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Eiertanz trotz weiter steigender Verbraucherpreise

Die EZB kann nicht bis Dezember warten

EZB. © RK MEDIA / stock.adobe.com
Die Europäische Zentralbank verstärkt immer mehr den Eindruck, der Haushaltsfinanzierung den Vorzug vor der Geldwertstabilität zu geben. Bisher lag sie mit ihren Prognosen reichlich daneben (wie fast alle Bankvolkswirte). Dennoch sieht sie dem inflationären Treiben beinahe tatenlos zu. Anders die Fed …

Jetzt geht’s los! Fed-Chef Jerome Powell beendete die Debatte um Zinserhöhungen in USA und kündigte einen ersten Schritt um 25 Basispunkte noch in diesem Monat an. Zwei weitere Schritte im Sommer würden folgen. Der Grund: die anhaltend hohe Inflation von 6,1% im Januar bei einer ebenfalls auf 40-Jahres-Hoch befindlichen „Kerninflation“ von 5,2% (ohne Energie und Lebensmittel). Vor allem die Lohnentwicklung gerät in USA angesichts von Arbeitskräfte-Knappheit aus dem Ruder.

Das setzt sowohl den Euro als auch die EZB weiter unter Druck. Denn auch in Europa steigen die Preise kräftig weiter. Die Verbraucherpreise in der Eurozone stiegen von 5,1% im Januar sprunghaft auf 5,8 % im Februar (jeweils im Jahresvergleich). Das war weit über den Konsensschätzungen der Experten von 5,4 %. Auch in Deutschland ist die Inflationsrate im Februar (erwartungsgemäß) auf 5,1% gestiegen (Januar 4,9%).

Energiepreise als Treiber

Treiber sind in der Eurozone vor allem die Energiepreise. Der Ölpreis hat die Marke von 110 USD überschritten. Berichte über Versorgungsengpässe wegen Unterbrechungen der russischen Exporte treiben die Inflation weiter an. Auch die Teuerung bei Nahrungsmitteln hat sich nochmals verstärkt. Das heißt: Die Inflationsrate in Deutschland könnte im März sogar die Marke von 5,5% knacken. Denn die Ukrainekrise steckt in den Daten bisher nicht drin. Und auch die diesjährigen Lohnrunden werden ihre inflationsverstärkende Wirkung noch zeigen.

EZB-Chefin Christine Lagarde macht vor diesem Hintergrund keine gute Figur. Noch immer eiert die EZB bei ihrer Zinspolitik herum. Die ganze Diskussion um Einflussfaktoren – Krieg, Energie, Sanktionen – macht vor allem eins deutlich: Der EZB fehlt ein klarer geldpolitischer Kompass. Die Geldmenge kommt in der Diskussion gar nicht vor. Obwohl sie eine Grundlage für die hohe Inflation bildet. Lag M3 (u.a. Sichteinlagen, Spareinlagen, Geldmarktfonds) noch 2022 bei 5,7 Bio. Euro betrug sie Ende 2021 satte 15,5 Bio. Und stieg damit im Jahresverlauf um weitere 7% an.

Der Süden drängt auf "Vorsicht"

Bislang erwägt die EZB einen Zinsschritt im Dezember. Und schon werden Rufe aus dem Süden der Währungsgemeinschaft laut, mit Zinsschritten bloß vorsichtig zu sein. Das verstärkt den Eindruck, die Notenbank kann nicht mehr unabhängig das Nötige tun, um ihr Kernmandat, die Geldwertstabilität, einzuhalten. Der Verweis mancher Volkswirte auf die „volatile Lage“ und den Dämpfer für die Wirtschaft ist zwar richtig.

Doch ein Zinsschritt um einen Viertelprozentpunkt im Sommer wäre ein Signal. Es würde bedeuten, dass sich die EZB nicht nur den Sorgen der Finanzminister, sondern auch denen der Bürger in der Eurozone stellt. Die Konjunktur abwürgen würde sie gewiss nicht. Schon gar nicht, wenn ein transparentes „Forward Guiding“ die weiteren Schritte absehbar machen würde. Zumal ein durch die Zinspolitik zusätzlich geschwächter Euro über die Energiekrise – Öl und Gas werden in Dollar abgerechnet – für einen zusätzlichen Inflationsauftrieb sorgt.

Fazit: Der Euro dürfte bis zum Sommer unter 1,10 abrutschen. Die EZB dürfte vor dem Dezember zum Handeln gezwungen sein.
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