Die Aktienmärkte zeigen gerade eindrucksvoll, wie verwöhnt und abhängig sie von den Notenbanken sind. In Japan hat die Bank of Japan (BoJ) lediglich verkündet, zunächst nicht noch mehr frisches Geld ins System zu pumpen. Und was macht der Nikkei? Er kracht prompt enttäuscht um 3,6% nach unten! Dabei hat die Notenbank nicht angekündigt, weniger Geld ins System zu pumpen.
Bei der US-Geldpolitik scheint ein Paradigmenwechsel bevorzustehen. Darauf deutet die Entwicklung der US-Arbeitslosigkeit hin. Die US-Arbeitslosenrate ist zuletzt auf knapp über 5% gefallen. Ab dieser Schwelle, die auch für die Fed-Politik relevant ist, beginnt sich über den Arbeitsmarkt Inflationsdruck aufzubauen. Wächst die US-Wirtschaft wie erwartet mit ca. 2,5% p.a., dürfte die Zahl der Arbeitslosen weiter sinken. Damit kommt die Fed zwangsläufig in die Position, die Zinsen zu erhöhen – oder aber ein Anziehen der Inflation zuzulassen.
Das ist ein Risiko für Anleger. Denn es könnte bedeuten, dass die US-Notenbank in einer solchen Situation nicht als Feuerwehrmann bereitsteht, wenn es an den Märkten erneut brenzlig wird.
Auslöser für neue Marktturbulenzen gibt es reichlich. Für uns derzeit am bedeutendsten: Die wichtigen Zahlen der US-Unternehmen in der laufenden Berichtssaison liegen vielfach unter den Erwartungen der Analysten und Beobachter (zuletzt auffällig: Apple). Das ist aber bereits seit geraumer Zeit so. Dennoch ist die US-Börse – von Hoffnung getrieben – gut gelaufen.
Hier baut sich ein ordentliches Enttäuschungspotenzial auf. Wenn die Unternehmen die Erwartungen der Anleger nicht erfüllen, ist es nur eine Frage der Zeit, wann die Abwärtskorrektur auf Seiten der Aktienkurse einsetzt.
Problematisch ist die Kombination der unterschiedlichen Erwartungen. Einerseits sind die Erwartungen an die Ergebnisse der Unternehmen hoch, US-Aktien relativ teuer. Hinzu kommt, dass das Volumen der auf Kredit gekauften Aktien in den USA auf einem historischen Hoch angelangt ist. Zugleich ist der kräftig gestiegene Dollarkurs ein Problem für den US-Export. Auf der anderen Seite sind die Börsen extrem von der Notenbank-Liquidität getrieben und die Mehrzahl der Beobachter erwartet weiter ungebremste Rückendeckung durch die Geldpolitik.
Das führt zu einer gefährlichen Sorglosigkeit vieler Investoren. Genau das wird an dem heftigen Abschlag in Japan sichtbar. Aber auch der kontinuierliche Anstieg des Goldpreises zeigt, dass einige Marktteilnehmer wachsende Risiken sehen.
Fazit: Die aktuellen Marktrisiken nehmen deutlich zu. Die Börsen dürften ihren steilen Anstieg aus dem April konsolidieren. Die Volatilität wird wieder deutlich ansteigen. Sichern Sie Gewinne ab, warten Sie mit einem Einstieg auf niedrigere Kurse. Wir erwarten den DAX kurzfristig wieder klar unter 10.000 Punkten.