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In Jackson Hole auf der Suche nach Ausreden

Die EZB darf sich nicht hinter der Fed verstecken

Devisen Euro Dollar Würfel. (c) picture alliance / Zoonar | DesignIt
Die Notenbanker, insbesondere jene der westlichen Hemisphäre, lagen zuletzt reichlich schief mit ihren Inflationserwartungen. Die Fed hat zinspolitisch hektisch nachgebessert. Die EZB weiß nicht so recht, wie sie Zinspolitik und Fiskalpolitik in Einklang bringen soll. Jetzt hofft sie auf ein kleines Wunder, um nicht konsequent handeln zu müssen.

An diesem Wochenende (25.-27.8.) sind wieder alle Augen der Finanzwelt auf ein normalerweise stilles Örtchen in den Rocky Mountains im Yellowstone Nationalpark gerichtet: Jackson Hole im Bundesstaat Wyoming. Hier trifft sich die Elite der Finanzwelt zum jährlichen Austausch.

Heute Nachmittag spricht dort die Nummer 1 unter den Zentralbankern der Welt, Jerome Powell, Chef der US-Notenbank Fed. Von ihm hofft Isabell Schnabel, die als Direktorin die EZB vertritt und an einer programmgemäßen Diskussionsrunde teilnimmt – diverse Zentralbanker des Euroraums sind außerdem mit von der Partie –, moderate Töne bezüglich der Inflations- und Zinsentwicklung zu hören. Damit möchte die Europäische Zentralbank dann hausieren gehen und ihren bisher viel zu zurückhaltenden Zinskurs bekräftigen. Denn die EZB hat zinspolitisch kaum Handlungsspielraum, solange sie Geldpolitik mit Rücksicht auf die Haushalte der Mitgliedstaaten, voran Italien, betreibt.

Beobachter erwarten falkenhaften Auftritt von Powell

Doch dies entspricht nicht den Erwartungen der meisten Beobachter aus der Finanzwelt. Diese sehen angesichts der jüngeren Inflationsdaten einer falkenhafte Rede von Powell entgegen. Powell werde seine Aussagen zur Inflationsbekämpfung fortsetzen und gleichzeitig die Märkte von der Vorstellung abbringen, dass die Fed einen taubenhaften Kurs eingeschlagen hat. Powell werde Entschlossenheit zeigen, die Inflation unter Kontrolle zu bringen – auch wenn eine solche Politik das Risiko birgt, die US-Wirtschaft in eine Rezession zu stürzen.

Europa sind nicht die USA

Zudem: Europa sind nicht die USA! Nicht nur, weil wir bislang keinen einheitlichen Wirtschafts- und Fiskalraum und gleiche Sozialgesetzgebung haben. Sondern weil Europa auch in anderer Hinsicht Unterschiede zu den USA aufweist bzw. zeitlich hinterherhinkt. Gravierend sind die erheblichen Preisunterschiede beim Bezug von Energie. In den USA zahlen Unternehmen und Bürger nur Bruchteile der Preise, die inzwischen in Europa gelöhnt werden müssen, seitdem wir uns gezwungenermaßen wie auch freiwillig von der russischen Gasversorgung abkoppeln.

Energie und Löhne – In Europa ist manches anders

Die Energiepreise sind aber der Inflationstreiber Nummer 1. Und hier ist für Europa noch kein Ende der Fahnenstange in Sicht. Die USA sind dank Fracking Selbstversorger und Energieexporteur. Europa dagegen löst sich nur langsam von seinem Kurs, die Ausbeutung aller fossilen Energiereserven einzustellen, ohne dafür adäquaten Ersatz zu haben. Der Druck auf die Preise über den Energiemarkt wird noch anhalten. Die EZB kann das nicht einfach ignorieren.

Der nächste Punkt sind die Löhne. In den USA haben sie schneller und kräftiger angezogen als hierzulande. Auch hier holt Europa noch nach. Und angesichts der desaströs anziehenden Gaspreise, werden die Gewerkschaften zunehmend alle Zurückhaltung verlieren. Die Energiepreise fressen sich ins Gehaltsgefüge, die Preis-Lohn-Spirale ist kaum noch zu stoppen. Auch das blendet die EZB bisher – zumindest öffentlich – geflissentlich aus.

Notenbanker hinter der Kurve

Bezeichnend ist, dass der neue Bundesbankpräsident Joachim Nagel jetzt erst mit zweistelligen Inflationsraten für Deutschland rechnet. FUCHS-Devisen hatte dies schon in der Quartalsprognose am 1. April 2022 (kein Scherz!) vorausgesehen.

Fazit: Die EZB ist in Jackson Hole auf der Suche nach Ausreden. Das darf die Öffentlichkeit den Geldpolitikern im Euro-Tower nicht durchgehen lassen.
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