Warum Trumps Zölle das Defizit nicht stoppen
Seit den 1980er Jahren gibt die US-Wirtschaft mehr aus, als sie einnimmt. Die Folge: Ein dauerhaftes Leistungsbilanzdefizit, das durch ausländisches Kapital finanziert wird. Präsident Trump sieht darin ein Ungleichgewicht im Welthandel – doch seine Antwort, hohe Zölle, verfehlt das Kernproblem.
Das strukturelle Defizit liegt in einem chronischen Sparmangel. Während Investitionen im Inland konstant hoch sind, bleibt die nationale Sparquote hinterher. Die Differenz gleicht das Land durch Schulden bei ausländischen Gläubigern aus – eine wirtschaftliche Dauerbelastung.
Zölle bringen keine Wende
Ein oft unterschätztes Risiko: Der Konsum auf Pump funktioniert nur so lange, wie das Vertrauen internationaler Kapitalgeber anhält. In Zeiten geopolitischer Spannungen – etwa mit China – steigt die Gefahr von Lieferkettenstörungen. Daher wird der Ruf nach wirtschaftlicher Eigenständigkeit lauter.
Doch Importsubstitution und Reindustrialisierung bergen Risiken. Sie könnten die Produktivität senken und das langfristige Wachstum bremsen. Sinnvoller wären strukturpolitische Maßnahmen zur Steigerung der Sparquote – insbesondere im staatlichen Sektor.
Der Staat als Spargegner
US-Unternehmen und Haushalte sind im internationalen Vergleich noch immer Netto-Sparer – wenn auch mit abnehmender Tendenz. Der eigentliche Treiber der Schieflage ist jedoch der Staat: Das Haushaltsdefizit erreichte 2024 rund 7,6 % des BIP. Ein Niveau, das ohne Gegenmaßnahmen auf Dauer nicht haltbar ist.
Zölle allein helfen hier kaum weiter: Selbst hohe Importabgaben würden maximal 400 Mrd. Dollar einbringen – weniger als ein Fünftel des Defizits. Langfristig könnten sie das Handelsvolumen sogar verringern und damit Steuereinnahmen schmälern.
Mehrwertsteuer statt Zollpolitik
Experten schlagen stattdessen vor, die fiskalische Konsolidierung über strukturierte Ausgabenkürzungen und steuerliche Maßnahmen zu erreichen. Besonders eine Konsumsteuer – etwa in Form einer Mehrwertsteuer – könnte Anreize zum Sparen setzen, ohne Investitionen zu bremsen.
Zusätzlich sollte die Politik strukturelle Verzerrungen abbauen, etwa durch eine strategischere Verteilung von Kapitalflüssen. Denn Investitionen in dynamische Schwellenländer könnten langfristig höhere Erträge bringen als binnenwirtschaftliches Strohfeuer.