Wette auf die Rückkehr der Touristen
Ebenso wie Thailands Wirtschaft, fängt sich auch der Kurs des Thailändischen Baht zum Euro (EUR|THB 38,0). Das eröffnet Chancen auf kombinierte Währungs-/Zinsspekulationen. Thailand wurde von der Coronakrise besonders hart getroffen. Der Einbruch des BIP betrug in der Spitze 9,4% (II/20 zum Vorquartal). Das übertraf den Rückgang während der globalen Finanzkrise 2008/9 bei weitem.
Maßgeblich dafür war der praktisch vollständige Zusammenbruch des internationalen Tourismus. Das setzte einem typischen Urlaubsziel wie Thailand besonders hart zu. Seit dem 2. Halbjahr 2020 ist allerdings eine Erholung in Gang gekommen. Sie hat den BIP-Rückgang des Gesamtjahres auf 6,1% begrenzt. Der Rückgang des Überschusses in der Leistungsbilanz 2020 auf 3,2% vom BIP gegenüber 2019 mit 7% unterstreicht das Gewicht des Tourismus.
Deutliches Wachstum 2022 voraus
Auch das laufende Jahr wird trotz der beginnenden Erholung für das Gesamtjahr einen eher bescheidenen BIP-Zuwachs von 2,6% bringen. Das schätzt jedenfalls der IWF im jüngst erschienenen Artikel IV-Bericht. Der Währungsfonds ist damit etwas vorsichtiger als die Asiatische Entwicklungsbank ADB, die in ihrem Frühjahrsausblick (Mitte April) 3% nannte.
Erst das kommende Jahr wird wieder Wachstumsraten auf gewohntem Niveau bringen. Der IWF sieht da mit 5,6% sogar deutlich mehr als die ADB mit 4,5%.
Alles hängt vom Erfolg der Impfungen ab
Wermutstropfen: Diese Prognosen stehen auf noch dünnerem Eis als gewohnt. Zwar sind eine auf fiskalische Unterstützung beruhende stabile Binnennachfrage und ein anziehender Export zu erwarten. Der Tourismus aber ist im Kern von den Unwägbarkeiten der Pandemie abhängig. Kommen die Impfungen schnell genug voran und erweisen sich trotz immer neuer Varianten auch als hinreichend wirksam, steht dem Neustart des Tourismus nichts im Weg. Bleibt diese Branche gefesselt, dürfte auch die Binnennachfrage wegen der wegfallenden saisonalen Einkommen schwach werden.
Der Baht dürfte Erholungspotenzial haben
Das Erholungspotenzial des Baht ist vor diesem Hintergrund allerdings beachtlich. Er verlor im Zuge der Pandemie zum Euro fast 20%. Das macht eine kräftige Erholung im Erfolgsfall wahrscheinlich. Zumal sich der Baht ohnehin in einem langjährigen Aufwärtstrend befindet, der auch in der Pandemie nicht gebrochen wurde. Seinen Tiefstkurs erlebte EUR|THB zum Jahresende 2019 – kurz vor der Pandemie – mit 33,50.
Fazit: Wer auf eine schnelle Erholung in Südostasien setzt, sollte Baht-Anlagen ins Augen fassen. Wie immer in kleineren Märkten gilt es, die Risiken dabei laufend im Auge zu behalten. Die flankierenden Maßnahmen der Regierung mit Einkommenshilfen und Investitionen in die Infrastruktur können einen Ausfall des Tourismus nicht auffangen. Von daher ist die Wette auf eine steile Erholung des Baht mit beachtlichen Risiken behaftet.
Empfehlung: Die noch knapp ein Jahr (Mai 2022) laufende Anleihe der staatlichen Eximbank (TH0624032502) könnte ein interessantes Instrument sein, bei dem das Schuldnerrisko gering ist. Bei diesem Investment steht die Währung im Fokus. Diese dürfte im Falle einer Beruhigung der Pandemie ihren alten Aufwärtstrend wieder aufnehmen.