Wird die Stärke zum Problem?
Der Euro hat bis Mitte dieser Woche deutlich zugelegt. Und dafür gibt es gute Gründe. In den aktuellen Daten zeichnet sich ein kräftiger Aufschwung für die Eurozone ab. Die Einzelhandelsumsätze haben sich per Juni (mit Ausnahme Deutschlands) soweit erholt, dass sie um 1,3% über dem Niveau des Vorjahresmonats liegen, also Vor-Korona-Niveau erreichen.
Die Einkaufsmanager-Indizes untermauern den Aufschwung. Der Gesamtindex (composit) liegt mit 54,9 Punkten klar über der Wachstumsschwelle. Gleiches gilt für die beiden sektoralen Indizes. Für die Dienstleister werden 54,7 Punkte notiert und für die verarbeitende Industrie 51,8 Punkte. Die nationalen Werte für Deutschland weichen nur unwesentlich ab. Auch hier ist der Aufschwung klar erkennbar.
Export als Risiko für den Aufschwung
Die neu gewonnene Dynamik scheint auch bei den Preisen auf. Die Inflationsrate legt auf 1,2% zu. Das ist nach 0,8% im Vormonat ebenfalls ein ordentlicher Schritt in die richtige Richtung. Insoweit erfüllen die Europäer einen Teil der hohen Erwartungen.
Allerdings bliebt die Tatsache bestehen, dass der Export in Drittländer nach wie vor eine große Rolle spielt. Von daher hat die neue Stärke des Euro das Potenzial, zum Problem zu werden. Zumal die EZB in dieser Hinsicht in ähnlicher Lage ist wie Japans Währungshüter: Abgesehen von direkten Interventionen, haben sie wenig in der Hand, um eine weiteren Anstieg des Euro zulasten der Wettbewerbsfähigkeit der Exporteure zu verhindern.
Fazit: Die kräftige Kurssteigerung des Euro nimmt die Erholung der Wirtschaft vorweg. Sie ändert aber wenig daran, dass festverzinsliche Euroanlagen nicht besonders attraktiv sind. Wer nicht nur Sicherheit, sondern auch Rendite will, muss sich anderweitig umsehen.