Die EZB kann etwas anstoßen
Die EZB steckt (wie die meisten Zentralbanken) in einer unangenehmen Klemme. Sie verfolgt seit der großen Finanzkrise 2007/8 eine ultra-expansive Geldpolitik. Mangels besserer Ideen war die Krise wohl nicht anders zu stoppen. Inzwischen ist aber nicht mehr zu übersehen, dass der positive Effekt dieser Geldpolitik nachlässt. Die negativen Nebenwirkungen durch völlig verzerrte Finanzmärkte treten immer deutlicher zum Vorschein.
Indes ist noch keiner Zentralbank die „Normalisierung" gelungen. Die EZB scheiterte damit schon 2011 nach nur zwei kleinen Zinsschritten. Die Fed ist auch wieder auf dem Rückzug. Und selbst die Bank of England hat gemerkt, dass es – Brexit hin oder her – weitere Lockerungen statt der „Normalisierung" geben wird.
Die Euro-Hüter müssen wohl akzeptieren, dass sie am Ende ihrer Möglichkeiten angekommen sind. Sie sollten ihre Ziele auf das Machbare zurückschrauben: Die Eindämmung der selbstgeschaffenen Risiken. Nebeneffekt: Dann müssen die Regierungen mit ihren fiskalischen und ordnungspolitischen Möglichkeiten die Verantwortung für die Konjunktur und Beschäftigung übernehmen. Sie müssen dann handeln, wie von der EZB bislang vergeblich gefordert.
Fazit: Die EZB hat hier die Chance, an Autonomie gegenüber den Regierungen zu gewinnen und zugleich für neue Bewegung zu sorgen.