Zwei Lager bei Euro-Dollar
In den Prognosedaten teilen sich die Bankvolkswirte in zwei Lager: Das der Dollar-Bullen – hierzu gehören die LBBW, die Citibank Hongkong und die kanadische CIBC. Und das Lager der Dollar-Bären mit Berenberg, Commerzbank und Pictet Wealth Management. Die Bullen sehen EUR|USD in 12 Monaten bei 1,15 bzw. 1,16. Die Bären sehen Notierungen von 1,23 bzw. 1,24.
Auf 3-Monatsfrist liegen die Prognosen näher beieinander und im Median bei 1,19 EUR| USD. Hier zeigt die CIBC mit 1,15 den größten Optimismus für den Dollar. Die Bank verweist darauf, dass spekulativ eingestellte Investoren zum ersten Mal seit Anfang 2020 eine mehrheitlich positive Meinung zum Dollar entwickelt hätten. Einen stärkeren Konsumeinbruch aufgrund der steigenden Covid-Fälle befürchtet CIBC nicht. Dafür sieht sie „Gegenwind“ für den Euro: die Wachstumsverlangsamung in China belaste Europas Export. Die Wahlen in Deutschland schafften erhöhtes Unsicherheitspotenzial. Und die absehbare Drosselung der US-Anleihenkäufe spräche wiederum für den Dollar.
Unsicherheit bei der Inflationsentwicklung
Die Prognosedaten belegen manche Unsicherheit. Insbesondere in der Inflationserwartung zeigt sich das. Die Commerzbank ist sich sicher, dass der Inflationsanstieg nur ein vorübergehendes Phänomen ist und im Frühjahr 2022 Inflation keine Rolle mehr spielt – auch in den USA nicht. Anders Berenberg: Die dynamische US-Inflation zwinge die amerikanische Notenbank schneller zur geldpolitischen Wende. Selbst mit der neuen geldpolitischen Strategie (höhere Inflationstoleranz), der sich die Fed letztes Jahr verschrieben habe, könne sie nun nicht viel länger untätig bleiben. Dagegen sei die geldpolitische Wende in der Eurozone in weiter Ferne.
Man würde diese Bank jetzt eher im Lager der Dollar-Bullen vermuten. Doch Berenberg kommt von 1,26 EUR|USD und macht demgemäß schon eine recht großen Schritt hinunter auf 1,23. Eine Erklärung für die weiterhin optimistische Euro-Prognose liefert Pictet Wealth Management. Auch Pictet hat die Dollarprognose von 1,26 auf 1,23 gesenkt. Die robusten Wachstumsaussichten für den Euroraum deuteten nach Ansicht der Bank darauf hin, dass der überbewertete US-Dollar gegenüber der Einheitswährung unterdurchschnittlich abschneiden könnte, heißt es hier.
Der Yen scheint abgesichert
Für den Yen sieht Pictet begrenztes Abwärtspotenzial vor allem zwei Gründen: Die Bank geht davon aus, dass die realen langfristigen US-Realzinsen in den kommenden Monaten negativ bleiben werden. Darüber hinaus unterstütze die Zahlungsbilanz den Yen stärker als zuvor. Und eine negative JPY-Positionierung am Terminmarkt deute darauf hin, dass die Anleger hinsichtlich der japanischen Währung bereits recht pessimistisch seien.
Die „goldene Mitte“ der Prognosen zeigt wiederum ein interessantes Bild. Danach tut sich nämlich auf 3 und 12 Monate kaum etwas. Der Dollar bei 1,19 auf 3 Monate und bei 1,20 auf 12. Dollar-Yen bei 109 auf 3 bei 110 auf 12 Monate. Und Euro-Yen bei 130 auf 3 bzw. 132 auf 12 Monate. Eine nennenswerte Veränderung ist nur bei den US-Treasuries zu sehen. Sie steigen im Median von 1,75 auf 3 Monate auf 1,83 auf 12 Monats-Sicht.
Fazit: Die Unsicherheit in den Prognosen ist mit Händen zu greifen. Sie ist bei Währungen grundsätzlich hoch, aber im Moment zeigt sich das besonders ausgeprägt.