Gegenwind aus Washington
Die IWF-Forschungsabteilung hat einen neuen Chef. Der macht das Leben für Merkel & Co. nicht leichter.
Der Internationale Währungsfonds (IWF) setzt auf Kontinuität an der Spitze seiner Forschungsabteilung. Mit dem US-Amerikaner Maurice Obstfeld hat der IWF erneut einen Neokeynesianer an der Spitze seines Research platziert. Obstfeld ist derzeit noch ein ökonomischer Berater der US-Regierung von Barack Obama. Dafür lässt er seine Professur für Volkswirtschaftslehre an der Universität Berkeley ruhen. Obstfeld tritt in die Fußstapfen von Olivier Blanchard. Der hat dem IWF-Research zu einem ganz neuen Gewicht verholfen. Denn der Franzose verstand es, während seiner siebenjährigen Amtszeit wie niemand zuvor den IWF von innen heraus umzugestalten. Kapitalverkehrsbeschränkungen, höhere Zielinflation, Ausweitung der Notenbank-Mandate, staatliche Konjunkturmaßnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaft – seit seinem Antritt 2008 stellte Blanchards Forschungsabteilung einen althergebrachten IWF-Glaubenssatz nach dem anderen in Frage. Mit der Neubesetzung muss sich vor allem die deutsche Bundesregierung auf weiteren polit-ökonomischen Gegenwind aus Washington einstellen. Denn Obstfeld ist seit Beginn der Krise ein energischer Kritiker der deutschen Rettungspolitik. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) warf er bereits 2011 Mutlosigkeit vor. Für Griechenland forderte er von Anfang an einen Schuldenschnitt, da die gewaltige Schuldenlast niemals zurückgezahlt werden könne. Das deckt sich auffallend mit der jetzigen Position des IWF.
Fazit: Die IWF-Forschungsabteilung wird unter Obstfeld ihren bisherigen Kurs weiterfahren. Für die Bundesregierung und die Vertreter der Sparpolitik wird das Leben dadurch nicht leichter.