Die doppelte Inflation
Schwappt die Inflation gerade nur von einer Ecke der Badewanne in die andere? Bei einer erweiterten Definition des Begriffs liegt das nahe. So weist Philipp Immenkötter vom Flossbach von Storch-Research-Team darauf hin, dass wir aufgrund der Geldschwemme der Notenbanken schon lange Inflation haben, sie lediglich nicht so nennen: die Inflation der Vermögenspreise nämlich. Sie beschreibt den Preisanstieg von Sachgütern (bspw. Immobilien oder Betriebsvermögen) und Finanzgütern (bspw. Guthaben auf Girokonten oder Fondsanteile). Der Preis solcher Vermögensgüter wird in der Berechnung des Verbraucherpreisindex nicht berücksichtigt.
Seit dem Jahr 2014 sind Vermögenspreise laut Immenkötter „auf und davon galoppiert“. Die durchschnittliche jährliche Preissteigerung der Vermögenswerte habe bei sechs Prozent gelegen, sei also deutlich größer als die so viel diskutierte Verbraucherpreisinflation. Im Herbst des vergangenen Jahres lag die Preissteigerung demnach sogar bei zwölf Prozent. Ein Niveau, das selbst jüngst bei den Verbraucherpreisen nicht erreicht wurde.
Nominales Vorsorgesparen wird bestraft
Die Krux: Wer hat, der profitiert von der Vermögenspreisinflation: Häuser (+79% in acht Jahren), Grundstücke, Aktien (+32%), Betriebsvermögen (+55%) – alles ist innerhalb weniger Jahre enorm teurer geworden. Die Verbraucherpreisinflation trifft zwar alle. Unweigerlich am härtesten aber jene, die nichts „an den Füßen“ haben. Und vor allem: deren Altersvorsorge baut meist auf nominalen „Wertpapieren“ wie Anleihen und Kapitallebensversicherungen auf (oder Riester-Renten). Die aber bringen schon seit Jahren nichts mehr halten mit den Preisen von realen Vermögenswerten nicht im Ansatz mit. Sie verlieren vielmehr Jahr für Jahr an Substanz. Der Vermögensaufbau sei innerhalb von acht Jahren um 67% teurer „und somit gravierend erschwert worden“, analysiert Immenkötter.
Immobilieneigentum zuletzt besonders lohnenswert
Vor allem Eigentum an Immobilien zahlt sich aus. Sie sind enorm im Wert gestiegen, während gleichzeitig die Mietkosten geklettert sind und die laufenden Einkommen der Mittelschicht ohne Wohneigentum „auffressen“. Jetzt kommen noch die Energiekosten hinzu.
Doch voreilige Schlüsse sind verfehlt. Nicht jeder, der heute draufzahlt, war und ist auf der Schattenseite des Lebens. Vielfach haben Opportunitätsüberlegungen zum Immobilienverzicht geführt. Und: Erfahrungsgemäß entwickeln sich die Dinge auch wieder in die andere Richtung. Hier einfach mal so umzuverteilen, wäre nicht die faire und richtige politische Antwort.