Zwei Mauern stehen im Mittelpunkt der Märkte. Die erste ist die Grenzmauer zu Mexiko, die der nächste US-Präsident Donald Trump bauen lassen will. Sie steht als Symbol für wirtschaftliche und politische Abschottung – und zugleich für ein gigantisches Infrastruktur-Investitionsprogramm in den USA. Die zweite Mauer steht bei 10.800 Punkten im DAX-Chart und verhindert ein weiteres Ansteigen des Index.
Die Investoren fokussieren inzwischen auf die langfristigen Auswirkungen von Trumps Politik. An der US-Börse dürfte der Schwung darum zunächst nachlassen. Nach der Rally wird nun ein allmählicher Branchen-Wechsel vollzogen werden.
Der Deutsche Aktienindex (DAX) ist der US-Börse nur halbherzig gefolgt. Während der Dow Jones ein neues Allzeithoch erreicht hat, kam der DAX nicht über seine Hürde bei 10.800 Punkten hinweg. Die Seitwärtsrange für die deutschen Blue Chips bleibt intakt.
Ein Ausbruch nach oben wird für den DAX damit immer schwieriger. Seit August hat der Index nun bereits fünfmal Anlauf genommen – und ist immer wieder an 10.800 Punkten gescheitert. Fundamental gibt es offenbar nur wenige Investoren, die auf dem aktuellen Niveau kaufen wollen. Grund könnte natürlich das anstehende Referendum in Italien am 4. Dezember sein. Scheitert Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi mit seinem Verfassungsreferendum, könnte die Eurokrise wieder aufflammen. Das ist ein relativ hoher Unsicherheitsfaktor und damit auch ein guter Grund, bei aktuellen Kursen lieber abzuwarten.
Auch aus charttechnischer Sicht hat das wiederholte Scheitern bei 10.800 Punkten Gewicht. Da die Börsenkurse stark von technischer Analyse und davon abgeleiteten Handelsmustern beeinflusst werden, gewinnt der technische Widerstand zunehmend an Bedeutung. Denn je öfter der Index die Hürde anläuft und scheitert, desto mehr Investoren werden beim nächsten Anlauf auf diesem Level verkaufen. Institutionelle werden auch auf fallende Kurse im DAX wetten.
Aus technischer Sicht entstehen zwei Szenarien. Läuft der Index auf 10.800 Punkte zu und scheitert erneut an dieser Hürde, wächst die Wahrscheinlichkeit für sinkende Kurse. Dann wird die Unterstützung bei 10.300 Punkten wichtig. Springt der DAX über die inzwischen mehrfach unüberwindliche Hürde, wird es einen kräftigen Aufwärtsschub geben. Das liegt daran, dass Investoren, die mit Verkäufen auf ein neues Abprallen bei 10.800 Punkten gesetzt haben, dann falsch liegen und Aktien kaufen müssen – wenn Sie Verluste vermeiden wollen.
Von Seiten der Zinsen bekommt der DAX weniger Gegenwind. Der Zinsanstieg schwächt sich ab. Der Euro könnte sich weiter in Richtung 1,05 verbilligen. Das wird die Exportwerte stützen.
Fazit: Für Anleger ist es schwierig, sich kurzfristig im Seitwärtsgependel zu positionieren. Der Sprung über 10.800 Punkte ist aber nur eine Frage der Zeit. Darum bieten sich neue Käufe erst um 10.300 Punkte an. Dort sind sie fundamental und charttechnisch gerechtfertigt.