Gasverbund im Mittelmeer schweißt politische Gegner zusammen
Mitglieder dieses Gemeinsamen Gasmarktes sollen Italien, Griechenland, Zypern, Israel, Jordanien, Ägypten und die Palästinensische Energiebehörde sein. Im Rahmen dieser Organisation, die weiter den Namen EMGF tragen soll, sind bislang Ägypten und Israel große Gasförderer. Italien ist an EMGF deshalb interessiert, weil das große ägyptische Gasvorkommen unter Führung des italienischen ENI-Konzerns erschlossen wurde und nun ausgebeutet wird. Israel hat angekündigt, dass über die beiden großen, in Betrieb befindlichen Gasfelder Tamar und Leviathan nun im kommenden Jahr die beiden kleineren Felder Karies und Tanin in Betrieb gehen sollen.
Israel will Stromversorgung vollständig auf Gas umstellen
Jerusalem will die gesamte Stromproduktion des Landes auf Gas als Energiebasis umstellen. Ägypten zielt auf eine Rolle als führender Gashandelsplatz im östlichen Mittelmeer ab. Für den Export in künftige neue Märkte sollen Gas aus Israel wie auch aus dem eigenen Land in Ägypten verflüssigt und zur Ausfuhr auf Gastanker verladen werden.
Das Ganze hat aber auch erhebliche politische Bedeutung für die Region und darüber hinaus. Denn eine derart intensive überregionale Zusammenarbeit gab es in diesem Teil der Welt so bisher nicht. Durch die Entdeckung der Gasvorkommen hat sich seit 2009 nun ein intensiver und konstruktiver Dialog über gemeinsame Interessen entsponnen.
Weitere Partner willkommen
Der EMGF ist das erste konkrete Ergebnis dieser neuen regionalen Dynamik. Die Organisation hat ihren Sitz in Kairo und steht anderen Ländern des östlichen Mittelmeerraums offen. Voraussetzung ist: Sie teilen die Interessen und Ziele des Forums und ihre Mitgliedschaft wird von den Gründern des Forums akzeptiert.
Türkei mit allen EMFG-Partnern im Clinch
Das hält vor allem einen möglichen Partner aus dem Verbund: die Türkei. Sie liegt mit so ziemlich allen Verbundmitgliedern im Clinch. Der Streit um Zypern währt nun schon Jahrzehnte. Zusätzlich zankt sich die Türkei mit dem Inselstaat um die Exploration von Gasvorkommen in der zyprischen Küstenzone. Seit 2003 hat die Türkei alle von Zypern mit ihren Nachbarn unterzeichneten Seegrenzenabkommen gekündigt.
Ähnlich angespannt ist das Verhältnis der Türkei zu Griechenland. Die Türkei bestreitet Griechenland u.a. das Recht, in bestimmten Teilen seiner Gewässer, die weit vom griechischen Festland entfernt sind, Energieressourcen zu fördern. Die Beziehungen Griechenlands zu Libyen untergräbt Ankara mit der Behauptung, Athen würde in den libyschen Festlandsockel eindringen.
Beziehung zu Ägypten schwer belastet
Der Sturz von Präsident Mohammad Morsi und der Moslembrüder ibelastete die Beziehungen zwischen Ägypten und der Türkei. Erdogan bestreitet die Legitimität des gegenwärtigen ägyptischen Regimes.
Auch zu Israel hat sich die einstige strategische Beziehung kontinuierlich verschlechtert. Als Israel im letzten Jahr seine Armee einsetzte über 50 Palästinenser im Gazastreifen tötete, die gegen die Entscheidung der USA protestierten, die amerikanische Botschaft nach Jerusalem zu verlegen, warf Erdogan Israel einen Völkermord vor.
Fazit: In dieser unruhigen, politisch äußerst labilen Region, kann der Rohstoffförder-Verbund die Lage stabilisieren helfen.