Was ist der Kompromiss der Regierungen wert?
Der Euro präsentiert sich stark in den letzten Tagen. Das gilt nicht nur gegenüber dem schwächelnden Dollar. Dahinter steckt das derzeit vergleichsweise gute Bild der Eurozone, speziell im Vergleich zu den USA. Nach anfänglichem Holpern bewegt sich der Trend der Infektionen in die richtige Richtung. Der von den Regierungen unter Hauen und Stechen zwischen sparsamem Norden und ausgabefreudigem Süden, liberalen Westen und autoritärem Osten gefundene Kompromiss signalisiert Handlungsfähigkeit auch unter schwierigen Bedingungen.
Aber der Euro hat allenfalls Fallhöhe gewonnen. Denn ohne das Plazet des EU-Parlaments sind die Beschlüsse der Regierungschefs Makulatur und es scheint alle andere als sicher, dass die Parlamentarier zustimmen werden. Sollte sich bei Grünen und Christdemokraten wie auch Sozialisten und Liberalen die Auffassung durchsetzen, dass ein weiterer Haushalt mit vollen sieben Jahren Laufzeit ohne effektive Rechtsstaatsbindung der Ausgaben für den Bestand der EU mindestens ebenso gefährlich sein könnte wie eine Blockade der Corona-Hilfen, dann haben Rat und Kommission nichts mehr in der Hand, mit dem das seit der fragwürdigen Kür Ursula von der Leyens zur Kommissionspräsidentin ohnehin auf Revanche wartende Parlament noch einmal eingebunden werden könnte. Neben den üblichen Konflikten zwischen den Regierungen droht der EU jetzt der Konflikt zwischen den Institutionen.
Fazit: Die momentane Eurostärke dürfte sich als kurzlebig erweisen. Die Politik wird kaum die Erwartungen erfüllen können, die hinter den aktuell deutlich gestiegenen Bewertung steckt. Anlagen im Euro sind unverändert nur aus Sicherheitsmotiven heraus sinnvoll.