Die Schattenseite der Staatsfonds
Die Staatsfonds (Sovereign Wealth Fonds) nehmen im Weltwirtschaftsgeschehen eine immer wichtigere Rolle ein.
Die Staatsfonds (Sovereign Wealth Fonds) nehmen im Weltwirtschaftsgeschehen eine immer wichtigere Rolle ein. Allein die 50 größten unter ihnen regieren ein Vermögen von 6 Billionen US-Dollar. Ihre Aufgabe ist es in der Regel, aus Rohstoffverkäufen erlösten oder erarbeiteten Wohlstand an künftige Generationen weiterzugeben. Dazu bewirtschaften sie eingenommene Hartwährungsreserven. Gerade kleinere Länder wie die Schweiz betrachten ihren ordnungspolitischen Einfluss mit Argusaugen. Immerhin halten zwei von ihnen – Singapurs GIC und die Qatar Investment Authority – strategische Beteiligungen an den beiden Großbanken Credit Suisse und UBS. Zugleich vergab GIC große Vermögensverwaltungsmandate an westliche Banken. Das Ziel: diese an den eigenen Finanzplatz zu locken und dessen Bedeutung auszubauen. Die Saudi Monetary Authority gab auf dem Höhepunkt der Finanzkrise Kapitalspritzen an US-Großbanken, um sich das außenpolitische Wohlwollen Washingtons zu sichern. Temasek, Singapurs zweiter Staatsfonds, macht mit seinen Milliarden Industriepolitik und kontrolliert die meisten größeren Konzerne vor Ort. Die Fonds sind regelmäßig eng mit der jeweiligen Notenbank eines Landes verzahnt. In vielen autoritär regierten Staaten und Schwellenländern sind die Fonds intransparent. Dort ballt sich zudem auf diese Weise vielfach politische, finanzielle und wirtschaftliche Macht bei wenigen Personen. Sie erhöhen den Staatseinfluss auf die Wirtschaft massiv. In der klar marktwirtschaftlich orientierten Schweiz hält die Notenbank inzwischen 16% ihres Vermögens als ausländische Aktien. Der ehemalige schweizerische Notenbankpräsident Philipp Hildebrand wies schon vor der Finanzkrise darauf hin, dass dies Ansprüche an eine renditeorientierte Bewirtschaftung nach sich zöge, die wiederum dazu verleiten würde, höhere Risiken einzugehen.
Fazit: Die gewaltigen Ballungen an Finanzkraft und häufig ihre Intransparenz machen die Staatsfonds zu einem Risikofaktor für die Finanzmärkte. Zugleich tragen sie zu Staatseinfluss und Politisierung der Weltwirtschaft bei.