Zinssenkung in Australien, kaum Inflation in Neuseeland
Zinssenkung
Der steile Fall der Preise für Öl und andere Rohstoffe hat die Inflation im 4. Quartal mit 1,75% unter den Zielkanal von 2%-3% gedrückt. Die damit einhergehenden Terms-of-Trade-Effekte belasten das Wachstum. Hinzu kommt der erkennbare Rückgang der Investitionen vor allem im Bergbau. Daher haben die Währungshüter die Leitzinsen um 25 Basispunkte auf jetzt 2,25% gesenkt. Auch der Rückgang des chinesischen Wachstums hat für diese Entscheidung eine Rolle gespielt. Allerdings bleiben auch eigene Antriebskräfte aktiv, namentlich die heimische Bautätigkeit. Steigende Preise und wachsendes Kreditvolumen liefern Impulse. Hinzu kommen steigende Produktionsmengen im Bergbau, der vom Produktionsstart neu erschlossener Minen profitiert. Der Aussie bleibt in diesem Szenario vorläufig schwach, zumal das in den nächsten Quartalen wohl wieder wachsende Defizit der Leistungsbilanz die Währung verwundbarer macht.
Fazit: Wir sehen den Aussie in den nächsten Monaten weiter leicht nachgebend.
Kaum mehr Inflation
Das Thema „Zinserhöhungen“ dürfte für Neuseeland vom Tisch sein. Die Inflation lag im letzten Quartal mit 0,8% unter dem Zielkorridor von 1%-3%. Im Quartalsvergleich war sie mit -0,2% sogar unter dem roten Strich. Hinzu kommt eine Abschwächung des Exports: Die für Neuseeland wichtigen Milchprodukte sind billiger geworden. Sie werden in Asien weniger nachgefragt. Die Belastung des Exports durch einen hoch bewerteten NZD kommt hinzu. Die Binnennachfrage bleibt dagegen dynamisch. Sie wird angetrieben von der Bautätigkeit. Diese trägt dem stetig wachsenden Bedarf an neuem Wohnraum Rechnung. Dieser rührt von der laufenden Einwanderung her. Die Währungshüter dürften unseres Erachtens bereits intensiver über Zinssenkungen nachdenken. Damit würde die Binnenkonjunktur gestützt und die offen beklagte Überbewertung des Kiwi begrenzt werden.
Fazit: Der Kiwi dürfte den Warnungen der Währungshüter entsprechend einen Abwertungstrend vor sich haben, zumal bereits über sinkende Zinsen spekuliert wird.
Weniger Rohstoffexporte
Indonesiens Währungshüter gehen die beachtliche Inflation erstaunlich gelassen an. Sie warten ab – trotz aktuell rund 7% Geldentwertung bei einer Zielvorgabe von 3% bis höchstens 5%. Unterdessen sorgt die gesunkene Rupiah für ein rückläufiges Defizit der Leistungsbilanz. Die Importe sinken, während die Exportwerte eher steigen. Die Unternehmen schichten vom schwächeren Rohstoffgeschäft zur Ausfuhr von Industriegütern um. Bei der Binnennachfrage machte sich zunächst ein dämpfender Effekt durch die Konsolidierung der Staatsfinanzen bemerkbar. Dieser läuft aber jetzt aus. Stattdessen sollten sich die Infrastrukturinvestitionen der Regierung bald positiv bemerkbar machen. Mit den Reformen zieht das Wachstum an. Die Erwartungen bleiben hoch. Steigende Direkt- und Portfolioinvestitionen werden die Folge sein. Sie werden das Defizit überkompensieren und zu wachsenden Reserven führen.
Fazit: Die Rupiah dürfte stärker werden und leicht zulegen. In diesem Zuge könnten auch Spekulationen über steigende Zinsen aufkommen, falls die Inflation nicht bald sinkt.
Sprung nach vorn
Die Philippinen erreichten 2014 in der Rangliste Asiens mit einem Wachstum von 6,1% Platz 2 hinter China (7,3%) und vor Vietnam (6%). Dabei deutet das letzte Quartal 2014 mit 6,9% darauf hin, dass das Tempo weiter anzieht. Dazu trägt vor allem die auf fast 22% vom BIP gewachsene Investitionsquote bei. Sie sorgt für einen kräftigen Konjunkturschub. Dieser Erfolg wurzelt in der Finanzpolitik. Sie schafft durch ihren erfolgreichen Kampf gegen Korruption und Steuerhinterziehung höhere Einnahmen und mehr Effizienz. Die Philippinen sind damit nicht auf steigende Staatsverschuldung (nur 46% vom BIP) angewiesen. Die Außenwirtschaft wird unterdessen durch die Transfers der „Overseas Filipinos“ im Gleichgewicht gehalten. Deren Geldsendungen in die Heimat tragen entscheidend zum Überschuss in der Leistungsbilanz (etwa 4,4% vom BIP) bei. Weiterer Vorteil der Philippinen bleibt die Aussicht auf eine moderate Entwicklung der Arbeitskosten. Der Überhang an qualifizierten Arbeitskräften lässt wenig Spielraum für Lohnsteigerungen über Produktivitätsfortschritte hinaus. Das schließt Lohndruck aus und lockt stetig wachsende Direktinvestitionen an.
Fazit: Der Aufwärtstrend des Peso macht derzeit um 50 EUR/PHP Pause. Er dürfte aber angesichts der günstigen Konstellation wieder in Gang kommen.
Die Inflation rutscht unter Null
Taiwans Inflationsrate ist auf -0,9% gerutscht. Das macht auf längere Sicht wohl expansive Schritte erforderlich, um die Binnenkonjunktur nicht zu gefährden. Beschäftigung und Außenhandel stellen dagegen kaum ein Problem dar. Die amtliche Wachstumsprojektion für 2015 liegt bei 3,5%. Die Probleme auf dem Immobilienmarkt sind unter Kontrolle.
Fazit: Eine Schwächung des TWD droht nur von der Geldpolitik her.
6-Monats-Übersicht zu ausgewählten Währungen aus Ozeanien
Land | Währung/Zins | Aktueller Kurs | Ausblick 3 Monate | Ausblick 6 Monate | Prognose-sicherheit |
---|---|---|---|---|---|
Australien | AUD | 1,472 | 1,49 | 1,51 | sicher |
3m-Zins | 2,58 | 2,6 | 2,5 | ||
Neuseeland | NZD | 1,537 | 1,60 | 1,63 | sicher |
3m-Zins | 3,97 | 3,75 | 3,50 | ||
Indonesien | IDR | 14.600 | 14.500 | 13.900 | neutral |
3m-Zins | 7,1 | 7,25 | 7,40 | ||
Philippinen | PHP | 50,62 | 50,50 | 49 | neutral |
3m-Zins | 1,51 | 1,5 | 1,8 | ||
Taiwan | TWD | 35,89 | 36 | 35 | neutral |
3m-Zins | 1,15 | 1,2 | 1,2 |