Leistungsbilanz, an Schärfe.
Fazit: Angesichts der hohen Inflation sind weitere Abwertungen des Pfunds unumgänglich.
Nigeria | NGN Auf Erholungskurs
Nigeria hat im 2. Quartal wieder Wachstum erzielt. Der jüngste Einkaufsmanager-Index – er wird von der Notenbank CBN erhoben – deutet mit 55,3 Punkten per September (zuvor 53,6 Punkte) auf eine Beschleunigung des Wachstums. Dies findet vorwiegend im Nicht-Öl-Sektor statt.
Die Inflation ist zwar weiter zurückgekommen. Sie ist aber mit rund 16% immer noch sehr hoch. Schon um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten, sind weitere Abwertungen wahrscheinlich.
Fazit: Wir erwarten einen weiter leicht nachgebenden Naira.
Südafrika | ZAR Die Pleite kommt langsam in Sicht
Der turnusmäßige Bericht zur Lage des Budgets hat den desaströsen Zustand Südafrikas unterstrichen. Die anhaltende Wachstumsschwäche schlägt sich in Steuerausfällen nieder. Finanzminister Malusi Gigaba will sie insbesondere durch höhere Schulden und den Verkauf von staatlichen Beteiligungen ausgleichen.
Das Kernproblem liegt mittlerweile bei den völlig ausgebluteten Staatsunternehmen. Diese dienten Präsident Jacob Zuma vor allem als Pfründe, mit deren Vergabe er die Loyalität seiner Parteigänger erkaufte. Rund 500 Mrd. Rand (rund 30 Mrd. Euro) wurden bislang für Sanierungen fällig. Jetzt kommen weitere 13,7 Mrd. Rand (850 Mio. Euro) für die Staatsfluglinie SAA und die Post (SAPO) hinzu.
Die Lage des Stromentsorgers ESKOM ist so desolat, dass die Regierung nach Gigabas Geständnis nicht mehr in der Lage ist, eine Pleite zu verhindern – wenn die privaten Gläubiger (vorwiegend Fonds und Banken) nicht mehr bereit sind, die Kredite zu erneuern. Die Ratingagenturen Fitch und Standard&Poor´s haben erkennen lassen, dass es weitere Abstufungen für Südafrika geben wird.
Damit wird das Land vollständig in den „Junk"-Bereich fallen. Der Rand ist wegen dieser Aussichten noch stärker unter Druck geraten.
Fazit: Die stabilitätsorientierte Politik der Notenbank zeigt kaum noch Wirkung. Der Rand wird weiter an Wert verlieren. Unbedingt absichern!
Regionaler Währungsausblick Osteuropa
! |
Land |
Währung |
Aktueller Kurs |
Ausblick 3 Monate |
Ausblick 6 Monate |
Prognose |
Zins |
||||||
|
Türkei |
TRY |
4,44 |
4,45 |
4,48 |
neutral |
3M* |
11,8 |
11,8 |
11,8 |
|||
Israel |
ISL |
4,11 |
4,09 |
4,08 |
neutral | |
3M |
0,1 |
0,1 |
0,1 |
|||
Ägypten |
EGP |
20,56 |
23 |
24,50 |
unsicher | |
3M |
13,9 |
n.v. |
n.v. |
|||
Nigeria |
NGN |
409,8 |
412 |
415 |
unsicher | |
Call Rate** |
n.v. |
n.v. |
n.v. |
|||
Südafrika |
ZAR |
16,58 |
16,7 |
16,95 |
neutral | |
3M |
7,05 |
7,02 |
7,12 |
|||
3m-Zins = Bankenmarkt |
- TRY: Die politische Eskalation drückt die Lira.
- ILS: Beim Schekel bleibt es ruhig.
- EGP: Dem ägyptische Pfund wird nachgeben.
- NGN: Der NGN wird durch die hohe Inflation belastet.
- ZAR: Der Rand wird durch die Korruption und Erosion der staatlichen Strukturen belastet.