Die Tücken der Prozentzahlen
Die Argumentation in Politik und Wirtschaft auf Basis von Prozentzahlen entwickelt sich zunehmend zu einem Mittel der Lesermanipulation. Drei aktuelle Beispiele:
- Wachstumseinbruch in China. Um nur noch 6,6% sei die Wirtschaft im Reich der Mitte 2018 gewachsen. Da sei der „niedrigste Stand seit fast drei Jahrzehnten". Doch 6,6% von mehr als 12 Bio. US-Dollar BIP (Ende 2017) sind knappe 793 Mrd. US-Dollar oben drauf. 2008 betrug der Zuwachs zwar 9,6%. Das waren aber nur 442 Mrd. Plus. Man könnte auch sagen: 2018 lag der Zuwachs beim BIP um rund 80% höher als 2008.
- Abschiebungen. „2018 so viele Abschiebungen in andere EU-Staaten wie nie zuvor", berichtet die Süddeutsche Zeitung. Die Deutsche Welle spricht von „Rekordniveau". Das ist nicht falsch. Aber beschreibt es Wirklichkeit richtig? Ist zunächst eine Steigerung von 15% auf 24,5% wirklich ein großer Erfolg? Erst recht, wenn sich dahinter gerade mal 8.600 konkrete Fälle verbergen. Wohlgemerkt: Es handelt sich um ausreisepflichtige Menschen. Man könnte auch sagen: Der Staat setzt in drei Viertel aller Fälle geltendes Recht nicht durch.
- E-Autos. Wir zitieren aus der schweizerischen Handelszeitung: „2019 verheisst einen Elektroauto-Boom", lautet die Überschrift. Elektroautos würden einen Riesensprung nach vorne machen, sagen Experten. Allein bei Renault nahm die Zahl der Neuzulassungen 2018 um beeindruckende 36,6% gegenüber dem Vorjahr zu. Wie armselig aber wirken die absoluten Zahlen des französischen Konzerns. 7.400 Neuzulassungen verzeichneten die E-Autos in Deutschland im vergangenen Jahr. Weltweit stieg der Absatz auf insgesamt 49.600 Elektrofahrzeuge an. Insgesamt setzte die Renault Gruppe weltweit 3,9 Mio. Fahrzeuge ab.
Fazit:
Nachrichten, die vornehmlich auf Prozentzahlen basieren, sollten Sie generell hinterfragen.