Wird die EZB eher agieren?
Die US-Notenbank Fed hat eine klare und straffe Marschroute angekündigt. Das erhöht den Druck auf die EZB, ebenfalls auf der Zinsseite zu agieren, damit die Inflation in der Eurozone nicht noch krasser anzieht. Die Forex-Märkte haben ein klares Szenario.
Der Euro hat eine erstaunliche Entwicklung gemacht. Einerseits hat er sich vom Kriegs-Schock erholt. Andererseits hat aber nicht einmal die Ankündigung der US-Notenbank, auf einen langen Zinserhöhungszyklus einzuschwenken, den Euro erneut unter Druck gesetzt. Trotz der Ansage, dass die Fed die Leitzinsen zügig in Richtung 1,9% anheben wird, ist der Euro weiter von 1,09 auf 1,11 EUR|USD geklettert.
Die Devisenmärkte spekulieren offensichtlich darauf, dass die EZB ihre lockere Linie nicht wird durchhalten können. Sie kommt nämlich doppelt unter Druck. Der wachsende US-Zinssvorsprung wird Kapital in die USA und den Dollar ziehen. Das wird die Börsen antreiben und die US-Renditen im Zaum halten. In Europa ist die gegenläufige Entwicklung zu erwarten. Zudem wird der alte Kontinent über den schwachen Euro bei den Rohstoffeinkäufen - und damit am Anfang der Wertschöpfungskette - Inflation importieren.
Forex-Markt spekuliert auf EZB-Wende
Am Devisenmarkt scheint sich die Ansicht durchzusetzen, dass die EZB der Fed eher als angekündigt nachziehen wird. Gespiegelt wird das in der Kursentwicklung gegenüber Pfund und Yen. Die Bank of England hat die Zinsen angesichts der "atemberaubenden" Preissteigerungen erneut um 0,25% angehoben. Auch sie stellte weitere Zinsschritte in Aussicht. Dennoch zieht der Euro gegen das Pfund nach oben. Bei 0,83 scheint der Trendwechsel erfolgt zu sein. Anleger können auf Sicht von drei Monaten hier auf ein Long setzen (Ziel: 0,8550).
Der Yen schmiert gegen den Euro dagegen weiter ab. Hier sehen wir ein ähnliches Bild wie bei USD|JPY. Während die Zins-Perspektive des Yen gegenüber dem Dollar klar ist, stochern die Märkte gegenüber dem Euro zwar noch im Nebel. Sie haben allerdings schon klar die gleiche Richtung eingeschlagen und treiben den Euro gegen den Yen weiter hoch. Das passt zur aktuellen Aussage der BoJ, dass es noch lange eine lockere Geldpolitik in Nippon geben wird.
Fazit: Die Forex-Händler spekulieren darauf, dass die EZB ihre Gangart wird beschleunigen müssen. Der Euro dürfte auf der Richtungssuche stark schwanken. Das Ukraine-Tief sollte aber eine gute Basis sein.